Carbamazepin: Erfahrungen zu Wirkung, Nebenwirkungen und der Wirkstoff-Dosierung (© molekuul.be / stock.adobe.com)

Carbamazepin: Erfahrungen zu Wirkung, Nebenwirkungen und der Wirkstoff-Dosierung

Das Medikament Carbamazepin wird bei epileptischen Krampfanfällen, bei diabetischer Neuropathie und bei Neuralgien verordnet

Carbamazepin ist ein Dibenzazepin und wird hauptsächlich als krampflösendes Mittel (Antikonvulsivum) bei epileptischen Anfällen und bei bipolaren Störungen verschrieben. Darüber hinaus kommt der Wirkstoff auch bei Nervenschmerzen wie Trigeminusneuralgie und zur Vorbeugung gegen Krampfanfälle bei Alkoholentzug zum Einsatz. Zu Krämpfen kommt es hauptsächlich bei einer Störung der Übermittlung von Botschaften von einer Nervenzelle zur anderen an deren synaptischen Verbindungsstellen. Das Mittel übt einen stabilisierenden Einfluss auf die Natriumkanäle an den Synapsen aus, so dass die Erregbarkeit der Nervenzellen gebremst wird.

Carbamazepin Erfahrungen zeigen: Das Medikament birgt ein erhebliches Potenzial an unerwünschten Nebenwirkungen, die vor allem in der Anfangsphase der Behandlung gehäuft auftreten können. Zusätzlich müssen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und mit einigen Nahrungsmitteln beachtet werden. Durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kann sich deren Wirkung oder die des Carbamazepin verstärken oder abschwächen. Vor allem kann das Mittel Einfluss auf die Verstoffwechslung anderer Medikamente in der Leber haben, so dass sich unter Umständen deren physiologische Halbwertszeit verändert. (Quellen: Nr. 1, Nr. 5, Nr. 6)

Wirkstoff: Erfahrungen zum  pharmakologischen Wirkmechanismus

Das pharmakologische Ziel bei der Behandlung epileptischer Krampfanfälle und bei anderen neurologischen Störungen besteht in der Regel darin, die gestörte Signalübertragung an den chemischen Synapsen der Nerven im ZNS wieder einzuregulieren. Meist ist das Gleichgewicht bestimmter Neurotransmitter gestört. Entweder ist ihre Konzentration im synaptischen Spalt der Nerven zu niedrig oder zu hoch. Erfahrungen haben gezeigt, dass das Mittel als Antiepileptikum neben seiner breiten Wirksamkeit bei fokalen epileptischen Anfällen, die auf eine bestimmte Hirnregion zurückgehen, besonders effizient ist. Zusätzlich zeigen sich gute Wirkungen im Einsatz bei der Trigeminus-Neuralgie und weiteren Neuralgien und bei Neuropathien im Zusammenhang mit Diabetes mellitus.

Zur Wirkung von Carbamazepin ist bekannt, dass es die Übertragung chemischer Nervenimpulse durch eine Hemmung des Einstroms von Natrium in der postsynaptischen Membran beruhigt. Eine überbordende Reizweiterleitung, die zu Krampfanfällen führen kann, wird so weitestgehend unterbunden. Der Wirkstoff mit der Summenformel C15H12N2O besteht ausschließlich aus den in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehenden Elementen Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H), Stickstoff (N) und Sauerstoff (O). Er ist eng verwandt mit trizyklischen Antidepressiva und entfaltet ebenfalls dämpfende, muskelentspannende und antidepressive Wirkungen. Nicht alle Wirkmechanismen von Carbamazepin sind hinreichend verstanden. (Quellen: Nr. 1, Nr. 5)

Haupteinsatzgebiete für Carbamazepin

Der pharmakologische Wirkmechanismus des Wirkstoffs bedingt, dass das Mittel nicht nur gegen verschiedenste Erscheinungsformen der Epilepsie zur Anwendung kommt, sondern häufig auch bei folgenden Erkrankungen verschrieben wird:

  • Affektive Störungen (affektive Störungen Definition); in Episoden verlaufende Manien
  • Vorbeugung vor wiederkehrenden bipolaren Störungen
  • Trigeminus-Neuralgie; schmerzhafte Entzündung des Gesichtsnervs (Hirnnerv V)
  • Glossopharyngeus-Neuralgie; schmerzhafte Entzündung des Hirnnervs IX (selten)
  • Neuropathien bei Diabetes Typ 1 und 2
  • Nicht-epileptische Krampfanfälle, Missempfindungen und Sprachstörungen bei Multipler Sklerose (MS)
  • Vorbeugung vor Krampfanfällen bei Alkoholentzug
  • Psychosen und Depressionen, falls Lithium-Therapie nicht anschlägt

Die vorbeugende Wirkung von Carbamazepin vor Krampfanfällen bei Alkoholentzug stellt sich auch bei einem Entzug von Benzodiazepinen, die als Wirkstoff angstlösende, muskelentspannende und krampflösende Eigenschaften aufweisen. Benzodiazepine weisen ein hohes Abhängigkeitspotenzial auf, das als Nebenwirkung unbedingt beachtet werden muss. (Quelle: Nr. 2, Nr. 4)


Beispiel: Carbamazepin Aristo 600 mg

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Wie wird das Mittel eingenommen und wie hoch ist die Dosierung

Der Wirkstoff Carbamazepin ist bereits seit längerer Zeit als Arzneistoff zugelassen, so dass kein Patentschutz mehr besteht und deshalb auch Generika zur Verfügung stehen. Die Hauptdarreichungsformen sind 200 mg oder 400 mg Tabletten oder magensaftresistente Retardkapseln oder Retardtabletten, die den Wirkstoff erst nach Passage des Magens im Dünndarm freigeben. Unter dem Namen Tegretal bietet das Pharmaunternehmen Novartis den Wirkstoff auch in Form einer Suspension an.

Die tägliche Dosis ist sehr unterschiedlich und beträgt für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren zwischen 400 und 1.200 Milligramm. Die tägliche Maximaldosis sollte 1.600 Milligramm nicht überschreiten und bei Kindern bis zu 6 Jahren liegt die Maximaldosis bei 35 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Bei Beginn der Therapie ist es sehr wichtig, dass sie einschleichend begonnen wird. Beispielsweise sollte die Therapie mit einer einzigen 200 mg Retardtablette abends zu oder nach der Mahlzeit beginnen. Bei älteren oder empfindlichen Patienten empfiehlt sich sogar eine Anfangsdosis von nur 100 mg oder 150 mg. Die Steigerung auf die Erhaltungsdosis von bis zu 6 Retardtabletten 200 mg oder bis zu 3 400 mg Tabletten erfolgt stufenweise in enger Abstimmung mit dem behandelnden Facharzt.

Der Beipackzettel der 200 mg Tabletten von Neuraxpharm enthält eine detaillierte Dosierungsanweisung für die Anfangs- und die Folgebehandlung, differenziert nach Anwendungsgebiet. Für das Absetzen und Ausschleichen der Behandlung enthält der Beipackzettel keine Hinweise. Nach der Anfangsphase kann auch auf stärkere Tabletten wie die 400 mg Retardtabletten von Aristo oder von Ratiopharm gewechselt werden. In der Regel werden die Tabletten jeweils zum Frühstück und zum Abendessen oder nach den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit (150 bis 200 ml Wasser) eingenommen. Die Beipackzettel für 200 mg Retardtabletten von Aristo und Neuraxpharm enthalten hierzu detaillierte Angaben. Erfahrungen haben gezeigt, dass sich besonders bei nicht retardierenden Tabletten eine Aufteilung der Einnahme auf drei bis vier Einnahmezeitpunkte täglich empfiehlt.

Um bei Beendigung der Medikation Entzugserscheinungen zu vermeiden, muss das Absetzen über eine allmähliche Dosisverringerung im Zuge eines Ausschleichens analog zum Einschleichen in enger Abstimmung mit dem Arzt erfolgen. (Quelle: Nr. 5, Nr. 7, Nr. 8)

Welche unerwünschten Nebenwirkungen können eintreten?

Viele der unerwünschten Nebenwirkungen, die laut Carbamazepin Erfahrungen auftreten, sind den Erfahrungen nach von der Dosierung abhängig und verschwinden wieder nach kurzer Dosisreduzierung und nach einer Gewöhnungsphase an das Medikament. Das trifft vor allem auf unspezifische Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel zu. Bei bestimmten, selten bis sehr selten auftretenden Nebenwirkungen sollte die Konzentration des Wirkstoffs im Blutplasma überprüft werden, um auszuschließen, dass eine Überdosierung vorliegt. Häufige bis sehr häufige Nebenwirkungen sind:

  • Gewichtszunahme; hauptsächlich durch Flüssigkeitsretention verursacht mit Bildung von Ödemen
  • Appetitlosigkeit kann zu Gewichtsverlust führen (gelegentlich)
  • Allergische Hautreaktionen, teilweise mit Fieber
  • Schwindel, Probleme in der Koordination von Muskelanspannungen (Ataxie mit unkontrollierten Bewegungen)
  • Sehstörungen (Doppelbilder, Schwierigkeiten mit der Akkommodation)
  • Störungen in der Zahl der Leukozyten (Leukozytose)
  • Anstieg der Gamma-GT-Werte

Einige Patienten berichten von Erfahrungen mit Persönlichkeitsveränderungen, die sich als eine der Langzeitnebenwirkungen einstellen können. Spezifische Nebenwirkungen, die selten bis sehr selten auftreten können gravierender Art sein und zum Teil lebensbedrohliche Symptome und Erkrankungen betreffen wie die Agranulozytose, die sich in einer stark verminderten Anzahl von Granulozyten äußert. Auch wurden Verminderungen der Knochendichte mit Frakturen bei Langzeittherapie beobachtet.

Eine eher selten auftretende Gewichtsabnahme kann allerdings bei einigen wenigen Patienten behandlungsbedürftig sein, so dass ein Abnehmen infolge der Medikation beachtet werden muss, um möglicherweise die Dosierung anzupassen. Ebenso wichtig wie die Beobachtung eventuell auftretender Nebenwirkungen sind die im nächsten Kapitel beschriebenen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. (Quelle: Nr. 5, Nr. 6)

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nahrungsmitteln, die unbedingt beachtet werden müssen

Wechselwirkungen, die bei der Einnahme von Carbamazepin beachtet werden müssen, sind weitestgehend unabhängig von der Dosierung des Wirkstoffs. Die wichtigste Wechselwirkung besteht mit Psychopharmaka der Klasse Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAO-Hemmer), die die Verstoffwechslung bestimmter Botenstoffe wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin beschleunigen und so ihre Wirksamkeit verringern. Mindestens 14 Tage vor dem Behandlungsbeginn müssen MAO-Hemmer abgesetzt werden.

Eine Vielzahl von Wechselwirkungen führen dazu, dass die Wirkung bestimmter Medikamente wie Tetrazykline (Antibiotika), Schilddrüsenhormone, Benzodiazepine und viele weitere vermindert wird. Einige Medikamente wie Herzmittel und bestimmte Antibiotika werden in ihrer Wirkung verstärkt.

Einige Mittel haben die Eigenschaft, die Wirkung von Carbamazepin abzuschwächen, so dass eine Kontrolle der Plasmakonzentration angezeigt ist. Die Wechselwirkungen sollten auch beim Absetzen und Ausschleichen beachtet werden. (Quelle: Nr. 2, Nr. 6)


Siehe auch auf dieser Website:


Verwendete Quellen für Recherchen:

  1. de.wikipedia.org/wiki/Carbamazepin
  2. onmeda.de/Wirkstoffe/Carbamazepin/wirkung-medikament-10.html
  3. flexikon.doccheck.com/de/Carbamazepin
  4. medikamio.com/de-de/medikamente/carbamazepin-sandoz-600-mg-retardtabletten/pil
  5. netdoktor.de/medikamente/carbamazepin/
  6. gelbe-liste.de/wirkstoffe/Carbamazepin_967
  7. apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/CARBAMAZEPIN-neuraxpharm-200-mg-Tabletten-3220989.html
  8. apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/CARBAMAZEPIN-Aristo-200-mg-Retardtabletten-605772.html

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