Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen verstehen und auflösen
Als Schlafstörung wird ein weites Feld von Problemen mit dem Schlaf bezeichnet. Dies können Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, Schlaflosigkeit, eine geringe Qualität des Schlafes, eine Schlafsucht, Schlafwandeln oder eine Mischform sein. Dabei kommt es, insbesondere langfristig, zu Beeinträchtigungen der Betroffenen im Alltag.
Darunter fallen sowohl klinische Störungen als auch vergleichsweise geringere Schlafprobleme. Zwischen 4 und 35 Prozent der Bevölkerung leiden unter Schlafstörungen. Für eine genauere Zahl bedarf es einer genaueren Abgrenzung und Definition des Begriffes. Es gibt zwar unterschiedliche Ansätze, jedoch sind Schlafstörungen ein weites Feld und es gibt keine allgemeingültige, klare Abgrenzung, ab wann eine krankhafte Schlafstörung vorliegt – und was noch „normale“ Schlafprobleme sind. Schätzungsweise haben in den Industrieländern insgesamt etwa 20 bis 30 Prozent Schlafprobleme, bei denen gut 15 Prozent eine Einschränkung durch Müdigkeit in ihrem Alltag erfahren.
Schlafprobleme können bei Kindern und Erwachsenen auftreten. Besonders häufig treten sie in emotional aufwühlenden Situationen wie durch Angst oder Depression oder aber auch speziellen Lebensphasen auf. Dazu können bei Frauen auch die Schwangerschaft (darunter vor allem die Frühschwangerschaft) und die Wechseljahre gehören.
Was tun, wenn Schlafen schlecht klappt oder nicht erholsam ist? Und was tun, um schnell einschlafen oder wenigstens etwas schneller einschlafen zu können? – Es gibt neben der professionellen Hilfe verschiedene Hausmittel, Tipps und Möglichkeiten, sich selbst zu behandeln oder mit einfachen Mitteln wie Ohrstöpseln / Ohropax zu helfen. Auch Medikamente und Homöopathie können Abhilfe schaffen. Lesen Sie in diesem Artikel mehr über all das.
Schlafprobleme: Begriffliche Abgrenzungen und Klassifizierungen
Klassischerweise bezeichnet Agrypnie im deutschen Sprachraum die Schlaflosigkeit. Inzwischen ist allerdings auch der Begriff Insomnie (oder Insomnia) gebräuchlich. Insomnie kommt aus dem englischen Sprachraum und hat den Begriff der Agrypnie weitgehend abgelöst. Beide Begriffe meinen sowohl Schlaflosigkeit als auch Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen. Insomnie wird heute jedoch häufiger verwendet. Hyposomnie bezeichnet den Mangel an Schlaf, Hypersomnie die Schlaf- oder Bettsucht und Dyssomnie bezeichnet generell ein gestörtes Schlafverhalten.
Für die Einteilung von Schlafproblemen als krankhafte Störung gibt es mindestens drei verschiedene Klassifikationssysteme: ICD 10, DSM-IV und ICSD-2.
Nach ICD 10 werden die Schlafstörungen grundsätzlich unterschieden in:
- organische Schlafstörungen (G47) und
- nichtorganische Schlafstörungen (F51).
Zu den organischen Schlafstörungen gehören Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus sowie die Schlafapnoe, die sowohl Ein- als auch Durchschlafstörungen bedingen können. Als Ursache können auch verschiedene Krankheiten in Frage kommen.
Die nichtorganischen Schlafstörungen haben in der Regel emotionale Ursachen und äußern sich in einer Störung hinsichtlich der Schlafqualität, des Schlafzeitpunktes oder der Schlafdauer. Um als Störung klassifiziert zu werden, müssen über einen Zeitraum von einem Monat mindestens für dreimal in der Woche Beeinträchtigungen dieser Art vorliegen. Zudem ist auch der Leidensdruck der Betroffenen und eine negative Auswirkung auf ihren Alltag ein Kriterium.
Zu den nichtorganischen Schlafstörungen zählen außerdem die Parasomnien, zu denen das Schlafwandeln, die Nachtangst und auch die Albträume gehören.
Das DSM-IV bietet eine weitere Möglichkeit zur Klassifizierung. Dabei wir die Schlafstörung danach eingeteilt, ob sie als solche primär und eigenständig auftritt oder ob sie sekundär als Folge einer anderen Krankheit oder Störung vorkommt.
Im Falle der primären Schlafstörung kann zwischen den Dyssomnien, unter denen die klassischen Schlafprobleme fallen und den Parasomnien (Schlafwandeln, Nachtangst, Alpträume) unterschieden werden.
Außerdem werden auch bei der primären Schlafstörung andere psychische Erkrankungen sowie der Konsum oder Missbrauch von Substanzen wie Alkohol, Koffein, anderen Drogen oder auch Medikamente und deren Einfluss berücksichtigt.
Nach ICSD-2 gibt es acht Gruppen der Schlafstörung:
- Insomnien (mit den verschiedenen Verursachungen)
- schlafbezogene Atmungsstörungen
- Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen
- die Parasomnien
- schlafbezogene Bewegungsstörungen
- isolierte Symptome, augenscheinlich normale Varianten, sowie ungeklärte Probleme
- andere Schlafstörungen
- Hypersomnie (Schlafsucht)
Formen, Symptome und Ausprägung von Schlafstörungen
Aus den verschiedenen Klassifikationssystemen wird deutlich, dass es eine ganze Menge Störungen geben kann. Zentral sind jedoch Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen und die damit verbundene permanente Übermüdung und Beeinträchtigung des Alltags.
Schwierigkeiten beim Einschlafen sind sehr verbreitet. Generell können manche Menschen schnell einschlafen oder zumindest schneller einschlafen, als andere. Entscheidend ist eher, ob oder inwiefern sich diese Dauer auf die Schlafqualität oder Schlafquantität und somit auf den Alltag auswirkt.
Bei einer Einschlafstörung liegt der Betroffene im Bett und kann nicht schlafen. Der häufigste Grund dafür sind Grübeleien (siehe ständig grübelnd) und eine innere Unruhe. Es können mehrere Stunden vergehen, sodass bis zum Klingeln des Weckers häufig nur noch wenige Stunden zu schlafen sind. Dadurch sind die Betroffenen unausgeschlafen oder sogar enorm übernächtigt und fühlen sich „gerädert“. Das führt auf Dauer schlicht zu permanenter Übermüdung.
Häufig liegt der Betroffene von Einschlafstörungen nachts wach, kann nicht schlafen und beginnt schließlich auch, darüber zu grübeln, dass er nicht einschlafen kann. Oft bringt ein Blick auf die Uhrzeit und der Gedanke, wie wenig Stunden bis zum Aufstehen noch geschlafen werden kann, zusätzliche Unruhe. Diese kann in Verzweiflung und sogar zu Wut und Herzrasen führen, was dazu führt, dass man noch weniger einschlafen kann (insbesondere bei Herzrasen). Aber auch Gedanken an bevorstehende Aufgaben am nächsten Tag und an die eigene Müdigkeit können am Schlafen hindern.
Bei Durchschlafstörungen können Betroffene nicht durchschlafen. Das bedeutet, sie wachen nachts oder auch am frühen Morgen, jedoch lange, bevor der Wecker klingelt, wieder auf. Oft können sie dann auch nicht mehr wieder einschlafen. Aber auch ein häufigeres Aufwachen mit raschem Wiedereinschlafen kann vorkommen, bei dem die Qualität des Schlafes erheblich leiden kann.
Eine andere Form ist die mangelnde Qualität des Schlafes. Der Schlaf geschieht in unterschiedlichen Schlafphasen, darunter die äußerst wichtige Tiefschlafphase und die als REM bezeichnete Phase. Bei einer Schlafstörung kann es auch vorkommen, dass die REM-Phase etwa zu verfrüht auftritt und somit die notwendige Tiefschlafphase (für die auch das Durchschlafen wichtig ist) verringert wird.
Folgen einer anhaltenden Schlafstörung
Schlafmangel, ob nun rein quantitativ oder auch qualitativ, hat einen generellen negativen Einfluss auf den Körper. Direkte Auswirkungen sind Tagesmüdigkeit, erhöhte Reizbarkeit bis hin zu häufigeren Stressreaktionen, Konzentrationsschwierigkeiten und damit auch eine generell geringere Leistungsfähigkeit. Dadurch erhöht sich die Gefahr von Fehlern bei der Arbeit oder sogar von Unfällen, auch im Verkehr, drastisch.
Langfristig schwächt eine Schlafstörung das ganze Immunsystem, was vielerlei Erkrankungen mit sich bringen kann. Außerdem können sie zu Herz- und Kreislauferkrankungen führen. So kann ein erhöhter Blutdruck schon nach recht kurzer Zeit auftreten. Magenbeschwerden kommen häufig ebenfalls dazu.
Insgesamt kann ein dauerhafter Mangel an Schlaf vorzeitige Alterscheinungen hervorrufen. Die Lebenserwartung wird also ganz allgemein verringert.
Typische Ursachen einer Einschlafstörung und Durchschlafstörung
An dieser Stelle geht es weiterhin um die Ein- und Durchschlafstörungen, von denen die meisten Menschen betroffen sind und die meistens nichtorganische Ursachen haben:
In der Regel sind Schlafprobleme auf emotionale, psychische Probleme zurückzuführen, die meist auch mit akuten oder permanenten Lebenssituationen der Betroffenen zu tun haben. Die häufigste organische Ursache stellt ein von den beruflichen oder sozialen Anforderungen unterschiedlicher Tag-Nacht-Rhythmus der Betroffenen dar. Aber auch recht offenkundige Verursachungen wie Lärm, helles Licht, mangelnde Bewegung und Auslastung, unregelmäßige Schlafzeiten oder ein bestimmter Drogenkonsum können zu Schlafschwierigkeiten führen.
Dazu zählt auch übermäßiger Alkoholkonsum. Durch Alkohol kann man mitunter rascher einschlafen, jedoch oft nicht wirklich durchschlafen. Tatsächlich nutzen nicht wenige Betroffene Alkohol als Einschlafhilfe. Allerdings sollte jedem klar sein, dass die Probleme durch Alkohol nicht gelöst werden und dass dabei eine große Suchtgefahr besteht.
Sehr häufig tritt die Schlafstörung in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Angsterkrankungen (siehe Angsterkrankungen Ursache, Angsterkrankungen Symptome) und Depression auf (siehe auch: Anzeichen einer Depression). Dabei können Ein- und Durchschlafprobleme durch die ständige innere Unruhe, das Grübeln, durch Angst und die vielen negativen, aufwühlenden Emotionen auftreten (siehe auch: negative Gedanken). Der fehlende Schlaf mit seinen Folgen kann sich zusätzlich negativ auswirken und die Symptome der psychischen Erkrankung bestärken. Bei Depressionen etwa kann das ohnehin bereits vorhandene Gefühl der Müdigkeit, Überforderung und Lustlosigkeit durch einen Mangel an Schlaf noch um einiges verstärkt werden.
Dabei ist zu beachten, dass gerade Depressionen und Angsterkrankungen sehr vielfältig und in unterschiedlicher Art und Weise sowie Intensität auftreten können. Bei einem beginnenden Burnout etwa können Schlafstörungen dazu gehören, während das Burnout als solches noch gar nicht erkannt worden ist (vgl. Angst-Burnout).
Für die meisten vorübergehenden Schlafprobleme sind jedoch auch vorübergehende Situationen der Betroffenen die Ursache. Bei belastenden Situationen im Beruf oder auch privat reagieren viele Menschen mit Ein- und Durchschlafproblemen. Stress jeder Art, insbesondere Leistungsdruck, Existenz- und Zukunftsängste oder ähnliche Sorgen können zu erheblichen Schlafproblemen führen.
Aber auch eigentlich positive Situationen können am Schlaf hindern, sofern sie aufwühlen. So kann eine Schwangerschaft, insbesondere die Frühschwangerschaft, zu Schlafschwierigkeiten führen. Und auch ein Verlieben kann den Verliebten am Schlaf hindern.
Dazu kommen bestimmte Lebensabschnitte, in denen Schlafstörungen häufiger vorkommen wie etwa bei Kindern oder in der Pubertät. Aber auch die Wechseljahre zählen dazu. Bei Frauen sind die Schlafschwierigkeiten während der Wechseljahre keine Seltenheit.
Therapie und (Selbst)Behandlung
Die meisten Schlafprobleme sind vorübergehender Natur oder beziehen sich auf konkrete Veränderungen, Situationen oder auch Phasen im Leben eines Menschen. Meist handelt es sich um Einschlafstörungen oder um eine Durchschlafstörung. Diese gehören grundsätzlich zu den Problemen, bei denen man selbst was tun und sich selbst behandeln kann. Sie können meistens mit einigen Tricks und Tipps, durch Hausmittel sowie durch das Lösen des Konflikts oder das Bewältigen der emotional aufwühlenden Situation überwunden werden. Ansonsten gilt es generell, die Ursachen zu kennen und zu beseitigen. Bei Kindern und auch in der Pubertät ist vor allem die Schlafhygiene sehr wichtig.
Arzt und Therapie
Wenn die Schlafschwierigkeiten nicht von alleine oder mit etwas Selbsthilfe verschwinden, wenn sie auch noch nach emotional belastenden Situationen im Beruf oder privat andauern oder wenn sie sich massiv auf den Alltag auswirken, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Das kann der Hausarzt sein, der zunächst einmal versuchen wird, durch ein Gespräch die Ursachen herauszufinden. Dafür können sämtliche Punkte bezüglich der Art und Weise der Schlafstörungen, des Schlafverhaltens, der Umwelteinflüsse sowie der emotionalen Situation (und damit auch die allgemeine eigene Lebenssituation) eine Rolle spielen. Je nachdem können anschließend verschiedene körperliche Untersuchungen helfen, bestimmte Verursachungen auszuschließen. Dabei ist es jedoch hilfreich, die häufigsten Ursachen – also emotionale und psychische Gründe, Stress, die aktuelle Situation usw. – bereits ausschließen zu können. Bei schwierigeren Fällen kommt eine Untersuchung im Schlaflabor in Betracht. Dort werden Betroffene während ihres Schlafes medizinisch-wissenschaftlich beobachtet, wodurch speziellere Störungen ausgemacht werden können.
Selbsthilfe und Unterstützendes
Es gibt eine ganze Reihe von Tricks und Möglichkeiten, den Schlafproblemen zu begegnen. Gerade eine Einschlafstörung oder eine Durchschlafstörung kann mit etwas Selbsthilfe behoben werden. Grundlegend ist erst einmal eine gute und ausreichende Schlafhygiene:
- regelmäßige, feste Schlafzeiten, die zudem die individuell nötige Schlafmenge ermöglichen
- gute Schlafbedingungen: Temperatur (etwa 16 Grad), kein störendes Licht oder störender Lärm, bequemes Bett
- kein Konsum von Alkohol oder Kaffee am Abend. Koffeinhaltige Getränke bei Sensibilität dem Koffein gegenüber auch nachmittags meiden
- nicht tagsüber schlafen
- eine ausgewogene und gesunde Ernährung trägt auch dazu bei, gut zu schlafen
- ausreichend körperliche Bewegung und Auslastung. Genügend Sport – allerdings nicht abends
- eine ruhige Abendgestaltung
Generell hilft Regelmäßigkeit im Alltag sowie Sport und eine gesunde Auslastung. In vielen Fällen wird das Problem bereits mit einer guten Schlafhygiene behoben. Erst, wenn all das nicht hilft, können andere Hilfsmittel und Hausmittel versucht werden wie: Baldrian, Hopfen (Hopfentee), progressive Muskelentspannung (siehe PMR nach Jacobson), Ohrstöpsel / Ohropax, verschiedene Atemtechniken, eventuell auch Globuli / Homöopathie.
Die eher „harmlosen“ Hausmittel wie Baldrian, Hopfen oder die verschiedenen Sorten Einschlaftee (Baldriantee) sowie Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung, diverse Atemtechniken und auch Meditation sollten die erste Wahl sein (vgl. Entspannungsmethoden).
Tabletten (Schlaftabletten) und starke Psychopharmaka sollten das absolut letzte Mittel der Wahl sein – gerade weil Schlaftabletten eine verlockend einfache, vermeintliche Lösung darstellen. Eigentlich jedoch wird das Problem und die Lösung mit Tabletten und Psychopharmaka nur aufgeschoben. Nicht umsonst kommen bei der professionellen Behandlung von Schlafschwierigkeiten nur bei 5 Prozent der Männer und 12 Prozent der Frauen Medikamente zum Einsatz.
Eine etwas paradoxe Methode ist Schlafentzug. Durch Schlafentzug nämlich kann der Schlafrhythmus wieder angeglichen werden.
Es gibt also eine ganze Reihe von Tipps und Möglichkeiten, die eigenen Schlafschwierigkeiten zu behandeln und anstatt schlecht endlich wieder erholsam zu schlafen. Am besten ohne Zähneknirschen.
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Quellen und weiterführende Ressourcen rund um Schlafprobleme, Einschlafstörungen & Co.:
- de.wikipedia.org/wiki/Schlafst%C3%B6rung
- toppharm.ch/krankheitsbild/durchschlafstoerungen
- netdoktor.de/symptome/schlafstoerungen/
- de.wikipedia.org/wiki/Schlafhygiene
- apotheken-umschau.de/Schlafstoerungen/Schlafstoerungen-Therapie-und-Selbsthilfe-55476_11.html