Diagnose F30.0 = Hypomanie nach ICD 10 (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)

Bedeutung der Diagnose F30.0 laut ICD 10

Mit der verschlüsselten Diagnose F30.0 gemäß ICD-10-GM wird die psychische Erkrankung Hypomanie festgestellt. Ein Überblick.

Das Kürzel ICD-10-GM steht für International Classification of Diseases, German Modification, 10th Revision. Es handelt sich also um die 10. revidierte Auflage der Deutschen Version der international anerkannten Klassifizierung von Krankheiten. Die hier verwendete 10. Auflage berücksichtigt Änderungen bis einschließlich 23. März 2020. Mit dem Zusatz F30.0 wird in verschlüsselter Form die Diagnose „Hypomanie“ in verschlüsselter Form angegeben. Ärzte und medizinisches Fachpersonal verbinden mit der Bezeichnung F30.0 weltweit eine Hypomanie. Gemäß ICD-10 verbergen sich hinter der Klassifizierung F00 bis F99 immer Krankheiten oder Symptome aus dem psychischen Bereich.

Quelle: icd-code.de/icd/code/F30.0.html

Wie ist eine Hypomanie definiert?

Die Bezeichnung Hypomanie lässt darauf schließen, dass es sich um eine psychische Erkrankung handelt, die der Manie ähnlich ist, aber in seiner Auswirkung unterhalb einer Manie anzusiedeln ist. Die Vorsilbe „hypo“ wurde dem Griechischen entlehnt und bedeutet so viel wie „unter“, „weniger“ oder „schwächer“. Beispielsweise wird mit einer Hypotonie ein ungewöhnlich niedriger Blutdruck bezeichnet. Das bedeutet im Klartext, dass bei der Hypomanie schwach ausgeprägte Symptome einer Manie vorliegen, die Symptome aber nicht die Diagnose „Manie“ rechtfertigen.

Die Hypomanie zählt wie die „richtige“ Manie und wie die Depression zu den affektiven Störungen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass Grundstimmung und Antrieb über längere Zeit gegenüber dem Normbereich verschoben sind. Es besteht ein gewisser Interpretationsspielraum bei der Eingrenzung des psychischen Normbereichs. Das trifft besonders auf die Hypomanie zu, so dass die Grenzen zwischen Hypomanie und Normalzustand nicht immer präzise gezogen werden können.

Quellen: flexikon.doccheck.com/de/Hypomanie, de.wikipedia.org/wiki/Hypomanie

Welche Symptome zeigen sich bei der Hypomanie nach F30.0?

Erwartungsgemäß entsprechen die Symptome der Hypomanie denen einer nur schwach ausgeprägten Manie. Während eine Manie auch von psychotischen Symptomen wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen begleitet sein können, bleibt eine Hypomanie von derartig gravierenden Persönlichkeitsaffekten verschont. Die Erkrankung nach F30.0 äußert sich in der Regel durch eine anhaltende, leicht gehobene Stimmung. Sie wird von einem ausgesprochenem Wohlgefühl begleitet und lässt einen gesteigerten Antrieb erkennen. Häufig empfinden die Patienten die Hypomanie als angenehm, so dass die Symptome häufig nicht als krank empfunden werden. Um eine Erkrankung nach F30.0 zu diagnostizieren, müssen entsprechende Symptome immer wieder über einen Mindestzeitraum von zwei Jahren auftreten und die Episoden jeweils mindestens vier Tage lang anhalten. Es werden auch Fälle beobachtet, in denen das auffällige Verhalten jeweils über einen Zeitraum von mehreren Monaten anhält. Eine Hypomanie darf nur dann diagnostiziert werden, wenn die Verhaltensepisoden nicht durch eine Abhängigkeit von Alkohol, anderen Drogen oder Medikamenten verursacht werden. Die zum Teil wenig spezifischen Symptome lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • gesteigerter Antrieb mit gehobener Stimmung
  • gesteigertes Selbstwertgefühl bis zur Selbstüberschätzung
  • verändertes Essverhalten durch stark erhöhten oder verminderten Appetit
  • gesteigertes Mitteilungsbedürfnis und gesteigerte Kontaktfreudigkeit bis zum Verlust sozialer Hemmungen
  • gesteigerter sexueller Antrieb (Libido)
  • Konzentrationsschwierigkeiten mit leichter Ablenkbarkeit
  • vermindertes Schlafbedürfnis
  • teilweise rücksichtsloses Verhalten
  • hohe Risikobereitschaft

Quellen: bipolar-academy.com/hypomanie/, flexikon.doccheck.com/de/Hypomanie


Diagnose F30.0 = Hypomanie nach ICD 10 (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)
Diagnose F30.0 = Hypomanie nach ICD 10 (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)

Welche Auswirkungen hat die F30.0 Diagnose auf den Alltag?

Die Antriebssteigerung bei einer hypomanischen Episode kann sich anfangs durchaus positiv auswirken, weil die Symptome weder von dem Betroffenen noch von seinem sozialen privaten und beruflichen Umfeld als krank empfunden werden. Eine leichte Verhaltensauffälligkeit kann sogar im beruflichen Umfeld für die individuelle Karriere förderlich sein und auch zu besonderer Anerkennung führen. Die Abgrenzung zwischen Normverhalten und Hypomanie ist besonders bei nur schwach ausgeprägten Symptomen nicht immer leicht zu treffen. Erst bei Verhaltensauffälligkeiten, die recht bald von Personen im beruflichen und privaten Umfeld als solche wahrgenommen werden, kann sich die Hypomanie auch negativ auswirken.

Das übersteigerte Bedürfnis, sich mitzuteilen und die verringerte soziale Distanz geht vielen Personen im sozialen Umfeld „auf die Nerven“. Sie wenden sich bewusst ab, so dass allmählich eine soziale Isolierung entstehen kann.

Während eine schwach ausgeprägte Hypomanie nicht unbedingt therapiewürdig ist, sollte bei stärkerer Ausprägung der Symptome über eine pharmakologische oder eine psychotherapeutische Behandlung oder über beide Therapieformen nachgedacht werden. Erfahrungsgemäß werden die Abstände zwischen hypomanischen Episoden allmählich kürzer, wenn keine Therapie erfolgt. Falls sich der Verdacht erhärtet, dass das der Fall ist, ist eine Therapie unbedingt indiziert, auch um zu verhindern, dass sich die Hypomanie zu einer ausgewachsenen Manie entwickelt.

Quellen: dgbs.de/bipolare-stoerung/symptome/hypomanie, bipolar-academy.com/hypomanie/, icd-code.de/icd/code/F30.0.html

Medikamentöse Behandlung der Hypomanie mit atypischen Neuroleptika und Lithiumpräparaten

Auffällig werdende, abnorme Verhaltensweisen werden meist durch einen gestörten Informationsaustausch der Nerven im Zentralnervensystem und auch im peripheren Nervensystem verursacht. Meist handelt es sich um Störungen des Stoffwechsels bestimmter Botenstoffe (Neurotransmitter) wie Serotonin, Dopamin und andere, die an den Signalübertragungsstellen, den Synapsen entweder in zu hoher oder in zu niedriger Konzentration vorliegen.

Bestimmte Antipsychotika können die Neurotransmitter (bzw. deren Wiederaufnahme von Rezeptoren im Gehirn) hemmen oder ihre Aktivität anregen, so dass günstigstenfalls die Über- oder Unterkonzentration der Botenstoffe ausgeglichen wird. In der Regel werden neuere sogenannte atypische Neuroleptika verschrieben, weil sie weniger gravierende Nebenwirkungen im motorischen Bereich der Muskeln aufweisen. Eine große Rolle spielen Lithiumpräparate, die nicht nur zur Überwindung akuter Episoden verschrieben werden, sondern auch der Vorbeugung wiederkehrender Episoden (Rezidive) dienen (vgl. rezidivierende Depression mittelgradig). Auch Lithiumpräparate bedürfen der Überwachung und Kontrolle, weil sie von erheblichen Nebenwirkungen begleitet werden können.

Quellen: gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/antipsychotika, flexikon.doccheck.com/de/Atypisches_Neuroleptikum, gelbe-liste.de/wirkstoffe/Lithium_41883

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