Angsttherapie - Im Gespräch mit Psychotherapeut (© Fizkes / stock.adobe.com)

Angsttherapie – Möglichkeiten von Psychotherapie(n), Selbsthilfe und anderen Angeboten im Überblick

Angsttherapie meint in der Regel irgendeine Form von Psychotherapie. Und psychotherapeutische Verfahren gibt es einige – offiziell anerkannte und von den Krankenkassen bezahlte, ebenso wie (teilweise ebenso gut funktionierende) Verfahren und Methoden, die nicht Kassenleistung sind. Bei dramatisch ausgeprägten Ängsten und Phobien kommen mitunter auch Psychopharmaka Medikamente zum Einsatz. Doch bevor es so weit kommt, gilt es erst einmal, eine fundierte belastbare Diagnose zu haben. Spätestens dann zumindest, wenn Selbsthilfe-Maßnahmen nicht mehr helfen. – Wenn wir im Folgenden also das Thema Angsttherapie beleuchten wollen, müssen wir erst einmal differenzieren, (ab) wann man von Angststörung und Angsterkrankung spricht. Und was Furcht und Phobien in diesem Kontext meinen. – Also: Eins nach dem anderen:

Was ist eine Angststörung?

Angststörungen können verschiedene psychische Störungen sein, die von einer übertriebenen Angstreaktion gekennzeichnet sind. Die Angst tritt länger und intensiver als eine normale Angst auf, kann plötzlich auftreten und körperliche Symptome wie chronische Schmerzen, Schwindel (Angstschwindel), Herzrasen, Zittern, oder Magen-Darm-Beschwerden mit sich tragen. Eine äußere Bedrohung ist dabei nicht vorhanden, sodass von einer unangemessenen Reaktion gesprochen werden muss. Dabei werden formal diffuse Ängste und Phobien unterschieden. Während diffuse Ängste spontan auftreten, mindestens ein paar Minuten andauern und keinen bestimmten Auslöser haben, richten sich Phobien auf konkrete Objekte oder Situationen. (vgl. Phobie Defintion). Gemäß der Kategorisierung der WHO zählen Angststörungen zu den neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen. Eine generalisierte Angststörung oder auch ängstliche Persönlichkeitsstörung bezieht sich auf nichts Bestimmtes, tritt also in Form von diffuser Besorgnis und Befürchtungen über einen längeren Zeitraum hinweg auf.

Im Gegensatz zu diffusen Ängsten oder Phobien hat Furcht eine konkrete, aktuelle oder direkt vorausgehende, Gefahr als Ursache. Sie dient entwicklungsgeschichtlich dem Selbstschutz und soll Flucht oder Angriff auslösen (de.wikipedia.org/wiki/Furcht).

Das andere Extrem im Gegensatz zu Angststörungen kann auch auftreten. In diesem Fall hat ein Mensch keine Angst oder zu wenig Angst. Im Extremfall kann das lebensbedrohlich werden, da dann extrem riskante Handlungen durchgeführt werden, ohne sich einer Gefahr bewusst zu sein.



Auf was können sich Phobien richten?

Phobien sind Angststörungen, die einen bestimmten Auslöser haben. Anders als bei Furcht (vgl. die Furcht Definition oben) besteht jedoch keine tatsächliche und unmittelbare Gefahr. Für eine bessere Handhabbarkeit werden unterschiedliche Phobien differenziert, je nachdem, was der Gegenstand der Angst ist. Dabei wird meist die Differenzierung der WHO benutzt, welche

  • Agoraphobie (Angst vor Menschenmengen oder Angst das Haus zu verlassen oder alleine zu Reisen, mit oder ohne Panikstörungen),
  • soziale Phobien (Angst vor sozialen Situationen, in denen man im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen könnte oder sich peinlich zu verhalten) und
  • spezifische Phobien

unterscheidet. Die spezifischen Phobien gliedern sich wiederum z.B. in

Phobien können sich gegen alle möglichen Dinge oder Situationen richten. So gibt es auch die Nekrophobie, eine Angst vor Toten und mit dem Tod assoziierten Dingen (damit in Zusammenhang: die Taphephobie, die Angst lebendig begraben zu werden), und die Phobophobie, die Angst vor der Angst (vgl. auch: Erwartungsangst bekämpfen).

Gynophobie beschreibt eine Angst vor Frauen, wobei es natürlich auch eine entsprechende Angst vor Männern gibt, die Androphobie. Relativ verbreitet ist die Angst vor kriechenden oder krabbelnden Tieren, auch Herpetophobie genannt. Mehr der Hypochondrie zuzuordnen, also einer eingebildeten Angst, ist die Karzinophobie, wobei es sich um eine Angst vor einer eigenen Krebserkrankung handelt. In eine ähnliche Richtung geht entsprechend auch die Ansteckungsphobie.

Weitere mögliche Ängste sind Angst vor emotionaler Nähe, Angst Kontrolle zu verlieren, oder Angst vor Spiegeln.

Kurzum, es gibt fast nichts, zu dem man keine Phobie entwickeln kann. Die zugrunde liegenden Abläufe im Körper sind ähnlich, doch muss auf jeden Fall nach dem Auslöser der Phobie unterschieden werden, um in der Behandlung darauf eingehen zu können.

Was sind mögliche Ursachen und Maßnahmen zur Vorbeugung?

Eine psychoanalytische Erklärung ist, dass ein innerer Konflikt zur Abwehr auf ein bestimmtes Objekt verschoben wird. Es gibt verschiedene Ansätze, um das Entstehen einer Angststörung zu erklären. Auf jeden Fall scheinen mehrere Faktoren im Zusammenspiel ausschlaggebend zu sein.

  • Die Psychologie ist sich einig, dass es eine gewisse Veranlagung zu besonders starker Angst gibt.
  • Dazu kommen Traumatisierungen, die gewisse Ängste begünstigen. Insbesondere das familiäre Umfeld in der Kindheit spielt hierbei eine Rolle.
  • Angst vor gewissen Situationen kann gelernt sein, also eine reale Angstsituation in Kombination mit einem bestimmten Reiz wird konditioniert; vgl. Furchtkonditionierung),
  • während generalisierte Angststörungen auch durch negative Lebensereignisse ausgelöst werden können.

Im Verständnis der Psychoanalyse ist eine Phobie das Ergebnis einer intrapsychischen Abwehr: unbewusst werden angsterregende Bewusstseinszustände durch eine äußere, harmlose Situation ersetzt, um sich das eigentlich bedrohliche nicht mehr ansehen zu müssen. So wird praktisch aus einer inneren Angst eine äußere, durch die Verschiebung kann eine äußere Angst leichter vermieden werden.

Folgen der Angst können ein geringes Selbstbewusstsein oder Mobbing am Arbeitsplatz sein, was dann wiederum die Situation zusätzlich verstärkt. Wer selbst merkt, dass er mehr und mehr Angst hat, aber selbst damit noch klar kommt, kann zur Vorbeugung das Nervensystem beruhigen.

Ist alles wirklich so schlimm wie in den Gedanken?

Durch konkrete Vorkehrungen zur Vorsorge und Besinnung auf die eigenen Stärken kann man Zukunftsängste überwinden.

Weitere Maßnahmen umfassen Psychohygiene. Dazu zählt unter anderem, genau zu beobachten was man tagtäglich so denkt und mit welchen Menschen man sich umgibt. Sind die Gedanken und das Umfeld hilfreich oder nicht?

Gleichmut zu trainieren ist eine weitere Idee in diese Richtung, schließlich ist das meiste im Nachhinein weniger schlimm als befürchtet. Dennoch darf eine Angststörung auf keinen Fall unterschätzt werden, und es sollte gegebenenfalls über eine Therapie nachgedacht werden. In der Regel meint Angsttherapie mindestens die eine oder andere Form von Psychotherapie.

Und darum soll es im Folgenden im Detail gehen. 

Angsttherapie: Welche möglichen Behandlungsformen gibt es und wer kann helfen?

Wenn die Angst der Situation nicht angemessen ist und länger als nötig anhält, ist stark von einer Angststörung auszugehen. Um körperliche Ursachen auszuschließen, sind jedoch zuerst einige medizinische Untersuchungen nötig. Einige Menschen neigen dazu, ihr Leid mit Alkohol zu betäuben. Alkoholismus Symptome sollten daher ebenfalls untersucht werden. Sofern das Leben deutlich eingeschränkt wird, beispielsweise im Rahmen einer Soziophobie die sozialen Kontakte eingeschränkt sind, und der/die Betroffene die Angst nicht selbstständig beeinflussen oder bewältigen kann, ist eine Angsttherapie sinnvoll.

Eine wichtige Differenzierung dabei ist der Unterschied zwischen Psychiatrie und Psychotherapie: Der Psychiater ist (oft nach dem Hausarzt) die erste Anlaufstelle, er stellt die Diagnose und koordiniert Behandlungsschritte. Dazu können Gespräche, Medikamente oder eine Behandlung in Reha gehören. Dazu kann auch gehören, dass zum Psychotherapeuten überwiesen wird (siehe den richtigen Psychotherapeuten finden). Mit letzterem erfolgen dann längere und auch häufigere Gespräche, die Behandlung wird so also intensiv begleitet. Mögliche Optionen sind im Folgenden beschrieben.

  • Verhaltenstherapie: Der Verhaltenstherapeut geht davon aus, dass Verhaltensweisen angelernt wurden. Daher können im Rahmen von Verhaltenstherapien auch wieder verlernt werden oder durch ein anderes (besser geeignetes) Verhalten ersetzt werden.
  • Klientenzentrierte Gesprächstherapie: Hier steht der Mensch mit seinen Fähigkeiten im Vordergrund. Anhand derer ist das Ziel des Gesprächs, eigenständig Lösungen zu entwickeln. So steht bei dieser Angsttherapie insbesondere die Beziehung von Therapeut und Patient im Vordergrund, man begegnet sich auf Augenhöhe, anstatt dass der Therapeut sich auf eine Expertenposition beruft und Ratschläge verteilt.
  • Gestalttherapie: Der Gestaltherapeut arbeitet mit einem ganzheitlichen Weltbild und geht daher auf die Einheit von Körper, Geist und Seele ein. Das Umfeld wird ebenfalls in die Überlegungen mit einbezogen.
  • Hypnosetherapie: Bei der Hypnosetherapie wird mit dem Unterbewusstsein gearbeitet. Insbesondere sollte auf die Auswahl eines seriösen Hypnosetherapeuten geachtet werden. Als wissenschaftlich anerkannte psychotherapeutische Methode, liegen viele positive Erfahrungen mit Hypnose vor. Im Zustand der Trance, einer anderen Bewusstseinsebene, können nachhaltig Änderungen bewirkt werden.
  • Gruppentherapie: Für die Zulassung zur Gruppentherapie benötigt ein Psychotherapeut eine Zulassung. Hier kann gemeinsam in der Gruppe über die Angst gesprochen werden. Ein Therapeut moderiert das Gespräch. Mögliche Themen für Gruppentherapie sind beispielsweise, wie mit der Angst im Alltag umgegangen wird oder was für Erfolge die Teilnehmer erreichen. Dadurch kann man sich gegenseitig Mut machen und sieht, dass man mit dem Problem nicht allein ist. So ist ein Treffen in der Gruppe eine sinnvolle Ergänzung zu einer Angsttherapie.
  • Psycho-Kinesiologie: Grundlage ist bei der Psycho-Kinesiologie, dass das Unterbewusstsein unverarbeitete Traumatische Erlebnisse auf einer körperlichen Ebene zeigt. Behandlungsmethoden umfassen die Augen-Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung, welche wissenschaftlich erwiesen ist (EMDR Erfahrungsberichte). Außerdem gibt es weitere Techniken wie etwa die Klopfakupressur.

Was hilft bei akuter Angst?

Bei akuten Angst-Anfällen hilft es natürlich nicht, erst einmal einen Therapeuten anzurufen und einen Termin für die Angsttherapie zu vereinbaren. Stattdessen ist Soforthilfe notwendig, um die körperlichen Symptome los zu werden und wieder klar denken zu können. Dazu können Rescue Tropfen bei Angstzuständen eingesetzt werden. Diese enthalten verschiedene Bachblüten (vgl. auch Mimulus), welche bei Anspannung und Panik harmonisieren und zur inneren Balance beitragen. Eine Wirkung über den Placebo Effekt hinaus ist jedoch bislang wissenschaftlich nicht belegt. Eine andere Möglichkeit sind Pascoflair Tropfen. Das Medikament enthält Extrakte aus der Passionsblume. Dieses Extrakt wirkt entspannend und angstlösend, da auf Botenstoffe im Gehirn Einfluss genommen wird (deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2017/daz-9-2017/nur-kein-stress).


Buch zum Thema Angsttherapie und Selbsthilfe: "Ängste überwinden: Mein Übungsbuch für mehr Optimismus & Gelassenheit" (Amazon)
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Fazit: Anststörungen sind therapierbar, es gibt viele Möglichkeiten der Angsttherapie

Eine Angststörung kann sich also in verschiedenen Formen äußern, sei es in einer diffusen Angst oder als Phobie. Betroffene Menschen haben oft auch körperliche Symptome und können die Angst nicht eigenständig bewältigen. Langfristig ist dann eine professionelle psychotherapeutische Angsttherapie sinnvoll und notwendig. Verschiedene Möglichkeiten wurden beschrieben, doch muss jeder selbst entscheiden, welche Art der Angsttherapie für ihn oder sie am besten geeignet ist.

Wer sich eingehend mit der Thematik auseinander setzen möchte, kann sich hier informieren:

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen