Hypnotherapie / Hypnose / Hypnosetherapie erklärt (© CrazyCloud / stock.adobe.com)

Hypnotherapie (Hypnosetherapie)

Wofür wird Hypnose eingesetzt? Wie arbeiten Hypnotherapeuten? Kosten und Kostenübernahme?

Der Begriff Hypnose ist für die meisten von uns stark von dem geprägt, was wir aus den Medien kennen – und wenig von der tatsächlichen Arbeit von Hypnosetherapeuten mit Patienten. Wir kennen die Szene im Disneyfilm „Das Dschungelbuch“, in der die Schlange Kaa das Menschenkind Mogli hypnotisiert, um es zu fressen. Wir kennen die reißerischen Hypnose-Shows, in denen Leute zur Unterhaltung des Publikums dazu gebracht werden, sich für Bauernhoftiere oder Ballerinas zu halten. Und vielleicht kennen wir noch die Darstellungen von Ärzten oder Psychologen, die ihren Patienten ein Pendel vors Gesicht halten und „Sie werden jetzt gaaaaanz müde“ sagen… – Die Hypnose hatte lange Zeit nicht den besten Ruf und auch jetzt wird sie von vielen noch bestenfalls für Scharlatanismus gehalten. Je mehr die Wissenschaft jedoch über die Hypnotherapie und ihre Wirkung herausfindet, desto mehr wird sie auch als Methode genutzt, Menschen zu helfen.

Aber wie genau funktioniert die Hypnosetherapie eigentlich, und was für Erfolge kann man von ihr erwarten?

Was ist Hypnose?

Im Google Wörterbuch ist die Definition von Hypnose „schlafähnlicher Bewusstseinszustand, in den jmd. von einem Hypnotiseur durch Suggestion versetzt wird.“

Etwas ausführlicher beschrieben wird hier durch hypnotische Bewegungen, sprachliche Anleitung oder das geleitete Beobachten eines bestimmten Objekts ein Trance Zustand hervorgerufen, der zu einem besonders entspannten Zustand des Empfängers führt. Diesen kann nun der Hypnotiseur nutzen, um auf unterbewusste Vorgänge in dessen Gehirn zuzugreifen und, wenn gewünscht, Einfluss zu nehmen.

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Was ist Hypnotherapie?

Unter Hypnotherapie, auch klinische Hypnose genannt, versteht man die Anwendung von Hypnose als Mittel in der Psychotherapie. Hier wird der Patient kontrolliert in einen Trancezustand versetzt, um ihm dabei zu helfen, sich zum Beispiel an eventuell verdrängte Gründe oder Auslöser seines psychischen Leidens zu erinnern, oder unerwünschtes Verhalten zu ändern, siehe zum Beispiel unseren Artikel Hypnose bei Angstzuständen. Dies geschieht im Rahmen der Psychotherapie üblicherweise in Kombination mit anderen Therapiemethoden wie Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie und dialektisch-behavioraler Therapie.

Geschichte der Hypnotherapie

Wann genau die Nutzung von Trance-Zuständen zur Heilhypnose entdeckt wurde, lässt sich nicht sicher sagen: Bereits die älteste uns bekannte Kultur der Sumerer erwähnte in ihren Keilschriften, dass ihre Priester eine Art Hypnose zur Behandlung diverser Krankheiten und Beschwerden einsetzten. Auch in Dokumenten aus dem alten Ägypten und in alten Yoga-Instruktionen aus Indien taucht die Erlangung eines Trance-Zustands durch Suggestionen immer wieder auf.

Im Verlaufe der Menschheitsgeschichte erlebt die Hypnose als Behandlungsmethode aber auch einige Rückschläge, so wird sie zum Beispiel im Mittelalter von Paracelsus angewendet und von der Inquisition für Ketzerei und Hexenwerk gehalten.

Den Namen „Hypnose“ erhält die Methode jedoch soweit bekannt erst im Jahre 1843 vom Augenarzt James Braid, der erkannte, dass längeres Fixieren eines Objektes bei seinen Patienten zu Müdigkeit und Trancezuständen führte. Er taufte diesen künstlichen Schlaf „Hypnosis“, angelehnt an Hypnos, das griechische Wort für Schlaf.

Ihren Weg zurück in die moderne Psychotherapie fand die Hypnosetherapie, nachdem sie vom einflussreichen Siegmund Freud abgelehnt worden war, erst wieder durch den amerikanischen Psychiater Milton H. Erickson (Wiki).

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Erickson hatte in seiner Jugend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die ihn zeitweilig ins Koma fallen ließen und danach zu einer temporären Lähmung seines gesamten Körpers führten. Diese Erfahrungen führten bei ihm zu einem starken Interesse an Trance-artigen Bewusstseinszuständen und führten so zu seiner Beschäftigung mit der Behandlung psychischer Krankheiten durch Hypnosetherapie. Die Ericksonsche Hypnotherapie hatte einen starken Einfluss auf die auch heute noch von Hypnosetherapeuten angewendeten Methoden der Therapie. Sie arbeitet weniger mit direkten Suggestionen, sondern eher mit indirekten Vorschlägen, die der Empfänger nach eigenem Willen umsetzen kann.

Anwendungsgebiete der Hypnotherapie

Die Anwendungsmöglichkeiten der Hypnosetherapie sind breit gefächert. Der wohl häufigste Anlass, einen Hypnosetherapeuten aufzusuchen, ist der Wunsch, ein bestimmtes Verhalten zu ändern. Dazu gehört zum Beispiel mit dem Rauchen oder anderem Suchtverhalten aufhören, schlank durch Hypnose werden (z.B. indem bestimmte dem Abnehmen zuträgliche Verhaltensweisen wie Sport oder mehr Gemüse auf dem Speiseplan verstärkt werden), Hypnose gegen Angst (siehe Höhenangst bekämpfen oder Angst vor Spinnen etc.), oder Impulsverhalten wie beispielsweise Nägelkauen oder nervöse Ticks in den Griff bekommen.

Auch im Rahmen eines Coachings für gestresste Angestellte oder Manager wird die Hypnotherapie eingesetzt: Während des Coachings gibt der Leiter der Veranstaltung den Anwesenden Ratschläge und Techniken zur Selbsthypnose, mit der Stress abgebaut und die Arbeitsleistung verbessert werden kann. So können diese später auch außerhalb der Veranstaltung die im Coaching gelernten Techniken zur Selbsthypnose anwenden, um ihren Arbeitsalltag positiv zu beeinflussen.

Aber auch für Menschen mit Einschlafproblemen (siehe Einschlafstörung) oder chronischen Schmerzen kann die Hypnotherapie hilfreich sein: Der Zustand vollkommener Entspannung, der im hypnotischen Trance auftritt, ist für den Körper ähnlich erholsam wie tatsächlicher Schlaf, und sowohl Entspannung als auch vorgeschlagen Szenarien helfen, Schmerzen zu lindern oder von ihnen abzulenken.

In der Psychotherapie wird die von Erickson entwickelte Methode zum Zugriff auf unterbewusste Erinnerungen und unterdrückte Gedanken eingesetzt. Dies dient dazu, Patienten, die ein Trauma erlitten haben (posttraumatisches Syndrom) und für die diese Erinnerungen bei vollem Bewusstsein zu schmerzhaft wären, dabei zu helfen, diese zu verarbeiten (vgl. hierzu auch die EMDR Traumatherapie).

Sitzung bei einem Hypnosetherapeuten: Vielen Patienten können solche Sitzungen helfen, obwohl die Hypnotherapie Kosten von den Kassen nur selten übernommen werden (© Robin / stock.adobe.com)
Sitzung bei einem Hypnosetherapeuten: Vielen Patienten können solche Sitzungen helfen, obwohl die Hypnotherapie Kosten von den Kassen nur selten übernommen werden (© Robin / stock.adobe.com)

Bin ich hypnotisierbar?

Rein statistisch betrachtet, stehen die Chancen dafür, zum Kreis der Hypnotisierbaren zu gehören, nicht schlecht: Etwa ein Drittel aller Erwachsenen gehört zu dieser Kategorie. Über zehn Prozent fallen sogar in die Gruppe der „Hochsuggestiblen“, sind also besonders empfänglich für die Suggestionen, mit denen der Hypnotiseur Trancezustände einleiten und das darin erlebte lenken kann. Das übrige Drittel der Menschen gilt als überhaupt nicht hypnotisierbar. Dies hat allerdings nichts mit einem „starken“ Geist oder einer besonderen Willenskraft zu tun: Es wurden Studien durchgeführt, in denen die aktivierten Gehirnareale im Zustand der Trance beobachtet wurden. Sie zeigen, dass die Leute, in deren Gehirn eine stärkere Verbindung zwischen dem Areal, das für unser Handeln zuständig ist und dem, das für das Nachdenken darüber, was wir tun verantwortlich ist, besteht, leichter zu hypnotisieren sind. Dies wird dadurch erklärt, dass man besser für eine Hypnose empfänglich ist (also eine höhere Suggestibilität hat) wenn man diese nicht hinterfragt, sondern sich einfach darauf einlässt. Es geht also weniger darum, sich gegen die Hypnose „wehren“ zu können, sondern darum, ob man in der Lage ist, „abzuschalten“.

Mögliche Risiken

Die Gründe dafür, Angst vor einer Hypnose zu haben, stammen für die meisten von uns eher aus den medialen Beispielen, die wir kennen: Dort wird sie oft genutzt, um das Opfer in einen wehrlosen Zustand zu versetzen, oder es dazu zu bringen, Dinge gegen seinen Willen zu tun. Diese Ängste sind jedoch weitestgehend unbegründet: Die Suggestibilität hat selbst bei den dafür anfälligsten Menschen ihre Grenzen, und sobald eine Anweisung gegen die moralischen Vorstellungen des Hypnotisierten verstößt, oder seine körperlichen Fähigkeiten übersteigt, blockiert das Gehirn diese üblicherweise.

Die Hypnotherapie kann dafür aber ein anderes Risiko mit sich bringen: Die in der klinischen Hypnose erlebten Situationen fühlen sich für den Patienten im Nachhinein häufig wie eine echte Erinnerung an. Deshalb muss das Gespräch über eventuell verdrängte Erinnerungen vom Hypnosetherapeuten sehr vorsichtig und bewusst gesteuert werden. Sonst kann es passieren, dass er, ohne es zu wollen, falsche Erinnerungen beim Hypnotisierten erzeugt. Das kann dramatische Konsequenzen haben, beispielsweise dann, wenn der Patient nach der vermeintlichen Heilhypnose plötzlich fälschlicherweise der festen Überzeugung ist, von jemandem misshandelt oder missbraucht worden zu sein, was seinen Zustand vielleicht sogar verschlimmert, statt ihn zu verbessern. Auch können daraus negative Folgen für Außenstehende entstehen, wenn diese auf Basis von falschen Hypnotherapie Erfahrungen beschuldigt oder sogar angezeigt werden. Deshalb ist es wichtig, sicherzugehen, einen Hypnosetherapeuten aufzusuchen, der sein Handwerk versteht.

Buch: "Klinische Hypnose und Hypnotherapie: Praxisbezogenes Lehrbuch für die Ausbildung" (Amazon)
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Den richtigen Hypnosetherapeuten finden

Damit bei der Hypnosetherapie alles so erfolgreich wie möglich verläuft, muss zwischen Patient und Therapeut zuerst eine Vertrauensbasis bestehen. Wer seinem Therapeuten nicht über den Weg traut, ist schließlich auch schwieriger in den Zustand der Entspannung zu versetzen, der für die Hypnotherapie notwendig ist.
Auch wenn es sich erstmal komisch anfühlt, es ist völlig normal und legitim, sich nach den Qualifikationen des Therapeuten zu erkundigen. Ein professioneller Therapeut wird sich davon nicht angegriffen fühlen und sie Ihnen gern offenlegen.
Grundsätzlich sollte der seriöse Behandelnde nicht nur eine Hypnotherapie Ausbildung absolviert, sondern im besten Falle auch eine klassische Ausbildung zum „normalen“ Psychotherapeuten vorzuweisen haben.

Medizinische Anwendungen der Hypnosetherapie

Über einen kurzfristigeren Zeitraum angewendet, kann die Hypnose auch von Ärzten als Alternative zu einer Anästhesie angewendet werden. Personen, die besonders suggestionsempfänglich sind, können für Operationen, in denen eine Vollnarkose problematisch oder nicht möglich wäre, stattdessen lokal betäubt und in Trance versetzt werden, um Angst und daraus resultierenden Stress zu vermeiden. Dies ist zum Beispiel eine Möglichkeit, allergische Reaktionen auf bestimmte Narkosemittel vollkommen zu vermeiden, oder das Risiko, das eine Vollnarkose für manche Personengruppen darstellt, auszuschließen.

Auch bei komplizierten Operationen am Gehirn, bei denen der Patient bei Bewusstsein sein muss, kann so seine Konzentration verbessert und die Situation für ihn insgesamt angenehmer gestaltet werden.

Hypnosetherapie Kosten und Kostenübernahme

Wie viel genau einen die Hypnosetherapie kosten wird ist im Vorfeld schwer zu sagen. Dies hängt davon ab, wie viele Sitzungen nötig sind, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Zwar behaupten einige Hypnotherapeuten, schon eine einzige Sitzung könne ausreichen, um damit erfolgreich zu sein, aber dies tritt nur in seltenen Fällen und häufig bei den hochsuggestiblen zehn Prozent der Bevölkerung ein. Für Andere kann der erfolgreiche Abschluss der Therapie aber erst nach deutlich mehr Sitzungen eintreten.

Im Schnitt belaufen sich die Hypnosetherapie Kosten pro Sitzung von jeweils 50 Minuten auf etwa 80 bis 120 Euro.

Hypnosetherapie Kosten: Das Institut für angewandte Hypnose informiert, dass Privatversicherte von ihrer PKV mit einer Kostenerstattung für die Sitzungen rechnen können, wenn Heilpraktiker-Leistungen abgedeckt seien
Hypnosetherapie Kosten: Das Institut für angewandte Hypnose informiert, dass Privatversicherte von ihrer PKV mit einer Kostenerstattung für die Sitzungen rechnen können, wenn Heilpraktiker-Leistungen abgedeckt seien

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen nur in selten Fällen und auf Antrag die Hypnosetherapie Kosten, während bei privaten Krankenkassen die diesbezüglichen Regelungen sehr unterschiedlich ausfallen können. Es kann also nicht schaden, sich, bevor man sich für eine Hypnosetherapie entscheidet, bei seiner Krankenkasse über eine mögliche Kostenübernahme zu informieren.

Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob die Hypnosetherapie eine Option zur persönlichen Behandlung ist oder nicht. Wir hoffen, dass Sie auf Basis der von uns gelieferten Informationen zumindest das Stigma, das Hypnosetherapeuten bis zum heutigen Tag so hartnäckig anhaftet, in Frage stellen und sich ein eigenes Bild machen.

Quellen:

  • dolphinpower.eu/hypnose/die-geschichte-der-hypnose.html
  • meg-hypnose.de/ueber-uns/milton-h-erickson.html
  • wiwo.de/erfolg/coachings-was-passiert-bei-einem-hypnose-coaching/19513462.html
  • dgh-hypnose.de/was-kostet-eine-hypnosebehandlung-was-zahlt-die-krankenkasse

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