Diagnostik von Angststörungen

Für Angststörungen werden häufig uneinheitliche Begriffe verwendet wie „vegetative Dystonie“, „Angstneurose“, „Herzphobie“ oder gar „Hypochondrie“. Seit Einführung moderner Klassifikationsschemata liegen mittlerweile einheitliche Kriterien vor, nach denen entschieden werden kann, ob und wenn ja, welche Form der Angststörungen vorliegt. Es geht dabei weniger darum, Betroffene in bestimmte Schubladen zu stecken, vielmehr helfen Klassifikationsschemata, präzise Diagnosen zu stellen und ermöglichen somit eine bessere Zuordnung geeigneter Behandlungsverfahren zu den verschiedenen Krankheitsbildern.

STATISTIK: <b>Wichtigste Einzeldiagnosen bei psychischen Erkrankungen nach Geschlecht</b> > Die Statistik zeigt die wichtigsten Einzeldiagnosen bei psychischen Erkrankungen nach Geschlecht in Deutschland. Im Jahr 2012 entfielen bei Frauen 21,8 Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) je 100 VJ* auf die Einzeldiagnose F45: Somatoforme Störungen.<br /> Der DAK-Gesundheitsreport 2013 berücksichtigt alle Personen, die im Jahr 2012 aktiv erwerbstätig und wenigstens einen Tag lang Mitglied der DAK-Gesundheit waren sowie im Rahmen ihrer Mitgliedschaft einen Anspruch auf Krankengeldleistungen der DAK-Gesundheit hatten. Die gesamte Datenbasis für das Berichtsjahr 2012 umfasst knapp 2,7 Mio. Mitglieder der DAK-Gesundheit, die sich zu 58 Prozent aus Frauen und zu 42 Prozent aus Männern zusammensetzen. (Quelle: STATISTA / DAK - Gesundheitsreport 2013, Seite 43)
STATISTIK: Wichtigste Einzeldiagnosen bei psychischen Erkrankungen nach Geschlecht > Die Statistik zeigt die wichtigsten Einzeldiagnosen bei psychischen Erkrankungen nach Geschlecht in Deutschland. Im Jahr 2012 entfielen bei Frauen 21,8 Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) je 100 VJ* auf die Einzeldiagnose F45: Somatoforme Störungen. – Der DAK-Gesundheitsreport 2013 berücksichtigt alle Personen, die im Jahr 2012 aktiv erwerbstätig und wenigstens einen Tag lang Mitglied der DAK-Gesundheit waren sowie im Rahmen ihrer Mitgliedschaft einen Anspruch auf Krankengeldleistungen der DAK-Gesundheit hatten. Die gesamte Datenbasis für das Berichtsjahr 2012 umfasst knapp 2,7 Mio. Mitglieder der DAK-Gesundheit, die sich zu 58 Prozent aus Frauen und zu 42 Prozent aus Männern zusammensetzen. (Quelle: STATISTA / DAK – Gesundheitsreport 2013, Seite 43)

Internationale Klassifikation von Angststörungen – ICD-10

Angststörungen werden in der Medizin in zwei große Hauptgruppen unterteilt, nämlich in

  • Phobien mit Furcht vor einer konkreten Situation oder einem bestimmten Objekt sowie in
  • Störungen, bei denen die Angst „frei flottiert“, nicht konkret auf einen Ort oder eine Begebenheit bezogen ist, sondern unvorhersehbar auftritt oder sich in Form einer erhöhten Anspannung bemerkbar macht.

