EMDR - Eye Movement Desensitization and Reprocessing (© Jérôme Rommé / Fotolia)

EMDR Therapie: Eye Movement Desensitization and Reprocessing als Methode in der Traumatherapie

Was verbirgt sich hinter dem Kürzel EMDR?

EMDR ist die Abkürzung für eine bestimmte Psychotherapieform, nämlich für die „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ Therapie. In der Übersetzung bedeutet das „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen“. In den USA wurde diese Therapieform von Dr. Francine Shapiro entwickelt, um in der Behandlung von Trauma-Folgen bessere Ansätze zu finden. In Amerika wird das „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ als erfolgreiche Therapieform für Trauma-Patienten bereits seit den Achtzigerjahren genutzt.

Bei uns ist dieser psychotherapeutische Ansatz noch nicht so verbreitet, das jeder ihn kennen würde. In Deutschland bekannt wurde die Shapiro-Therapie in den Neunzigerjahren. Doch erst 2006 hat der wissenschaftliche Beirat diese Therapiemethode als wissenschaftlich haltbar und fundiert anerkannt.

Was kann man sich unter dieser Therapiemethode vorstellen?

Die EMDR Therapie kann sowohl bei traumatisierten Kindern, als auch bei Erwachsenen angewendet werden. Mittlerweile belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien, dass der Großteil der mit dieser Therapie-Methode behandelten Trauma-Patienten sich nach der Therapie entlastet von posttraumatischen Belastungsstörungen (vgl. posttraumatische Störungen), Panikattacken oder Schmerzen fühlte. Dafür genügten meist nur wenige Sitzungen. Entscheidend für den Therapieerfolg ist jedoch auch das Ausmaß des Traumas (siehe auch Panikattacken Ursachen), sowie die Fähigkeit und Bereitschaft des Betroffenen, die Folgen von erlittenen Traumata zu verarbeiten. Daher kann nicht allen Patienten gleichermaßen gut mit der Eye Movement Desensitization and Reprocessing Methode geholfen werden.

Im Fokus der EMDR-Behandlung steht ein etwas seltsam anmutendes Ritual, das an passenden Stellen ausgeführt wird. Die speziell ausgebildeten Therapeuten führen ihre Hand vor dem Gesicht seines Klienten abwechselnd zur linken oder zur rechten Seite. Der Patient folgt der sich bewegenden Hand mit den Augen. Es handelt sich dabei um eine Stimulation, die über die Augen eine Botschaft an das Gehirn senden soll. In der EMDR-Therapie wird diese Bewegung als „bilaterale Stimulation“ benannt. Die Bewegung soll das Gehirn dazu anregen, Selbstheilungskräfte zu wecken und in mehreren Sitzungen eine Verarbeitung der traumatischen Erfahrung zu ermöglichen.

Dieses etwas banal klingende Ritual ist jedoch nur ein kleiner Teil der Eye Movement Desensitization and Reprocessing Therapieform. Es wird grundsätzlich empfohlen, solche Traumabehandlungen ausschließlich zertifizierten Behandlern mit einer Spezialausbildung in EMDR Techniken anzuvertrauen. Wenn es so einfach wäre, Traumata zu behandeln, wie es hier anklingt, könnte ja jeder Hilfestellungen leisten. Ohne fundierte Anamnese und eine behutsame Rückführung zum traumatischen Erleben kann eine simple Handbewegung jedoch nichts ausrichten. Vor allem aber haben die EMDR Therapeuten eine große Verantwortung für ihre Patienten. Diese sind durch die traumatischen Erlebnisse und ihre Folgen oft am Rande der Verzweiflung, der seelisch-geistigen Erschöpfung oder gar als suizidal einzuschätzen. Solche Menschen gehören in die Hände erfahrener Behandler, die damit umgehen können.

Wie genau hilft die EMDR-Therapie?

Eye Movement Desensitization and Reprocessing als allgemein anerkannte und vielfach untersuchte Psychotherapiemethode hat ihre Ursprünge in der Psychotraumatherapie. Doch die EMDR-Therapie erzielt weitaus bessere Ergebnisse. Entwickelt als traumazentrierte Psychotherapie, hat sie heute weitaus mehr Anwendungsmöglichkeiten, als ursprünglich angenommen wurde. Zum Beispiel kann sie bei akuten Monotraumata – wie einem kürzlich miterlebten Unfall mit Toten, einer gerade überstandenen Gewalterfahrung oder Vergewaltigung – ebenso eingesetzt werden wie bei Jahre zurückliegenden und nun aus der Verdrängung kommenden Traumata. Auch beim Coaching kann Eye Movement Desensitization and Reprocessing gelegentlich eingesetzt werden. Shapiros Ansatz ist sehr viel mehr als nur eine effektive Psychotraumatherapie.

EMDR Therapie - Grundlagen und Praxis: Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen. Überarbeitete Auflage. - von Francine Shapiro u.a. (Amazon)
EMDR Therapie – Grundlagen und Praxis: Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen. Überarbeitete Auflage. – von Francine Shapiro u.a. (Amazon) /// Beschreibung: „Dieses umfassende Basiswerk gibt einen fundierten Überblick über Entwicklung und Anwendung von EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Es handelt sich dabei um eine von Francine Shapiro entwickelte klinische Behandlungsmethode für Trauma-Opfer mit Posttraumatischer Belastungsstörung. Augenbewegungen und andere Methoden der Rechts-Links-Stimulation werden dabei eingesetzt, um Trauma-Opfern bei der Aufarbeitung beunruhigender Gedanken und Erinnerungen zu helfen. Als integratives Therapiemodell, das verhaltenspsychologische, kognitive, psychodynamische, körperorientierte und systemische Elemente umfasst, ermöglicht EMDR, in relativ kurzer Zeit nachhaltige Resultate in der Arbeit mit Patienten zu erzielen. Die Neuauflage dieses Grundlagenwerkes dokumentiert vor allem die Erfolge, die seit Entwicklung der Methode in der therapeutischen Praxis erzielt wurden.“

Die Grundannahme hinter dieser zunächst spezialisierten Therapieform ist, dass die Fähigkeit zur Informationsverarbeitung in jedem Menschen bereits angelegt ist. Somit besteht eine gute Grundlage dafür, dass auch belastende Erfahrungen verarbeitet werden können, wenn ein geeigneter Weg dafür gefunden werden kann. Um eine nonverbale Kommunikation mit dem Gehirn des Traumapatienten herzustellen, wird in der EMDR Traumatherapie die „bilaterale Stimulation“ über die Augen und das Gehirn genutzt. Der interessante Punkt dabei ist, dass die mit der Hand erzielten Augenbewegungen denen des REM-Schlafes ähneln. In dieser Schlafphase verarbeitet das Gehirn Erlebtes und Informationen. Der Therapeut kann – je nach Lage der Dinge – zusätzlich Akustiksignale einsetzen oder als taktilen Reiz beruhigend den Handrücken des Betroffenen berühren.

Bevor dieser Therapieteil zum Tragen kommt, ist allerdings auch hier eine sorgfältige Anamnese unerlässlich. Die Behandlung unterteilt sich in acht unterschiedliche Phasen. Der Traumatherapeut muss zunächst genau wissen, was seinem Patienten passiert ist und ein Trauma ausgelöst hat, das nicht verarbeitet wurde. Er muss über die belastenden Symptome wie

informiert sein. Anschließend ist es ein wichtiger Teil der therapeutischen Arbeit, dass der Patient Vertrauen zum Behandler gewinnt. Er muss psychisch stabilisiert und vorbereitet werden (siehe auch klientenzentrierte Psychotherapie). Dann kann er nach und nach desensibilisiert werden und das Erlebte verarbeiten.

Der EMDR-Therapeut muss einfühlsam sein und behutsam vorgehen. Er sollte dem Traumapatienten vermitteln, dass dieser sich in einem sicheren Raum befindet, in dem ihm nichts passieren kann. Der Betroffene darf nicht dichtmachen oder eine Panikattacke erleiden. Eine Kurzfassung des möglichen Ablaufs einer Therapiesitzung ist hier zu sehen:

Ist seitens des erfahrenen Behandlers das Wissen des Patienten sichergestellt, dass ihm als Traumapatienten mit großer Wahrscheinlichkeit geholfen werden kann, können sich die Traumatisierten zusammen mit dem Therapeuten jene traumatischen Situationen und in den Kopf eingebrannten Bilder ansehen, die den Betroffenen nicht loslassen (siehe auch: Loslassen lernen). Es geht bei der EMDR-Therapie darum, diese Bilder von den damit verbundenen Gefühlen zu entkoppeln. Dazu wird mehrere Male an passenden Stellen die bilaterale Stimulation über einen Zeitraum von etwa einer Minute eingesetzt.

Wie auf einer Zugreise besucht der Traumatisierte in seiner Erinnerung nochmals alle Stationen des traumatischen Erlebens. Der Vergleich mit einer Zugreise suggeriert, dass der Traumapatient dieses Mal als Beobachter, nicht als unmittelbar Beteiligter am Geschehen vorbeifährt. Er nimmt eine sichere Distanz dazu ein. Zudem ist der EMDR-Therapeut als Begleiter dabei. Er verbindet die feststeckenden oder blockierten Gefühle, die in der rechten Hirnhemisphäre angesiedelt sind, durch Handbewegungen mit der anderen Hirnhälfte. Hier werden vorwiegend logische und sprachliche Zusammenhänge hergestellt und verarbeitet. Bei Traumapatienten, die oft keine Sprache für das Erlebte finden, mangelt es oft an der Verarbeitung der belastenden Emotionen und der emotionellen Verbindung mit dem Erlebten. Die von Traumata Betroffenen werden innerlich taub. Sie schicken ihre belastenden und als überwältigend wahrgenommenen Gefühle meist in die Verbannung.

Je weiter die EMDR-Behandlung fortschreitet, desto blasser werden die belastenden Bilder im Kopf – und desto weniger werden sie mit belastenden Gefühlen, Ängsten oder Ekelgefühlen verknüpft. Das löst auch die quälenden Trauma-Symptome auf. Die Betroffenen verstehen durch die Behandlung, dass die alten Traumata auch auf andere Weise und mit größerer innerer Distanz betrachtet und verarbeitet werden können. Der Ablauf der Sitzung ist standardisiert. Der EMDR Therapeut kann trotzdem zu jedem Zeitpunkt auf die Patientenbedürfnisse eingehen.

Welche Anwendungsgebiete eignen sich für Behandlungsmethode?

Die Methode des „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ ist für erstaunliche viele Behandlungsfelder geeignet. Im Fokus der Behandlung steht vor allem das posttraumatische Belastungssyndrom, aber auch andere Traumafolgen können erfolgreich therapiert werden. Die EMDR Therapie eignet sich auch bei depressiven Patienten oder bei Angstproblematiken – vor allem bei jenen, die mit belastenden Erlebnissen in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht werden können. Es kann sein, dass nur der EMDR Therapeut bei der Anamnese-Erhebung den Eindruck gewinnt, eine Depression oder Angststörung gehe auf unverarbeitetes traumatisches Erleben zurück.

Das Behandlungsprofil für die EMDR umfasst daher

  • die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • unverarbeitete Trauer nach einem persönlichen Verlust
  • psychosomatische oder psychische Auswirkungen traumatischer Lebenserfahrungen
  • traumatische Nachwirkungen einer dysfunktionalen Beziehung
  • Depressionen bei Kindern und Erwachsenen
  • traumabedingte Essstörungen bei Kindern und Erwachsenen
  • Angstproblematiken bei Kindern und Erwachsenen
  • Panikattacken nach traumatischen Erlebnissen
  • kindliche Entwicklungs- oder Verhaltensstörungen
  • psychophysische Erschöpfungszustände
  • Abhängigkeitsprobleme infolge einer Traumatisierung
  • sowie chronische Schmerzsyndrome als Traumafolge.

Die effektive Psychotherapiemethode, die von Dr. Francine Shapiro entwickelt wurde, wird heute auch von ausgebildeten EMDR Therapeuten in Deutschland mit Erfolg angewendet. Zahlreiche positive Erfahrungsberichte aus dem In- und Ausland bestätigen die Wirksamkeit dieser Traumatherapie. Die Methode kann bei traumabedingten chronischen Verspannungen und Schmerzen ebenso eingesetzt werden wie bei Traumatisierungen durch Überfälle, Unfallbeobachtungen oder Verbrechen im persönlichen Umfeld.


Wer war Francine Shapiro?

Die Begründerin und Entwicklerin dieser Psychotherapie-Methode wurde als klinische Psychologin ausgebildet. Sie ist außerdem als außerordentliches Forschungsmitglied am „Mental Research Institute“ in Palo Alto, Kalifornien, tätig. Im Jahre 1987 entdeckte Dr. Shapiro den Zusammenhang wischen Augenbewegungen und der Verarbeitung von Informationen. Shapiro entdeckte 1987 den entlastenden Effekt von Augenbewegungen und widmete sich diesem Thema in einer Studie. Ihre Veröffentlichung dazu erschien 1989 im damals noch jungen „Journal of Traumatic Stress)“. Sie ergänzte ihre Erkenntnisse über die Bedeutung von Augenbewegungen im Laufe der Zeit durch weitere hirnwirksame Stimulationsmodi, zum Beispiel akustische Signale oder Berührungen des Handrückens. Außerdem lag ihr die Entwicklung der kognitiven Struktur der EMDR Therapie am Herzen. Bis 1991 entwickelte Shapiro die EMDR zu dem therapeutischen Ablauf, so wie er heute praktiziert wird.

YOUTUBE: Depression, Phobien und gute EMDR Therapeuten | Interview von Dr. Arne Hofmann mit Dr. Francine Shapiro, Entwicklerin der EMDR Methode (youtube.com/watch?v=KFvxmCi5LMQ)

Für ihren bedeutenden Beitrag zur Traumatherapie wurde die Psychologin mehrfach ausgezeichnet. Heute gilt die von ihr entwickelte EMDR Therapie als ein effektives Instrument, das ausgebildeten EMDR Therapeuten ein Mittel an die Hand gibt, Patienten mit psychotraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) eine Hilfestellung zu bieten. Dr. Shapiro leitet heute das von ihr gegründete EMDR-Institut in Kalifornien. Hier werden international tätige Psychotherapeuten in der EMDR Methode geschult, um anschließend bei der Behandlung traumatisierter Patienten tätig zu sein. Dazu bedarf es einer intensiven Anleitung über die Methodik, die Shapiro entwickelt hat.

Dr. Shapiro stellt ihre Methode außerdem durch das von ihr initiierte „Humanitarian Assistance Program“ (HAP) als gemeinnützige Fortbildungsmöglichkeit auch in Ländern zur Verfügung, in denen traumatisierte Menschen in der Regel keine psychotherapeutische Hilfe zur Verarbeitung ihrer Erlebnisse erfahren. Dank ihrer fachkundigen Anleitung können heute von ihr geschulte Helfer in den Krisenregionen dieser Welt traumatisierten Patienten durch die EMDR Therapie helfen. Die Helfer können zwar nicht als voll ausgebildete EMDR Therapeuten angesehen werden. Sie sind jedoch von Berufs wegen vorgebildet und haben die Grundlagen dieser Methode erfasst.


"Frei werden von der Vergangenheit: Trauma-Selbsthilfe nach der EMDR-Methode" von Francine Shapiro (Amazon) /// Beschreibung: "Gleich, ob kleinere Brüche im Leben oder massive Traumatisierungen: Schmerzhafte Erinnerungen loszulassen ist oft schwer. Francine Shapiro hat dafür eine der effektivsten Behandlungsmöglichkeiten weltweit entwickelt: die wissenschaftlich anerkannte Traumatherapie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Ihre bahnbrechende Erkenntnis: Quälende, außer Kontrolle geratene Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen basieren auf alten Erfahrungen, die das Gehirn unverarbeitet abgespeichert hat. Mit diesem Buch lernen Sie praktische Selbsthilfe-Werkzeuge kennen, um Ihr eigenes Leben wieder in die Hand zu nehmen. Und Sie können auch erkennen, wann zusätzliche therapeutische Unterstützung nötig ist. Ein leicht zugänglicher Praxis-Ratgeber von der Entdeckerin einer wissenschaftlich anerkannten Form der Psychotherapie, die schon Millionen von Menschen weltweit unterstützt hat. »Die eigentliche Ursache für unser Leiden liegt gewöhnlich darin, WIE unsere Erinnerungen an frühere Ereignisse im Gehirn abgespeichert worden sind – und genau das können wir verändern.« Dr. Francine Shapiro"
„Frei werden von der Vergangenheit: Trauma-Selbsthilfe nach der EMDR-Methode“ von Francine Shapiro (Amazon) /// Beschreibung: „Gleich, ob kleinere Brüche im Leben oder massive Traumatisierungen: Schmerzhafte Erinnerungen loszulassen ist oft schwer. Francine Shapiro hat dafür eine der effektivsten Behandlungsmöglichkeiten weltweit entwickelt: die wissenschaftlich anerkannte Traumatherapie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Ihre bahnbrechende Erkenntnis: Quälende, außer Kontrolle geratene Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen basieren auf alten Erfahrungen, die das Gehirn unverarbeitet abgespeichert hat. Mit diesem Buch lernen Sie praktische Selbsthilfe-Werkzeuge kennen, um Ihr eigenes Leben wieder in die Hand zu nehmen. Und Sie können auch erkennen, wann zusätzliche therapeutische Unterstützung nötig ist. Ein leicht zugänglicher Praxis-Ratgeber von der Entdeckerin einer wissenschaftlich anerkannten Form der Psychotherapie, die schon Millionen von Menschen weltweit unterstützt hat. »Die eigentliche Ursache für unser Leiden liegt gewöhnlich darin, WIE unsere Erinnerungen an frühere Ereignisse im Gehirn abgespeichert worden sind – und genau das können wir verändern.« Dr. Francine Shapiro“

Hat die EMDR Therapie Risiken oder Nebenwirkungen?

Bei dem vorgegebenen Behandlungsaublauf kann die EMDR Therapie naturgemäß intensive Gefühlsausbrüche auslösen. Der Belastungsanstieg ist zwar vorübergehend. Er kann jedoch durch verschüttete oder verdrängte Erlebnisanteile sehr belastend sein. Zum Teil reagiert der Patient auch mit Schmerzen, Schweißausbrüchen, Panik oder Ängsten auf solche Krisen (vgl. Panik Symptome). Das sogenannte „Nachprozessieren“ kann dazu führen, dass der Traumatisierte durch die Gefühlswallungen und Ängste bis zur nächsten Sitzung ein intensiveres Nacherleben des traumatischen Ereignisses erlebt.

Der Patient muss wissen, dass solche Erlebnisse normal und Teil des Verarbeitungs- und Heilungsprozesses sind. Bei dieser Form der Psychotherapie – wie auch bei anderen Formen der Psychotherapie – sind sogenannte „Nachprozessierungen“ bzw. ein Nacherleben bestimmter Erlebnisse nicht zu vermeiden. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass die EMDR Therapeuten auf solche Nebenwirkungen einer Traumatherapie hinweisen und den Patienten darauf vorbereiten. Die Erfahrungsberichte belegen, dass die meisten Traumapatienten unter fachkundiger Anleitung gut mit solchen Nebenwirkungen umgehen konnten. Zum Therapieabbruch oder zu Unterbrechungen der traumazentrierten Psychotherapie kommt es dennoch gelegentlich. Der Großteil der Betroffenen kann jedoch als geheilt entlassen werden.

Eine psychische Destabilisierung traumatisierter Menschen kann dramatische Folgen bis zum Selbstmord zeitigen. Genau deshalb ist es so wichtig, dass nur geschulte EMDR Therapeuten Traumafolgen behandeln. In der Anamnese können diese bereits abschätzen, ob diese Therapiemethode sinnvoll ist oder nicht.

Wie sind die Kosten der EMDR Traumatherapie einzuschätzen?

Da die EMDR Methode als effektive psychotherapeutische Methode zur Traumabehandlung anerkannt ist, können die Patienten mit einer Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen rechnen (siehe auch Psychotherapieverfahren Überblick). Die EMDR Traumatherapie kann vor allem im Rahmen einer Verhaltenstherapie als ergänzende Maßnahme beantragt werden (siehe Verhaltenstherapien). Jeder kassenärztlich zugelassene Psychotherapeut (vgl. psychologischer Psychotherapeut) kann diese Therapieform zur Behandlung posttraumatischer Störungen abrechnen. Wichtig ist jedoch das psychotherapeutische Gesamtkonzept, in dem die Methode eingebettet wird. Dabei sollte der Fokus

  • auf den ins Konzept integrierten Stabilisierungstechniken
  • einer gemeinsamen Erarbeitung von hilfreichen verhaltenstherapeutischen Strategien, die beim Auftreten von Panikattacken und Depressionen eingesetzt werden können
  • der Auflösung eingefahrener Denkmuster
  • und dem Einüben neuer Denkansätze und Verhaltensmuster

liegen. Ist das Behandlungskonzept stimmig, so die Erfahrungsberichte von ausgebildeten EMDR Therapeuten, übernehmen die Kassen die Behandlungskosten.

Vorsicht ist jedoch geboten, wenn die Therapie bei einem psychotherapeutisch geschulten Heilpraktiker absolviert werden soll. Hier besteht kein Anspruch auf Kostenübernahme, weil Heilpraktiker-Leistungen oft nicht übernommen werden. Wichtig ist hier, schon vor der Antragstellung mit der Krankenkasse Kontakt aufzunehmen.

Eye Movement Desensitization and Reprocessing: Quellen und weiterführende Ressourcen für Patienten und EMDR Therapeuten:

  • emdria.de/emdr/
  • emdria.de/emdr/dr-francine-shapiro/
  • emdr.de/dr-francine-shapiro.html
  • emdr.de/moegliche-nebenwirkungen.html
  • emdr.de/files/dtp002/medien/documents/2009-Risiken-Nebenwirkungen_Hofmann-Hase.pdf
  • claudiafrey.de/emdr/
  • lifeline.de/therapien/emdr-id124597.html
  • emdr-praxis-mk.de/honorar/kosten%C3%BCbernahme-antr%C3%A4ge-krankenkassen/
  • christoph-dornier-klinik.de/de/betroffene-und-angehoerige/behandlungsangebot/traumafolgestoerungen/merkmale.html
  • emdr-therapie.net/emdr-traumatherapie

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen