Moclobemid | Screenshot Google Bilder-Suche vom 06.02.2019

Moclobemid gegen Depressionen und Angststörungen

Moclobemid – Antidepressivum auf Basis eines selektiven, reversiblen MAO-A Hemmers

Unser psychisches Befinden ist von vielen inneren und äußeren Faktoren abhängig. Gesteuert werden die verschiedensten Stimmungslagen durch eine Reihe von Hormonen und Botenstoffen (Neurotransmitter). Beispielsweise haben die Höhe des Serotoninspiegels – häufig auch als Glückshormon bezeichnet – sowie des Spiegels an Dopamin, Noradrenalin und einigen anderen Neurotransmittern einen entscheidenden Einfluss auf unser psychisches Befinden. Es handelt sich um ein sehr komplexes Zusammenspiel von Hormonen und Botenstoffen.

Falls die Balance zwischen Auf- und Abbau gestört ist, kann sich eine zu hohe, meist aber eine zu niedrige Konzentration eines bestimmten Hormons oder Neurotransmitters einstellen, was zu psychischen Auffälligkeiten führen kann. Beispielsweise machen sich bestimmte Depressionsarten nicht nur durch das Verhalten, sondern auch biochemisch durch eine zu geringe Konzentration an bestimmten Monoaminen bemerkbar.

Eine Gruppe von Antidepressiva, zu denen auch Moclobemid zählt, neutralisieren als sogenannte MAO-Hemmer (Monoaminooxidase-Hemmer) das Enzym Monoaminooxidase (MAO). Die Aufgabe der Oxidase besteht darin, Neurotransmitter, die zur Gruppe der Monoamine zählen wie Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Melatonin und andere biochemisch zu deaktivieren. Bei zu starkem Abbau kann sich ein spezifischer Mangel der oben genannten Botenstoffe einstellen. Ein gezielter Angriff auf das Abbauenzym Monoaminooxidase durch den MAO-Hemmer Moclobemid soll den Abbau der Botenstoffe stoppen, so dass sich ihr Spiegel wieder erhöht.

Was bedeuten Selektivität und Reversibilität bei einem MAO-A Hemmer?

Monoaminooxidasen entziehen Botenstoffen und Hormonen, die zu der Gruppe der Monoamine gehören, ihre charakteristische Aminogruppe (-NH2). Sie werden dadurch biochemisch inaktiv.

Es werden zwei Typen unterschieden, MAO-A und MAO-B.

  • MAO-A bewirkt vorwiegend die Inaktivierung von Noradrenalin und Serotonin. MAO-A ist vor allem außerhalb unseres Zentralnervensystems aktiv und ist auch für die Desaminierung von Nahrungsbestandteilen zuständig. Das hat eine Bedeutung bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit bestimmten Nahrungskomponenten.
  • MAO-B ist hauptsächlich auf die Desaminierung von Katecholaminen wie Dopamin im Zentralnervensystem spezialisiert.

Der Wirkstoff Moclobemid gehört zu den selektiven MAO-A Hemmern. Das bedeutet, dass das Medikament, das als verschreibungspflichtiges Arzneimittel mit dem Namen Aurorix in Apotheken gegen Rezept erhältlich ist, ausschließlich die Wirksamkeit der Monoaminooxidase vom Typ A blockiert. MAO vom Typ B bleibt quasi unbehelligt in seiner biochemischen Aktivität.

Moclobemid wird wegen der einseitigen Ausrichtung auf MAO-A als selektiv bezeichnet. Selektive MAO-Hemmer, die MAO-B blockieren, werden häufig als Medikament gegen die Nervenerkrankung Morbus Parkinson verschrieben.

Die Reversibilität des Wirkstoffs Moclobemid besteht in seiner schwachen Bindung an das Enzym MAO-A. Durch den allmählichen Abbau des Arzneiwirkstoffs wird das MAO-A wieder freigegeben, wodurch seine enzymatische Wirkung als Monoaminooxidase wiederhergestellt wird. Im Gegensatz dazu stehen auch Medikamente mit irreversiblen MAO-Blockern zur Verfügung. Ihre Bindung an ein MAO-Molekül ist irreversibel. Ein MAO-Molekül, das durch einen irreversiblen MAO-Hemmer besetzt wurde, kann seine enzymatische Fähigkeit nicht mehr wiedererlangen. Erst im Rahmen einer mehrere Wochen dauernden Neusynthese der Monoaminooxidase setzt die enzymatische Tätigkeit wieder ein.



Indikationen für die Verschreibung von Aurorix oder anderen moclobemidhaltigen Medikamenten

Wie eingangs erwähnt wirken viele Faktoren auf unser psychisches Befinden und auf psychische Erkrankungen ein. Insbesondere sind die Zusammenhänge, die zu einer Depression führen, noch nicht hinreichend verstanden, zumal sich die Erkrankung auch in vielen unterschiedlichen Formen präsentiert. Falls bei einer diagnostizierten schweren Depression ein typischer Mangel an Monoaminen vorliegt, ist nicht eindeutig geklärt, ob der Mangel Ursache oder Folge der Depression ist. Mögliche Ursachen für einen tatsächlichen oder einen scheinbaren Mangel an Monoaminen kann eine gestörte Synthese der Monoamine sein oder es kann mit einer verminderten Fähigkeit zusammenhängen, an die entsprechenden Rezeptoren anzudocken. In beiden Fällen sorgt der Wirkstoff Moclobemid für eine höhere Monoaminkonzentration, die wesentlich zu einer Abschwächung der Symptome einer schweren Depression oder Angststörung beitragen.

Langjährige, praktische Erfahrungen mit moclobemidhaltigen Arzneimitteln bei Depressionen haben gezeigt, dass sie gut wirksam sind, aber nicht bei Ausprägungen, die mit Suizidgedanken gekoppelt sind oder bei Patienten mit starker innerer Unruhe. In Deutschland wird Moclobemid auch als Arzneimittel gegen Angststörungen (soziale Angststörungen) verschrieben (siehe auch angstlösende Antidepressiva). Im Gegensatz zu irreversiblen MAO-Blockern muss bei moclobemidhaltigen Medikamenten keine besondere Diät eingehalten werden. Insgesamt sind die unerwünschten Nebenwirkungen schwächer als bei irreversiblen und nicht-selektiven MAO-Hemmern.

Zu Beginn der Behandlung sollte beachtet werden, dass die erwünschte Wirkung erst mit einer Verzögerung von zwei bis vier Wochen eintritt.

Die Erfolgsaussichten zur vollständigen Heilung einer Depression sind gut. Allerdings bestehen die aussichtsreichsten Behandlungen in der Regel aus einer Kombination von allgemeinen Maßnahmen, Psychotherapien (siehe auch Psychotherapeut finden) und der Verabreichung von Antidepressiva wie Moclobemid. Allgemeine Maßnahmen beinhalten meist Entspannungstechniken wie Meditationsübungen (siehe Meditation lernen) oder verschiedenste aus Indien und Fernost übernommene Techniken. Auch eine Musiktherapie mit einem erfahrenen Therapeuten einschließlich Rhythmusübungen kann einen wichtigen Beitrag zur Heilung einer Depression leisten. Eine Erörterung und weitergehende Vertiefung kombinierter Therapien findet sich bei Youtube (youtube.com/watch?v=U7UwPbGHsoU).

Wie hoch ist die empfohlene Tagesdosis und wie soll das Medikament eingenommen werden?

Im Regelfall gilt für Erwachsene ab 18 Jahren eine Zieldosierung von 300 bis 600 Milligramm täglich. Die exakte Tagesdosis sollte der behandelnde Arzt bestimmen. Zu Beginn der Behandlung ist es wichtig, dass das Medikament „eingeschlichen“ wird. Das bedeutet, dass zunächst mit einer deutlich niedrigeren Dosis begonnen wird und nach Absprache mit dem Arzt die Tagesdosis erst nach Tagen oder gar Wochen langsam bis auf Zieldosis gesteigert wird. Übliche Darreichungsformen des Arzneimittels sind Filmtabletten mit 150 oder 300 Milligramm Moclobemid je Tablette. Mehrere Pharmahersteller wie Hexal und Ratiopharm bieten Filmtabletten in den genannten Dosierungen an.

Die Einnahme der Tagesdosis wird unabhängig von den Mahlzeiten auf zwei- bis dreimal verteilt. Wegen der Notwendigkeit zum Einschleichen des Medikaments und wegen der empfohlenen Stückelung der empfohlenen Tagesdosis sind Filmtabletten mit einer niedrigen Dosierung geeigneter als Tabletten mit hoher Dosierung.

Aus ethischen Gründen werden keine Untersuchungen an schwangeren Frauen vorgenommen, so dass vorsichtshalber eine Medikation bei Schwangeren nicht empfohlen wird. Das gilt auch bei stillenden Frauen, weil geringe Mengen des Arzneistoffs in die Muttermilch übergehen.

Es ist vollkommen normal, wenn die erwünschte Wirkung erst zeitverzögert nach zwei oder mehreren Wochen einsetzt. Falls die Symptome zurückgehen, sollte das Medikament noch mindestens sechs Wochen weiter eingenommen werden. Danach kann in Absprache mit dem Arzt langsam mit dem „Ausschleichen“ begonnen werden. Ein abruptes Absetzen kann zu Problemen führen und ist nicht zu empfehlen, auch wenn keinerlei Symptome mehr feststellbar sind (vgl. auch Paroxetin ausschleichen, Cymbalta ausschleichen, Doxepin ausschleichen und andere).

Welche Wechselwirkungen müssen bei Einnahme von Moclobemid beachtet werden?

Die Einnahme moclobemidhaltiger Antidepressiva ist unkritisch hinsichtlich der Ernährung, weil – anders als bei einer Reihe von irreversiblen MAO-Blockern – keine direkten Wechselwirkungen mit Nahrungsbestandteilen stattfinden, die zu außergewöhnlichen Antworten des Stoffwechsels führen würden.

Zu beachten sind demgegenüber Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten. Vor allem bergen Kombinationen von Moclobemid mit anderen MAO-Hemmern die Gefahr, dass es zu einem eklatanten Serotoninüberschuss kommt, der das unmittelbar lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom auslösen kann.

Einige weitere Medikamente, die zusammen mit Moclobemid eingenommen werden, verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung.

Wenn sich die Notwendigkeit ergibt, Moclobemid zusammen mit anderen Medikamenten einzunehmen, sollte unbedingt vorher ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden. Beispielsweise kann eine Kombination mit dem Hustenblocker Dextrometorphan zu schweren Nervenschädigungen führen. Eine Kombination mit serotonerg wirkenden Pharmaka, also solchen Substanzen, die Serotonin-Rezeptoren aktivieren und unkontrolliert die Wirkung von Serotonin verstärken, kann Hitzereaktionen, Verwirrtheit und andere gravierende Symptome auslösen.

In der Drogenszene werden MAO-Hemmer häufig gezielt mit bestimmten Drogen kombiniert, um ihre Wirkung erst zu ermöglichen oder um sie zu verstärken. Die gleichzeitige Einnahme von Opioiden verstärkt ebenfalls deren Wirkung. Personen, die unter chronischem Bluthochdruck leiden, sollten während der Einnahme von Moclobemid möglichst Nahrungsmittel meiden, die viel Tyramin enthalten. Das sind vor allem viele Käsesorten und fast alle Lebensmittel, die einen Fermentationsprozess durchlaufen haben sowie die meisten Nusssorten.

Gibt es Kontraindikationen, bei denen moclobemidhaltige Arzneien nicht empfohlen werden?

Außer bei Schwangerschaft und während der Stillzeit, für die aus den oben genannten Gründen eine Medikation nicht empfohlen wird, gibt es noch eine Reihe weiterer Kontraindikationen, die gegen eine Therapie mit moclobemidhaltigen Medikamenten sprechen, und es gibt Grenzfälle, die nur bedingt dafür sprechen. Der Arzt muss in jedem einzelnen Fall abwägen, ob der erhoffte Nutzen größer ist als die zu erwartenden Probleme. Grundsätzlich müssen natürlich auch die oben beschriebenen Wechselwirkungen beachtet werden, die in bestimmten Konstellationen gegen die Einnahme moclobemidhaltiger Arzneien sprechen:

  • Verwirrtheitszustände; besonders bei akut auftretender Verwirrtheit
  • Phäochromocytom; Adrenalin produzierender Tumor
  • Überempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe; falls gegen einen der Inhaltsstoffe allergische Reaktionen bekannt sind
  • Hyperthyreose; bei eklatanter Schilddrüsenüberfunktion

Bei Vorliegen folgender Krankheiten ist eine Medikation mit moclobemidhaltigen Arzneien nur bedingt empfohlen:

  • Nieren- und Lebererkrankungen; es empfiehlt sich eine Kontrolle der Leberwerte
  • Arterieller Bluthochdruck; Wechselwirkungen mit Blutdrucksenkern beachten
  • Schizophrenie; Eine Risikoabwägung ist auch bei eklatanten Gefühlsstörungen angezeigt
Infos zu Moclobemid Gegenanzeigen / Kontraindikationen bei onmeda.de
Infos zu Moclobemid Gegenanzeigen / Kontraindikationen bei onmeda.de

Welche unerwünschten Moclobemid Nebenwirkungen können auftreten?

Die Einnahme des selektiven, reversiblen MAO-A Hemmers Moclobemid kann von unerwünschten Wirkungen begleitet sein. Wie auch alle anderen MAO-Hemmer sollte der Beginn der Einnahme schleichend sein, also mit einer niedrigeren als der Zieldosierung beginnen. Die Dosis kann dann langsam innerhalb von Tagen oder Wochen in Absprache mit dem behandelnden Arzt auf die Zieldosis gesteigert werden. Die häufigsten Moclobemid Nebenwirkungen gemäß Beipackzettel der Pharmaunternehmen Hexal und Ratiopharm sind

  • Unruhe, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Mundtrockenheit sowie Schwindel und Übelkeit.
  • In seltenen bis sehr seltenen Fällen wurden Verwirrtheit, Erregung und weitere Krankheiten wie auch Suizidgedanken beobachtet.

Falls eine oder mehrere Nebenwirkungen auftreten, kann dadurch die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen sicher zu bedienen, eingeschränkt sein.

neuraxpharm Moclobemid Nebenwirkungen - Die Beipackzettel-Infos sind u.a. bei der Apotheken-Umschau abrufbar (Screenshot 06.02.2019)
neuraxpharm Moclobemid Nebenwirkungen – Die Beipackzettel-Infos sind u.a. bei der Apotheken-Umschau abrufbar (Screenshot apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/MOCLOBEMID-neuraxpharm-300-mg-Filmtabletten-6621430.html vom 06.02.2019)

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