Kurzsteckbriefe der Angststörungen

Geht man nach der Internationalen Klassifikation der Krankheiten vor, dem sog. ICD-10, können insgesamt 5 Untergruppen der Angststörung unterschieden werden, deren Kurzsteckbriefe wie folgt aussehen:

  1. Agoraphobie (mit oder ohne Panikstörung): Angst vor Menschenmengen, öffentlichen Plätzen und davor, alleine zu verreisen oder sich in weiter Entfernung von Zuhause aufzuhalten.
  2. Soziale Phobie: Furcht vor sozialen Situationen, bei denen die Gefahr besteht, sich im Zentrum der Aufmerksamkeit zu befinden (Reden, Vorträge, Parties).
  3. Spezifische Phobie: Furcht vor speziellen Situationen oder Objekten (Spinnen, Hunde, Anblick von Blut, Donner) (siehe auch: Angst vor Spinnen).
  4. Panikstörung: Nicht auf spezielle Situationen begrenzte, anfallsartig auftretende Angstattacke mit psychischen und körperlichen Symptomen.
  5. Generalisierte Angststörung: Über mindestens sechs Monate anhaltende, nicht auf spezifische Situationen begrenzte Angst mit psychischen und körperlichen Symptomen.

Zwei weitere psychische Störungen sind zwar laut ICD-10 keine Angsterkrankungen im engeren Sinne, sind jedoch nahezu immer mit Angststörungen verbunden:

Klassifikationssysteme dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Erkennen einer Angsterkrankung selbst für erfahrene Fachärzte oder Psychotherapeuten mitunter recht schwierig ist, da Angstpatienten oft nicht direkt von ihrer Angst berichten. Sie machen das nicht vorsätzlich, sondern empfinden körperliche Beschwerden, ohne dass ihnen die dahinter steckende Angst bewusst ist. Das subjektive Erleben von Angst muss also keinesfalls im Vordergrund der Beschwerden stehen, stattdessen wird über eine Vielzahl körperlicher Symptome geklagt, wie zum Beispiel Herzklopfen, Bauchschmerzen, häufige Müdigkeit oder Schwindel. Wird gezielt nachgehakt, wehren viele Patienten, besonders Männer, die Fragen nach Angst gerne ab, denn Angst wird in der Bevölkerung weniger als Erkrankung denn als Eigenschaft wahrgenommen und wer möchte sich schon gerne als Angsthase oder Memme bezeichnen lassen. Der Diagnostik von Angststörungen stehen Schamgefühle oft im Wege und nicht selten ist es für die Betroffenen schwer zu verstehen, dass körperlich empfundene Beschwerden in Wirklichkeit auf Angst beruhen.

ICD-10-Kriterien von Angsterkrankungen

Ob ein Patient an einer Angststörung leidet oder nicht, ist keine Bauchentscheidung, vielmehr helfen auch hier die Kriterien der Klassifikationsysteme. Nach der hierzulande gebräuchlichen ICD-10-Klassifikation von Erkrankungen weisen folgende Symptome auf eine Angststörung hin:

1. Vegetative Symptome

  • Herzstolpern, Herzklopfen oder erhöhte Pulsfrequenz,
  • Schweißausbrüche,
  • Zittern,
  • Mundtrockenheit (nicht als Nebenwirkung von Medikamenten).

2. Symptome, die Brust und Bauch betreffen

  • Atembeschwerden,
  • Beklemmungen,
  • Brustkorbschmerzen,
  • Übelkeit oder Unruhegefühl im Magen.

3. Psychische Symptome

4. Allgemeine Symptome

  • Kälteschauer oder Hitzewallungen,
  • Kribbelgefühle oder Gefühllosigkeit.

Bei der generalisierten Angststörung werden 8 zusätzliche Symptome berücksichtigt:

1. Symptome der Anspannung

  • akute und chronische Schmerzen, Muskelverspannungen,
  • Unfähigkeit zum Entspannen, Ruhelosigkeit,
  • Nervosität, psychische Anspannung,
  • Schluckbeschwerden, Kloßgefühl im Hals.

2. Unspezifische Symptome

  • Überreaktionen auf Überraschendes oder Erschrecktwerden,
  • Angst oder Sorgen bereiten ein Leeregefühl im Kopf, Konzentrationsstörungen,
  • anhaltende Reizbarkeit,
  • Angst oder Sorgen bereiten Schlafstörungen.

Ergeben sich anhand der vorgenannten Kriterien Hinweise auf das Vorliegen einer Angststörung, muss im nächsten Schritt geklärt werden, um welche Unterform es sich handelt, damit eine passende Behandlung ausgewählt werden kann (vgl. auch: Angststörungen behandeln).

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen