Flugangst / Aviophobie / Angst vorm Fliegen (© Igor Yaruta / Fotolia)

Angst vorm Fliegen: Was tun gegen Aviophobie / Flugangst?

Mittel gegen Flugangst: Medikamente? Seminare?

In unserer globalisierten Welt ist es normal geworden, das Flugzeug als Verkehrsmittel zu nutzen. Im Sommer schnell nach Mallorca? In zwei Flugstunden ist man schon da. Auch Sightseeing in New York ist dank Flugzeug kein Problem mehr. Auch Geschäftsleute fliegen schnell von einem Termin zum anderen. Doch was tun, wenn man Angst vor dem Fliegen hat? Wenn man sich nicht traut, in ein Flugzeug einzusteigen, weil die Angst vor einem Absturz allgegenwärtig ist? Für Menschen mit Flugangst, auch Aviophobie genannt, hat der Gedanke an eine Reise mit dem Flugzeug nichts Entspannendes. Entsprechend meiden Betroffene solche Reisen, wenn es nur irgendwie geht. Lässt sich eine Flugreise nicht vermeiden, bedeutet dies oft puren Stress und extreme Ängste. Doch Menschen mit Flugangst müssen ihre Ängste heute nicht mehr als unausweichliches Schicksal hinnehmen. Wer den Weg einer Therapie beschreitet, kann lernen, mit der Angst vorm Fliegen gut umzugehen.

Angst vorm Fliegen | Menschen mit Aviophobie haben mehr oder weniger stark ausgeprägte Symptome von Angst und Panik vor und während des Flugs; und manche besorgen sich vorher beim Hausarzt Flugangst Medikamente oder versuchen sich mit einem Flugangst Seminar vorzubereiten (© Udo Kroener / Fotolia)
Angst vorm Fliegen | Menschen mit Aviophobie haben mehr oder weniger stark ausgeprägte Symptome von Angst und Panik vor und während des Flugs; und manche besorgen sich vorher beim Hausarzt Flugangst Medikamente oder versuchen sich mit einem Flugangst Seminar vorzubereiten (© Udo Kroener / Fotolia)

Warum haben manche Menschen Angst vorm Fliegen?

Flugangst wird auch als Aviophobie bezeichnet. Sucht man nach einer Phobie Definition, findet man schnell den Begriff der Angststörung (vgl. Angststörungen Formen). Die Gedanken während oder auch schon vor einem Flug kreisen nur um die Angst, abzustürzen. Dies kann sich so heftig steigern, dass die Angst verrückt zu werden noch hinzukommt. Der Leidensdruck der Betroffenen kann also erheblich sein und die Symptome ähneln denen von Panikattacken (siehe Panikattacken Symptome).

Wissenschaftler können bisher nicht genau erklären, wie konkret eine solche Aviophobie entsteht. Es gibt hierzu verschiedene Erklärungsansätze. Wie bei praktisch allen Angststörungen gibt es verschiedene Überlegungen zu den Gründen, die die Phobie haben entstehen lassen.

Etwa ein Drittel der von Aviophobie betroffenen Menschen gibt an, dass ein konkretes Erlebnis im Flugzeug wie beispielsweise Turbulenzen auf der Reise die Angst vorm Fliegen ausgelöst haben soll. Ein an sich harmloses Ereignis wie Turbulenzen während eines Fluges kann individuell als so bedrohlich erlebt werden, dass sich aus den Gedanken während dieser erlebten Siuation heraus eine manifeste Flugangst entwickelt. Es ist auch möglich, dass ein Flug völlig normal verläuft und es zu keinerlei Situationen kommt, die man als Auslöser identifizieren könnte. Der Flug kann in Gedanken ohne jedes tatsächliche Vorkommnis als so unangenehm und bedrohlich erlebt werden, dass sich aus diesen Ängsten heraus eine Phobie entwickelt. Gerade wenn als sehr bedrohlich empfundene Ängste nicht besiegt werden können, kann die Symptomatik weitergehen. Die Betroffenen entwickeln dann nach und nach eine Angst vor der Angst (Erwartungsangst). Die Situation einer Flugreise wird folglich gemieden, um sich nicht noch einmal dieser als lebensbedrohlich empfundenen Situation aussetzen zu müssen. Gerade wenn dies aber nicht möglich ist, können sich regelrechte Panikattacken einstellen. Vgl. panische Angst vor dem Tod.

Wie bei zahlreichen anderen Phobien handelt es sich hierbei um einen inneren Lernprozess. Der Körper konditioniert sich hier in negativer Art und Weise. Eine einmalige Situation, die wie erwähnt aus einem unangenehmen Erlebnis während einer Flugreise bestehen kann, wird als negativ mental abgespeichert. Nun setzt ein so genanntes Vermeidungsverhalten ein (siehe auch Vermeidungsverhalten Trauma). Die Angst setzt sich innerlich immer mehr fest, und betroffene Menschen versuchen alles, um die konkrete Situation, die die Angst ausgelöst hat, zu vermeiden. Hierzu gesellt sich die Angst vor der Angst. Wer einmal die Symptomatik einer Panikattacke erlebt hat, – Herzrasen, Schweißausbrüche, das Gefühl eines Kreislaufzusammenbruchs – entwickelt oftmals Angst, nochmal eine solche Attacke durchstehen zu müssen. Durch das Vermeidungsverhalten findet jedoch keine produktive Auseinandersetzung mit der Angst vorm Fliegen statt. Sinnvoller wäre es, sich gegebenenfalls mit professioneller Hilfe den Ängsten zu stellen und diese so nach und nach abzubauen (vgl. Angstbewältigung).

Von einer Flugangst können Männer wie Frauen gleichermaßen betroffen sein. Auch Kinder können schon Angst vor einer Flugreise haben, die sich zu einer Phobie entwickelt, wenn eine Konfrontationstherapie ausbleibt. Auch, wenn unangenehme Erlebnisse als Hauptursache für Aviophobie gelten, so gibt es auch Betroffene, die tatsächlich noch nie ein Flugzeug von innen gesehen haben. Ihnen reicht der Gedanke an eine Flugreise, damit Panik entsteht.

Generell können Angststörungen auch dadurch entstehen, dass Menschen oftmals die Ängste anderer in ihrem sozialen Umfeld miterlebt haben. Hier spricht man von einem so genannten Imitationslernen. So kann beispielsweise die Angst vor der Dunkelheit auch dadurch entstehen, dass ein Kind immer wieder erlebt hat, dass die eigene Mutter Dunkelheit meidet und hier Ängste hat. Die Angst wird also imitiert und setzt sich so nach und nach innerlich fest. So erklären sich Forscher, dass innerhalb mancher Familien Angststörungen gehäuft auftreten. Dies kann auch für die Angst vorm Fliegen gelten. Panikattacken bei Kindern in Bezug aufs Fliegen können sich also auch damit erklären, dass das Kind Flugangst bei anderen Menschen in seinem nahen Umfeld erlebt hat und diese via Imitationslernen übernommen hat.

Dies verdeutlicht gleichzeitig aber auch die Notwendigkeit einer gezielten Behandlung der Flugangst. Angst vorm Fliegen sollten Erwachsene auch aus dem Grund behandeln lassen, damit sie unbewältigte Ängste nicht weiter an die eigenen Kinder oder an andere Personen aus dem nahen Umfeld weitergeben.

Festzuhalten ist aber auch, dass natürlich nicht alle Menschen, die einmal eine bedrohliche Situation im Flugzeug erlebt haben oder Menschen mit Angst vorm Fliegen in der Familie haben, selbst Flugangst entwickeln. Es muss also weitere Faktoren geben, die die Entstehung einer Angststörung begünstigen können. Hierbei spielen individuelle Faktoren auch eine entscheidende Rolle. Häufiger Stress oder eine generell sehr ängstliche Grundhaltung können hier von Bedeutung sein. Gleiches gilt für das so genannte autonome Nervensystem. Dieses Nervensystem kontrolliert unter anderem lebenswichtige Funktionen wie Herztätigkeit und Atemfrequenz. Wissenschaftler gehen davon aus, dass manche Menschen ein Nervensystem haben, was über verschiedene Reize sehr schnell erregt werden kann. Die entsprechende Angstsymptomatik kann sich dann auch sehr viel schneller ausbilden als bei einem Menschen, dessen Nervensystem nicht so leicht erregbar ist. Es ist davon auszugehen, dass diese Besonderheit im Bezug auf das autonome Nervensystem angeboren ist. Siehe auch vegetatives Nervensystem stärken.

Therapie-Optionen: Wie kann man Aviophobie / Flugangst behandeln?

Behandlungsbedürftig ist eine Phobie immer dann, wenn Leidensdruck entsteht. Solange man eine Angst hat, die aber weder das eigene Leben noch das Empfinden anderer im direkten Umfeld nachhaltig beeinträchtigt, kann man auch mit einer individuellen Angst gut leben. Wer aber spürt, dass eine einmal erlebte Angst immer wieder kommt und Vermeidungsverhalten einsetzt, sollte den Ursachen auf den Grund gehen. Denn Flugangst kann man heute durchaus bewältigen und besiegen. Wer seine Aviophobie loswerden möchte, dem stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Je nachdem, wie ausgeprägt die eigene Angst ist, kann es auch schon helfen, sich selbst in das Thema Flugangst einzulesen und sich mit dem Thema Sicherheit im Flugverkehr zu befassen. Das Thema Sicherheit spielt für die meisten Betroffenen eine große Rolle. Ängste gründen oft in dem Gefühl, in einem Verkehrsflugzeug einem unkalkulierbaren Risiko ausgesetzt zu sein. Betroffene glauben, gleich abzustürzen, wenn man einmal Richtung Himmel abgehoben hat. Natürlich kann nicht geleugnet werden, dass es wie bei jedem Bereich im Leben auch beim Fliegen niemals eine absolute Sicherheit geben kann. Helfen kann aber, sich bewusst zu machen, dass der moderne Flugverkehr auf maximale Sicherheit setzt und tragische Unglücke beispielsweise in Relation zu tödlichen Autounfällen nur noch sehr selten geschehen. Das eigene Sicherheitsgefühl zu stärken, ist auch ein Bestandteil von Therapien gegen Flugangst. So erfahren viele Betroffene hier zum ersten Mal, dass praktisch alle notwendigen Instrumente eines Flugzeugs zweimal in einer Maschine vorhanden sind. So mancher kann seine Panik eher überwinden, wenn klar ist, dass auch ein ohnehin schon unwahrscheinlicher Ausfall eines Bordinstruments noch lange keinen Absturz bedeuten würde!

Auch Angstformen wie Höhenangst können eine Rolle beim Thema Aviophobie spielen. Um die Höhenangst bewältigen zu können, muss man sich ihr stellen. Hier hilft eine entsprechende Konfrontationstherapie. Mit professioneller Unterstützung lernen Betroffene, die Panik zu besiegen und sich immer wieder einer Herausforderung im Bereich Höhenangst zu stellen. Auch dies kann ein wirkungsvolles Mittel gegen Flugangst sein. Die Psychologen geben den Betroffenen hierbei auch in der Situation Tipps, um die Symptomatik kontrollieren zu können.

Wenn die Ursache für die Flugangst auch im Bereich einer schnellen Erregbarkeit des autonomen Nervensystems zu suchen ist, können auch Medikamente ein wirkungsvolles Mittel gegen Flugangst sein. Medikamente wie ein Anxiolytikum in Form von Tabletten oder generell Beruhigungstabletten helfen, die Angstsymptome loszuwerden, weil das Nervensystem sich durch die Gabe der Tabletten nicht mehr so leicht erregen lässt.

Medikamente gegen die Angst vor dem Fliegen? - Wer in Google nach Mittel gegen Flugangst sucht, findet eine teils befremdlich anmutende Produktauswahl (Screenshot einer Suche am 20.01.2019)
Medikamente gegen die Angst vor dem Fliegen? – Wer in Google nach „Mittel gegen Flugangst“ sucht, findet eine teils befremdlich anmutende Produktauswahl (Screenshot einer Suche am 20.01.2019)

Medikamente gegen die Angstattacke spielen auch eine Rolle, wenn die Situation eines Fluges aus verschiedenen Gründen nicht mehr vermieden werden kann. Hier können Medikamente vor und während der Reise helfen, dass die Symptome nicht zu groß werden und der Leidensdruck der betroffenen Menschen nicht überhand nimmt. Zwar sind moderne Medikamente als Mittel gegen Flugangst generell gut verträglich können vielen Menschen eine große Hilfe sein, wenn es darum geht, die Symptomatik der Angst zu überwinden und die Flugangst mit einer unterstützenden Therapie loszuwerden. Dennoch darf hierbei niemals vergessen werden, dass Medikamente auch Nebenwirkungen haben können. Die Valium Wirkung (vgl. Tavor, ein Benzodiazepin) werden beispielsweise von Laien schnell unterschätzt, und dieses Medikament hat ein hohes Abhängigkeitspotential! Medikamente wie Tavor dürfen deswegen auch gutem Grund nur von Ärzten oder Psychiatern verordnet werden (siehe Facharzt für Psychiatrie). Ob man im Bereich der Homöopathie an die Wirkung von Globuli gegen Angst glaubt, bleibt jedem selbst überlassen. Es existiert kein wissenschaftlicher Beweis für die Wirksamkeit von Homöopathie. Dem gegenüber stehen aber positive Erfahrungsberichte zahlreicher Menschen, was Globuli als Mittel gegen Flugangst angeht. Globuli haben keine negativen Nebenwirkungen, so dass grundsätzlich nichts gegen einen Selbstversuch spricht, wenn man die Symptome der Flugangst loswerden möchte und verschiedene Dinge hierzu ausprobiert. Auch mithilfe von Rescuetropfen, Baldriantropfen (oder Baldrian Dragees) oder einer Selbsthypnose konnte so manche Flugangst letztendlich überwunden werden.

Hilft ein Flugangst Seminar?

Flugangst betrifft inzwischen so viele Menschen, sodass hier auch ein Markt entstanden ist, wenn es darum geht, Ursachen herauszufinden und wirkungsvolle Therapien gegen die Angst vor der Reise anzubieten. Hierzu zählen auch spezielle Flugangst Seminare. In einem typischen Flugangst Seminar gehen die Anbieter auch auf die möglichen Ursachen der Aviophobie ein, wenngleich hier eine medikamentöse Therapie nicht stattfinden kann, da diese Fachleuten wie Ärzten oder Psychiatern vorbehalten ist; nur diese dürfen stärkere Flugangst Medikamente verschreiben (vgl. medikamentöse Behandlung von Angststörungen versus rezeptfreie Medikamente gegen Angst). Vielmehr geht es beim Flugangst Seminar darum, die Situation in einem Verkehrsflugzeug theoretisch und praktisch kennenzulernen und so im Idealfall zu lernen, dass die Reise Richtung Himmel objektiv gesehen keinesfalls bedrohlich ist. So kann auch die Erwartungsangst, die Angst vor der Angst, überwunden werden.

Hilft ein Flugangst Seminar? - Stiftung Warentest hat in 2012 drei Anbieter für Aviophobie Seminare unter die Lupe genommen (test.de/Flugangst-Seminare-fuer-entspanntes-Fliegen-4367815-0/)
Hilft ein Flugangst Seminar? – Stiftung Warentest hat in 2012 drei Anbieter für Aviophobie Seminare unter die Lupe genommen (test.de/Flugangst-Seminare-fuer-entspanntes-Fliegen-4367815-0/)

Die meisten Flugangst Seminare beinhalten einen theoretischen und einen praktischen Teil. In der Theorierunde, die auch oft direkt an einem Flughafen stattfindet, wird den Erfahrungen der Betroffenen Raum gegeben. Vielen Menschen tut es sehr gut, sich mit Gleichgesinnten über die Ängste austauschen zu können, die Nicht-Betroffene häufig überhaupt nicht nachvollziehen können oder gar als lächerlich abtun. Verständnis und Offenheit für die Symptomatik sind die Voraussetzung dafür, dass die Teilnehmer sich weiter öffnen können. In den meisten Flugangst Seminaren gibt es die Möglichkeit, alle Fragen rund um das Thema Sicherheit zu stellen oder sich eine am Boden stehende Maschine in aller Ruhe auch von innen anzuschauen. Viele Anbieter erklären den Teilnehmern die Instrumente im Cockpit und erläutern, dass alle Instrumente zweimal vorhanden sind, damit eine Maschine immer steuerbar bleibt – dass aber beim Ausfall eines Instruments immer der nächstmögliche Flughafen angesteuert wird, um die Problematik klären zu können. Piloten gehen kein Risiko auf den Reisen ein. Viele haben auch gute Tipps für die Betroffenen, wo man sich beispielsweise am besten hinsetzt, um von eventuellen Turbulenzen möglichst wenig mitzubekommen, bis diese wieder überwunden sind.

Ein solches Seminar beinhaltet oftmals auch einen kurzen Flug. Hierbei sollen die Teilnehmer sich auf den Reisen ihren Ängsten stellen und erleben, dass diese irrational sind. So können gedankliche, negative Verknüpfungen oftmals aufgelöst werden und der Körper entspannt sich. Da im Zustand der Entspannung auch das autonome Nervensystem nicht erregt wird, bleiben die Angstsymptome. aus. Auch Höhenangst bekämpfen kann so gelingen. So, wie man eine Klaustrophobie überwinden kann, indem man sich engen Räumen stellt, so kann man Höhenangst bewältigen durch das Erleben von Höhe in einem entspannten Zustand. So, wie der Körper Ängste erlernen kann, kann er sie auch wieder verlernen, wenn gedanklich neue, positiv besetzte Situationen mit dem bisherigen Angst-Thema verknüpft werden können.

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