Somatisierungsstörung - Somatoforme Störung (© Marek Gottschalk / Fotolia)

Somatisierungsstörung (ICD / DSM) > Symptome, Ursachen, Therapie

Was genau versteht man unter einer Somatisierungsstörung bzw. dem Begriff somatoforme Störung? Was sind Symptome und Ursachen einer Somatisierung – welche Wege der Heilung / Therapie gibt es? Der folgende Artikel gibt einen längeren Überblick.

Definition Somatisierungsstörungen

Somatisierungsstörungen liegen laut Definition vor, wenn ein Mensch bzw. Patient nahezu permanent über körperliche Leiden klagt, ohne dass ein konkreter organischer Befund gestellt werden kann. Hiervon betroffen sein können neben dem Herz-Kreislauf-System auch Magen-Darm, die Gelenke sowie die Wirbelsäule und zahlreiche andere Schmerzbilder. Weitere Kriterien für eine Somatisierungsstörung sind sehr häufige Arztbesuche und die Wechsel der Ärzte, sobald keine Diagnose gestellt werden kann.

Eine somatoforme Störung ist nicht zu verwechseln mit Simulation oder Hypochondrie. In der Regel beginnt eine solche seelische Störung bereits bei Kindern und nicht erst im Erwachsenenalter.

Quelle: https://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/somatisierung.html

Somatisierungsstörung: Symptome

Die Symptome sind bei Kindern wie auch Erwachsenen körperlicher Natur. Sie verspüren Schmerzen, welche sie wahrhaftig erleben und sich keinesfalls ausdenken, für die es jedoch keinen medizinischen Befund während der Behandlung geben wird.

Mögliche Anzeichen sind:

  • Stechendes bzw. stolperndes Herz, Schmerzen in der Brust oder ein Druckgefühl
  • Rheuma-ähnliche Schmerzen in den Gelenken, der Wirbelsäule sowie den Gliedmaßen
  • im Harnwegesystem; beispielsweise häufiges Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch oder beim Urinieren
  • ein Völlegefühl oder Übelkeit im Magen
  • Probleme mit der Verdauung; beispielsweise Durchfall oder Verstopfung
  • Beschwerden bei der Atmung, zum Beispiel Klagen über Kurzatmigkeit oder Luftnot

Somatisierung: Ursachen

Wenn eine Somatisierungsstörung vorliegt, so gibt es für diese mehrere Ursachen. Es liegt nicht nur ein entscheidender Grund vor, es ist vielmehr das Ineinandergreifen unterschiedlicher Ursachen, die diese Störung letztendlich hervorgerufen haben.

Für die Erklärung der Ursachen gibt es aktuell zwei Modelle, die sich in ihrem Erklärungsansatz unterscheiden. Einerseits können die Somatisierungsstörungen anhand des psychoanalytischen Modells erklärt werden. Hierbei ist der Ausgangspunkt der Therapie ein großer seelischer Ballast, der sich in Form von Schmerzen nach außen projiziert und schließlich körperlich bemerkbar macht.

Andererseits können die somatoformen Störungen durch einen lerntheoretischen Ansatz erklärt werden. Danach gehend sind die entsprechenden Schmerzen erwartet sowie erlernt und werden immer wieder gefühlt. Hat ein Patient zum Beispiel Angst vor Herzrhythmusstörungen, so hört er immer wieder auf sein Inneres und den Schlag sowie die Schnelligkeit seines Herzens, bis es tatsächlich unregelmäßig schlägt. Der Körper kann sich solche Dinge aneignen und anhand eines Lernmusters, das gespeichert wird, immer wieder abrufen.

Risikofaktoren, welche eine Somatisierungsstörung auslösen könnten, sind seelischer Stress, ein unsicheres Ich, traumatische Ereignisse sowie innere ernsthafte Gefühle wie Angst, Zweifel, Wut und Trauer.

Quelle: https://www.netdoktor.de/krankheiten/somatoforme-stoerung/#TOC2

Diagnostik von Somatisierungsstörungen

Das Wichtigste während der Diagnostik oder bevor sogar Medikamente zum Einsatz kommen, ist, abzusichern, dass es beim Patienten wahrhaftig keine organischen Ursachen für die Beschwerden gibt – also tatsächlich eine („nur“) eine Somatisierung vorliegt. Bevor also eine Behandlung durch Medikamente oder eine Therapie begonnen werden kann, sollten einige Tests wie Röntgen, EKG oder Blutuntersuchungen gemacht werden. Der endgültige Schlüssel für die Diagnostik einer

  • schweren Somatisierungsstörung,
  • chronifizierten Somatisierungsstörung,
  • neurotischen Somatisierungsstörung oder
  • undifferenzierten Somatisierungsstörung

liegt im Auftreten von mehreren Beschwerden in meist einigen Organbereichen.

Weiterhin ist abzugrenzen, ob bereits eine chronifizierte Somatisierungsstörung, eine undifferenzierte Somatisierungsstörung oder eine bereits rezidivierende Somatisierungsstörung vorliegt.

Ebenso muss unbedingt eine Differentialdiagnose gestellt werden. Eine Differentialdiagnose dient dazu, andere Krankheiten mit ähnlichen oder nahezu identischen Symptomen auszuschließen.

Quelle: https://www.netdoktor.de/krankheiten/somatoforme-stoerung/#TOC2, https://web4health.info/de/answers/psy-somatisierungsstoerung.htm

Somatization - der englische Begriff für Somatisierung, somatoforme Störung, Somatisierungsstörung (© klublu / Fotolia)
Somatization – der englische Begriff für Somatisierung, somatoforme Störung, Somatisierungsstörung (© klublu / Fotolia)

Therapie

Für die Therapie von Somatisierungsstörungen, ganz gleich ob undifferenzierte oder schwere Somatisierungsstörung, gibt es keine einheitlichen Leitlinien, an denen sich orientiert werden kann.

Eine Verhaltenstherapie oder Psychotherapie kann jedoch nur Erfolge erzielen, wenn der Patient über seine psychischen Sorgen offen sprechen kann. Ziel ist, die Somatisierungsstörung zu heilen und zunächst abzuwägen, welch starke oder schwache Bedeutung sie aktuell für den Betroffenen darstellt. Nicht immer bedarf es eines Mittels wie Opipramol aus der Gruppe der Medikamente und Antidepressiva, um den Patienten zu beruhigen. Auch natürlich pflanzliche Mittel wie Johanniskraut haben eine sanft beruhigende Wirkung und ihnen wird große Bedeutung in der Therapie und Selbsthilfe zugemessen. Um den ersten Schritt zu machen, sich von innen heraus zu heilen, sind pflanzliche Arzneimittel eine gute Variante. Unterstützend wirkt eine Verhaltenstherapie, die seelische Probleme erfasst, analysiert und bestenfalls löst.

Quelle: https://www.psychenet.de/psychische-gesundheit/informationen/somatoforme-stoerungen.html#c815

Somatisierungsstörung nach ICD (International Classification of Diseases)

Somatisierungsstörungen werden im Diagnoseschema ICD anhand symptomatischer Leitlinien aufgeteilt in verschiedene Arten bzw. Stufen der Störung.

Um laut ICD-10 eine Somatoforme Störung feststellen zu können, sollten beim Patienten bereits über zwei Jahre immer wiederkehrende verschiedene körperliche Beschwerden vorliegen, für die keinerlei organische Ursache gefunden wird (Somatisierung). Weiterhin können die behandelnden Ärzte beim Betroffenen eine sture Weigerung gegen die Tatsache feststellen, dass es keine organische Krankheiten gibt. Bei einer Somatisierungsstörung lehnt sich der Patient gegen die ärztlichen Aussagen auf, dass er keine körperlich diagnostizierbaren Krankheiten hat – er sucht für sich weiterhin nach einer ernsthaften Erkrankung. Durch das Zusammenspiel dieses Verhaltens ist zudem das soziale Umfeld beeinträchtigt. Die Gefahr, dass diese Störung chronisch wird, ist relativ hoch.

Nach dem ICD-10 wird die Somatisierungsstörung folgendermaßen unterteilt:

  • Undifferenzierte Somatisierungsstörung
  • Hypochondrische Störung
  • Somatoforme autonome Störung
  • Anhaltende somatoforme Schmerzstörung
  • Sonstige somatoforme Störung

Quelle: https://www.panikattacken.at/psychosomatik/somstoer.htm

Somatoforme Störung nach DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders)

Laut dem DSM IV lauten die Kriterien für eine Somatisierungsstörung / somatoforme Störung wie folgt:

Schmerzsymptome
(1) Gesichts- und/oder Kopfschmerzen
(2) Schmerzen im Bauchraum
(3) Rückenschmerzen
(4) Gelenkschmerzen
(5) Schmerzen in den Gliedmaßen
(6) Schmerzen in der Brust
(7) Schmerzen im Rektum
(8) Schmerzhafte Menstruation
(9) Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
(10) Miktionsschmerzen

Gastrointestinale Symptome
(11) Übelkeit
(12) Völlegefühl
(13) Erbrechen
(14) Durchfallartigen Stuhlgang
(15) Unverträglichkeit diverser Lebensmittel

Sexuelle Symptome
(16) Sexuelle Gleichgültigkeit
(17) Schwierigkeiten mit Erektion und/oder Ejakulation
(18) Unregelmäßige Menstruationen
(19) Übermäßige menstruelle Blutungen
(20) Erbrechen in der gesamten Schwangerschaftsdauer

Pseudoneurologische Symptome
(21) Gestörte Koordination/gestörter Gleichgewichtssinn
(22) Lähmung bis hin zu Muskelschwäche
(23) Schwierigkeiten beim Schlucken
(24) Flüsterstimme
(25) Harnverhalt
(26) Halluzinationen
(27) Verlust der Berührungs- und Schmerzempfindung
(28) Doppelt sehen
(29) Blindheit
(30) Verlust des Hörvermögens
(31) Anfälle, teilweise krampfartig
(32) Gedächtnisverlust
(33) Bewusstlosigkeit

Erfahrungsberichten zufolge sind besonders die schwere Somatisierungsstörung sowie wenn die Krankheit bereits chronisch vorliegt besonders schwerwiegend. Die Betroffenen mit Somatisierung sind nicht nur mental, sondern auch sozial sehr eingeschränkt durch ihr Verhalten, welches bei Unwissenden komisch ankommt. Erfahrungsberichte zeigen, dass Patienten unbedingt professionelle Hilfe brauchen.

Quellen: https://web4health.info/de/answers/psy-icddsm-what.htm, https://www.cobocards.com/pool/de/card/6blce0712/online-karteikarten-kriterien-fuer-somatisierungsstoerung-nach-dsm-iv-/

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