F42.0 Diagnose laut ICD - Zwangsgedanken und zwanghaftes Grübeln (© JorgeAlejandro / stock.adobe.com)

Bedeutung der Diagnose F42.0 laut ICD 10

Die Diagnose F42.0 nach der internationalen Klassifizierung ICD-10 bedeutet vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang.

Verschlüsselungen von Krankheitsdiagnosen nach der internationalen ICD-10 Klassifizierung erscheinen auf den ersten Blick ein wenig undurchsichtig. Das lässt sich aber schnell auflösen, denn die Klassifizierung erfolgt nach international gültigen Regeln. ICD-10-GM (International Classification of Diseases, 10th Revision, German Modification) bedeutet soviel wie zehnte Auflage der internationalen Klassifizierung von Krankheiten in der deutschen Fassung. Die eigentliche Diagnose besteht jeweils aus einem Buchstaben, gefolgt von zwei Ziffern und einem Punkt, dem eine weitere Ziffer folgt. Der Buchstabe F steht für alle Arten von psychischen Erkrankungen und mit F42 werden Zwangsstörungen in Form von Zwangsgedanken – auch Grübelzwang – und in Form von Zwangshandlungen wie Waschzwang und Kontrollzwang oder weiteren Zwangshandlungen. Hinter dem konkreten Kürzel ICD-10 F42.0 verbirgt sich die Diagnose Zwangsgedanken oder Grübelzwang. F42.1 hingegen steht primär für Zwangshandlungen.

Quelle: icd-code.de/suche/icd/code/F42.-.html?sp=SF42.0

F42.0: Was sind typische Merkmale von Zwangsgedanken oder Grübelzwang?

Die psychische Erkrankung „Zwangsstörung“ kann sich in Form von Zwangsgedanken und Grübelzwang oder in Form von Zwangshandlungen manifestieren. Das Diagnosekürzel F42.0 steht für die Zwangsstörung in Form von Zwangsgedanken und Grübelzwang. Die Diagnose F42.0 darf allerdings nur gestellt werden, wenn die Zwangsstörung mindestens zwei Wochen lang anhält und die Störung an den meisten Tagen des Zweiwochenzeitraums auftritt. Falls der Grübelzwang oder die Zwangsgedanken zusammen mit einer Depression auftreten, darf die Diagnose F42.0 nicht gestellt werden, weil es sich dann um eine Krankheit nach F32, F33 oder F34 handelt.

Zwangsgedanken kreisen immer um übersteigerte Ängste oder Sorgen und werden meist als bedrohlich empfunden. Die Inhalte der Gedanken können auch anstößige und aggressive Inhalte haben. Der Grübelzwang ist meist mit der Unfähigkeit des oder der Betroffenen verbunden, Entscheidungen treffen zu können. Die Übergänge von sich um etwas sorgen und Zwangsgedanken sind fließend, so dass nicht immer klar ist, ob bereits eine Zwangsstörung vorliegt oder ob es sich noch um den Normalzustand einer verantwortungsvollen Person handelt. Einen interessanten Beitrag wie Grübelzwänge überwunden werden können, sehen Sie hier bei YouTube.

Zwangsgedanken kreisen typischerweise z.B. um:

  • Angst vor Infektionen durch Schmutz und Krankheitskeime
  • Aggressionsgedanken gegen sich selbst oder gegen andere
  • Ordnung in der Wohnung mit zwanghaftem Symmetriebestreben (Bilder waagerecht)
  • Religiosität
  • Sexualität und sexuelle Aggressionen

Quellen: netdoktor.de/krankheiten/zwangsstoerung/zwangsgedanken/, psychiatrie.de/psychische-erkrankungen/zwangsstoerungen.html

Gibt es Risikofaktoren, die die Entwicklung von Grübelzwang und Zwangsgedanken fördern?

Erfahrungsgemäß treten Zwangsgedanken und Grübelzwang parallel zu anderen psychischen Erkrankungen wie Panikattacken, Sozialphobie und Angststörungen auf. Das deutet meist darauf hin, dass im psychischen Empfinden und Verhalten eine grundsätzliche Disbalance besteht, die sich in unterschiedlichen Symptomen manifestiert und präsentiert.

Es gibt eine Vielzahl von verhaltenstherapeutischen und psychoanalytischen Erklärungsmodellen, die die Ursachen für die Entwicklung der Erkrankung aus jeweils anderem Blickwinkel erklären. Weil die Häufigkeit der Zwangsstörungen à la F42 (F42.0, F42.1, F42.2) in einigen Familien besonders hoch ist, gehen Fachleute davon aus, dass auch eine genetische Veranlagung oder Genmutationen eine Rolle spielen.

Bei den psychologischen Erklärungsmodellen kommen neurobiologisch nachweisbare Faktoren häufig zu kurz. Unsere psychische Verfassung und unser Verhalten setzt eine gut funktionierende Kommunikation zwischen den Nerven des Zentralnervensystems an ihren Synapsen voraus. An der wichtigen Signalübertragung am synaptischen Spalt sind Botenstoffe (Neurotransmitter) wie Serotonin, Dopamin und andere beteiligt.

Meist wird eine zu geringe Konzentration der Botenstoffe, vor allem von Serotonin, festgestellt. Antidepressiva aus der Klasse der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bewirken eine Erhöhung der Serotoninkonzentration im Gehirn und unterstützen eine psychotherapeutische Behandlung.

Aber auch die Theorie, dass psychische Disbalancen hauptsächlich durch einen Serotoninmangel entstehen, ist umstritten und möglicherweise zu einfach. Dennoch ist es empfehlenswert, bei nachhaltig auftretenden Zwangsgedanken oder Grübelzwang nach ICD-10 F42.0 die Serotoninkonzentration als Ursache zu betrachten. Nicht ohne Grund wird Serotonin, das normalerweise von unserem Stoffwechsel selbst synthetisiert wird, auch als Glückshormon bezeichnet.

Quellen: tagesspiegel.de/wissen/hirnforschung-das-raetsel-der-kranken-psyche/20487462.html, flexikon.doccheck.com/de/Selektive_Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer

Welche Therapieformen stehen für die Behandlung von Zwangsgedanken und Grübelzwang nach F42.0 zur Verfügung?

Betroffene, die unter Zwangsstörungen nach ICD-10 F42.0 leiden, sind meist nicht in der Lage, die psychische Disbalance aus eigener Kraft zu überwinden. Eine interessante Hilfestellung über den Umgang mit Zwangsgedanken finden Sie hier bei YouTube.

Als besonders hilfreich haben sich verhaltenstherapeutische Maßnahmen erwiesen. Der Patient wird nach gewisser Vorbereitung bewusst an Situationen herangeführt, die Auslöser für die Zwangsgedanken sind. Es ist dann das Ziel, dass die auftretenden Empfindungen auf eine rationale Ebene gestellt werden, und es wird trainiert, die Gedanken und Befürchtungen in Form einer Exposition bewusst wahrzunehmen. Ein Therapieerfolg stellt sich nach mehrmaligen Wiederholungen der Exposition ein. Neben erfolgversprechenden Verhaltenstherapien kommen zur Behandlung auch psychoanalytische Maßnahmen infrage.

Wie oben beschrieben werden Zwangsstörungen und Depressionen häufig von einem Mangel an bestimmten Botenstoffen wie Serotonin und Dopamin begleitet. Um den Mangel auszugleichen, können Neuroleptika oder Antidepressiva aus der Klasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) die psychotherapeutischen Maßnahmen unterstützen. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Wirkung der Medikamente häufig erst nach einer längeren Einnahmeperiode von bis zu 12 Wochen einsetzt und dass einige Medikamente ein erhebliches Potenzial an unerwünschten Nebenwirkungen im Gepäck haben.

Weitere Quellen:

  • de.wikipedia.org/wiki/Neuroleptikum#Pharmakologie
  • schoen-klinik.de/zwangsstoerungen/behandlung
  • netdoktor.de/krankheiten/zwangsstoerung/zwangsgedanken/

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen