Angst vor Tunneln / Tunnelphobie / Tunnelangst (© Philippe Gillotte / Fotolia)

Angst vor Tunneln / Tunnelangst / Tunnelphobie

Ein latentes Gefühl der Tunnelangst (Angst vort Tunneln) kennt wohl jeder. Die meisten Menschen spüren ein leises Unbehagen, wenn sie einen längeren und schlecht beleuchteten Fußgängertunnel betreten müssen und keine anderen Menschen in Sicht sind. Noch intensiver wird die Furcht vor dunklen Tunneln, wenn jemand Unbekanntes hinter einem geht. Unweigerlich möchte mancher Tunnelgänger sich umschauen oder stehenbleiben, damit die Person ihn überholen kann. Zugleich ist genau das ebenfalls angstbesetzt.

Manche Menschen können nur mühsam den Angstschweiß und den Impuls unterdrücken, in einem Anfall von Panik wegzulaufen. Auch wenn das eine sehr starke Reaktion auf die Situation ist, hat diese bei einem einmaligem Vorfall nicht unbedingt einen Krankheitswert. Vielmehr reagiert der Instinkt vieler Menschen auf unbewusst wahrgenommene warnende Signale, etwa die Abwesenheit anderer Passanten, eine menschenleere Gegend oder einen Mann, der sich auffällig verhält. Bleibt der Betroffene aber in seiner Angst stecken, statt am Ende des Tunnels erleichtert aufzuatmen, kann das eine Phobie auslösen.

Angst vor Tunneln – Was ist noch normal, wann spricht man von einer behandlungsbedürftigen Phobie?

Ein latentes Gefühl von Unwohlsein in einem Fußgänger- oder Autotunnel zu empfinden, ist vollkommen ormal. Es handelt sich um eine Urangst, die fast jeder hat. Manche Menschen haben beim nächtlichen Heimkommen Angst in der Dunkelheit eines Tunnels (siehe auch Angst Dunkelheit), da man dort leichter überfallen werden könnte. Auch Autofahrer kennen Tunnelangst, weil sie Angst vor einem Unfall mitten im Tunnel haben. Bei einem unfallbedingten Feuer wäre das Entkommen erschwert. Auch das ist normal, da diese Angst einen realen Hintergrund hat. Krankheitswert haben nur Ängste, die auf irrationalen Befürchtungen beruhen. Geraten solche Ängste außer Kontrolle und nehmen den Betroffenen ganz in Besitz, führen sie zu Vermeidungsverhalten und den typischen Anzeichen einer Tunnelphobie.


„Krankheitswert haben nur Ängste, die auf irrationalen Befürchtungen beruhen.“


Eine Tunnelangst mit Krankheitswert führt zu Schweißausbrüchen und Panikattacken (vgl. Panikattacken Symptome). Der Betroffene nimmt lieber lange Umwege in Kauf, als nochmals einen angstmachenden Tunnel zu betreten. Es kann passieren, dass auch in seinen Träumen enge und endlos lange Tunnel auftauchen und zu einem Albtraum führen. Die panische Angst vor Tunneln lebt sich dann auch im Unterbewusstsein und im Traumbewusstsein aus.

Klar ist, dass die Tunnelphobie einer angemessenen Behandlung bedarf, weil sich die Ängste auch körperlich bemerkbar machen. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Angst vor Tunneln sich vom eigentlichen Objekt der Angst auch zu anderen engen Räumen erstreckt – beispielsweise zu Bussen und Fahrstühlen.

Tunnelangst ist eine Variante der Klaustrophobie (vgl. Klaustrophobie Definition). Diese betrifft enge und schmale, vor allem aber geschlossene Räume. Ein Entkommen scheint unmöglich. Mancher Betroffene fühlt sich, als würde er in einer Falle sitzen. Ein Tunnel hat zwar Ein- und Ausgänge, aber er wirkt auf den Ängstlichen trotzdem wie ein Verließ, dem man nicht entkommen kann. Zum Teil sind Tunnel unterirdisch angelegt. Das verstärkt diesen Eindruck. Schlecht beleuchtete Tunnel gelten daher als Angsträume. Die Angst vor Tunneln kann so prominent werden, dass die Betroffenen es nicht einmal schaffen, einen zwei Meter langen Stofftunnel innerhalb eines Parcours zum Training der Sinne kriechend zu überwinden. Diese simple Anforderung kann eine Angstattacke nach sich ziehen, die dem Betroffenen sehr peinlich ist. Der Stofftunnel steht dabei für einen realen Tunnel, der als Angstraum wahrgenommen wird.

Angstsymptome gegenüber einem Tunnel lassen sich nicht einfach abschalten. Sie haben oft eine tief liegende Ursache und müssen behandelt werden, wenn sie die Lebensqualität des Betroffenen nachhaltig einschränken.

Quellen:

  • de.wikipedia.org/wiki/Klaustrophobie
  • netdoktor.de/krankheiten/phobien/klaustrophobie/
  • wdr.de/wissen/mensch/klaustrophobie-100.html
  • spiegel.de/panorama/tunnelphobie-autofahrer-traut-sich-nicht-durch-den-emstunnel-a-1163697.html
  • youtube.com/watch?v=nfqeLA0cNgk

Tunnelphobie - Die Angst vor Tunneln (Tunnelangst) kann sich auf Unterführungen beziehen (© Gina Sanders / stock.adobe.com)
Tunnelphobie – Die Angst vor Tunneln (Tunnelangst) kann sich auf Unterführungen beziehen (© Gina Sanders / stock.adobe.com)

Was löst Tunnelangst aus?

Die Auslöser einer Angst vor Tunneln können individuell sehr unterschiedlich sein. Manchmal sind es traumatische Erlebnisse, die in einem Tunnel oder einem abgedunkelten engen Raum geschehen sind. Dadurch kann lebenslang eine Tunnelphobie bestehen, die das traumatische Erleben immer wieder zurückholt. Je nach Dramatik des Geschehens kann es sich um eine posttraumatische Belastungsstörung handeln (vgl. posttraumatisches Syndrom). Eine auf Traumata beruhende Tunnelangst weist jedenfalls darauf hin, dass die belastenden Geschehnisse nicht verarbeitet wurden.

Panikattacken vor jedem Tunneleingang lassen irgendwann die Frage entstehen „Werde ich verrückt?„. Die auftretenden körperlichen Symptome können zudem auf eine vermeintliche Herzerkrankung hinweisen, statt auf ein unverarbeitetes Tunnel-Trauma. Außerdem sind oft nicht nur Tunnel, sondern auch Fahrstuhlkabinen oder dunkle Kinosäle und andere, ähnlich gelagerte Plätze mit Ängsten besetzt. Das lässt bei den Betroffenen die Befürchtung aufkommen, etwas stimme mit ihnen nicht. Das angstbesetzte Objekt wird nicht mehr mit der Ursache der Angst verbunden. Die Angst hat sich generalisiert. Sie überfällt die Betroffenen ohne Vorwarnung an unterschiedlichen Orten, die dem Tunnel vermeintlich ähnlich sind.


„Die Kennzeichen einer Phobie sind eindeutig. Sie liegen in Vermeidungsverhalten und körperlichen Symptomen.“


In anderen Fällen ist nicht klar ersichtlich, was die Tunnelphobie ausgelöst hat. Der Auslöser kann ganz woanders zu suchen sein. Er hat sich auf Tunnelgewölbe übertragen. Zum Beispiel kann eine werdende Mutter ihre eigenen Ängste und die damit entstehenden Stresshormone auf ihr Ungeborenes übertragen. Die spezielle Angst vor Tunneln entsteht beim Kind erst im Laufe von Jahren. Zunächst haben die Mütter es möglicherweise mit einem ängstlichen und leicht in Panik zu versetzenden Kind zu tun. Möglich ist auch eine genetische Veranlagung, die zur Angst vor Tunneln führt. Daraus muss jedoch nicht immer eine Tunnelphobie entstehen.

Die Kennzeichen einer Phobie sind eindeutig. Sie liegen in Vermeidungsverhalten und körperlichen Symptomen. Die Betroffenen befürchten oder erleben schon beim Denken an einen Tunnel eine Angstattacke. Ängste, die den normalen Rahmen nicht sprengen, können jedoch überwunden werden, wenn der Betroffene seinen Mut zusammennimmt. Die Ängste erscheinen ihm als beherrschbar. Sie lösen keine Panikattacke aus. Möglicherweise sucht sich derjenige eine Begleitung, wenn er einen Tunnel passieren muss. Auf jeden Fall unterscheidet den Angstpatienten von Normal-Ängstlichen, dass letzterer sich den Ängsten stellt und sie aus eigener Kraft überwinden kann. Irgendwann ist die Angst vor Tunneln Geschichte.

Der angstkranke Tunnelphobiker benötigt dafür jedoch die Hilfe eines Psychotherapeuten. Er will vielleicht Psychopharmaka rezeptfrei kaufen, die die Angstsymptome abmildern. Mehr als leichtere / pflanzliche Mittel wird er jedoch nicht erhalten, denn chemische Psychopharmaka sind immer rezeptpflichtig. Zudem lösen Medikamente ja keine Probleme und Ängste in ihren Ursachen auf. Das schaffen in der Regel nur Ansätze der Psychotherapie, wie eben Verhaltenstherapien, Gesprächstherapien, Konfrontationstherapie etc.

Quellen:

  • therapie.de/psyche/info/index/diagnose/angst/ursachen/
  • palverlag.de/lebenshilfe-abc/tunnel-angst.html
  • wdr.de/wissen/mensch/klaustrophobie-100.html
  • noack-hypnose.de/tunnelangst-berlin-psychotherapie-autofahrt/
  • youtube.com/watch?v=9K_BCdz3M0I

Behandlungsmöglichkeiten bei Tunnelangst

Der wichtigste Schritt für einen Menschen, dessen Ängste aus dem Ruder gelaufen sind, ist sich professionelle Hilfe zu suchen. Wenn die Angst vor Tunneln sich mittlerweile auch auf andere Räume erstreckt und ein normales Leben nicht mehr möglich ist, sollte ein Psychotherapeut aufgesucht werden. Niemand muss mit Tunnelangst und Panikattacken leben. Die gute Nachricht ist, dass beide behandelbar sind und sich meistern lassen.

Die kognitive Verhaltenstherapie sowie die damit oft verbundene Konfrontationstherapie bieten in Ergänzung mit anerkannt wirksamen Entspannungsverfahren den therapeutischen Handlungsrahmen, um einer Phobie vor Tunneln zu Leibe zu rücken. Auch mit Hypnotherapie können Ängste vor Tunneln bzw. anderen Objekten und Situationen oft erfolgreich behandelt werden.

Was machen Psychologen mit solchen Angstpatienten? Zunächst besprechen Sie mit dem Patienten, was dieser so erlebt, und wie sich seine Angst vor Tunneln äußert. Bei einer Tunnelphobie entsteht oft der falsche Eindruck, man sei körperlich krank. Der Therapeut hat nun die Aufgabe, das Wesen der Angst und normale physiologische Reaktionen des Körpers darauf verständlich zu machen.

Manchmal glauben die Betroffenen nicht, sie es „nur“ eine Angsterkrankung ist, was sie plagt (siehe Angsterkrankungen Symptome). Manche Menschen haben von ihren Ängsten und körperlichen Symptomen einen Nutzen, den sie nicht loslassen möchten. Sie erhalten darüber mehr Aufmerksamkeit. Außerdem sehen sie in einer Angsterkrankung ein Anzeichen persönlicher Schwäche. Manche Betroffenen würden niemals zugeben, dass sie nicht dramatisch erkrankt sind. Solchen Angst-Patienten ist schwerer zu helfen, weil sie der Behandlung Widerstände entgegenbringen. Sie verweigern beispielsweise eine Konfrontationstherapie, weil sie meinen, man verschweige ihnen eine schwere Erkrankung.

Angst in Tunnel / Unterführung (Tunnelphobie) (© Heiko Kverling - Fotolia)
Angst in Tunnel / Unterführung (Tunnelphobie) (© Heiko Kverling – Fotolia)

In anderen Fällen tritt beim Patienten Erleichterung ein, weil organisch alles in Ordnung ist. Der Therapeut kann dem Patienten vermitteln, dass solche Ängste normal sind, solange sie im üblichen Maß ausgelebt werden. Nun aber sind sie entgleist und müssen wieder auf ein normales Maß zurückgedreht werden. Dabei kann gemeinsam festgestellt werden, warum es in dieser Situation zu einer Eskalation der Angst gekommen ist.

Solche Patienten sind kooperativer. Sie können am Ende der Behandlung ihrer Angst vor Tunneln ins Gesicht sehen. Tunnel stellen zukünftig für sie kein unüberwindbares Problem mehr dar. Die Tunnelphobie wurde bewältigt. Manchmal werden vom Therapeuten zeitweise Beruhigungsmittel verabreicht. Wenn Beruhigungsmittel pflanzlich schnell wirkend sind, können sie den Angstattacken die Spitze nehmen.

Quellen:

  • palverlag.de/lebenshilfe-abc/tunnel-angst.html
  • youtube.com/watch?v=UYY95395Y7s
  • youtube.com/watch?v=g7H6TOB5qUw

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen