Nächtliches Zähneknirschen - ein Symptom von Ängsten und Sorgen? (© djma / Fotolia)

Nächtliches Zähneknirschen – ein Symptom von Ängsten und Sorgen?

Nächtliches Zähneknirschen – von Medizinern auch als Bruxismus bezeichnet – wurde lange Zeit auf eine Fehlstellung des Gebisses zurückgeführt. In der Folge konzentrierte sich die Behandlung auf zahnmedizinische Maßnahmen, die im besten Fall zu einer Reduktion der Symptome führten, die Ursachen des Zähneknirschens aber außer acht ließen. Inzwischen ist bekannt, dass das zentrale Nervensystem eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Bruxismus spielt: Es steuert Impulse, die zu unwillkürlichen Kontraktionen der Kaumuskulatur führen. Stress, Angstzustände und hohe psychische Belastung führen zu Spannungszuständen, die diese Impulse auslösen – sie sind somit mögliche Verursacher von nächtlichem Zähneknirschen. Aus dieser Erkenntnis ergeben sich für Betroffene neue Behandlungsansätze.

Nächtliches Zähneknirschen: Ursachen und Symptome

Emotionale Stressoren, Angststörungen und affektive Störungen zählen heute zu den häufigsten Auslösern nächtlichen Zähneknirschens, Rauchen und/oder eine mitunter auch psychisch bedingte Fehlregulation des Kauapparates gelten als weitere Risikofaktoren. Betroffene bemerken oft sehr lange nicht, dass sie nachts mit den Zähnen knirschen. Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die als Folge des Bruxismus entstehen, machen sich dennoch bemerkbar: Kiefer- oder Kopfschmerzen, Ohrengeräusche (Tinnitus) und Schmerzen im Nackenbereich sind häufig, lassen sich aber ohne korrekte Diagnosestellung nicht richtig zuordnen. In vielen Fällen wird der nächtliche Bruxismus erst vom Zahnarzt diagnostiziert – zu diesem sehr späten Zeitpunkt bestehen leider schon Schäden an den Zähnen und am Kauapparat.

Häufige Symptome, die auf nächtliches Zähneknirschen hinweisen können, sind:

  • morgendliche Schmerzen in der Kiefermuskulatur
  • morgendliche Kopfschmerzen
  • Nackenschmerzen
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Tinnitus
  • allgemeine Abgeschlagenheit und/oder Benommenheit
  • Essstörungen
  • Aufeinanderpressen der Zähne/Mahlbewegungen auch tagsüber
  • schlechte Schlafqualität

Diagnosestellung bei nächtlichem Zähneknirschen

Die Diagnosestellung des nächtlichen Zähneknirschens erfolgt in den meisten Fällen über eine ausführliche Anamnese: Ihr Arzt, Ihre Ärztin befragt Sie dabei zu Ihren aktuellen Beschwerden, zur Krankheitsgeschichte und zu Lebensumständen, die als Auslöser für das Beschwerdebild in Frage kommen. Da das nächtliche Zähneknirschen von Betroffenen meist nicht selbst bemerkt wird, kann mit Ihrem Einverständnis auch die Befragung Ihres Partners oder Ihrer Partnerin hilfreich sein.

Zusätzlich kann eine polysomnographische Untersuchung im Schlaflabor Hinweise auf durch einen Bruxismus gestörte Schlafphasen geben. Da es sich dabei um eine sehr teure Untersuchungsmethode handelt, wird sie nur in Ausnahmefällen angewandt.

Therapieansätze bei Bruxismus

Ziel der Bruxismustherapie ist es, sowohl die Ursachen des nächtlichen Zähneknirschens zu beseitigen als auch eine Symptomreduzierung und einen möglichst guten Schutz vor Zahnschäden zu erreichen. Dafür stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung:

  • Psychotherapeutische und/oder medikamentöse Behandlung von Angstzuständen und psychischen Beeinträchtigungen, die das nächtliche Zähneknirschen auslösen
  • Die Verordnung einer nachts zu tragenden Aufbiss-Schiene zum Schutz vor Zahnschädigungen und zur Verminderung der Aktivität der Kaumuskulatur in der Nacht
  • Physiotherapeutische Maßnahmen zur Reduzierung der Anspannung der Kaumuskulatur sowie Kaumuskelmassagen
  • Injektion von Botulinumtoxin zur Reduktion der unwillkürlichen Muskelanspannung
  • Elektrolytsubstitution (Magensium, Kalzium) zur Muskelentspannung

Nächtliches Zähneknirschen: Mit hydrostatischen Aufbiss-Schienen wie dem Aqualizer können die Auswirkungen reduziert werden (Screenshot dentrade.com/de/aqualizer.html am 25.11.2019)
Nächtliches Zähneknirschen: Mit hydrostatischen Aufbiss-Schienen wie dem Aqualizer können die Auswirkungen reduziert werden (Screenshot dentrade.com/de/aqualizer.html am 25.11.2019)

Nächtlicher Bruxismus: Was Sie selbst tun können

Die Therapie des nächtlichen Zähneknirschens funktioniert nur mit Ihrer Mithilfe: Neben der Behandlung der zugrundeliegenden Angststörung (siehe Angstbewältigungstherapie und generell Angstbewältigung) gilt es vor allem, Zahnschäden zu vermeiden – und das gelingt am besten mittels einer speziellen Aufbiss-Schiene, die Sie täglich vor dem Schlafengehen anlegen sollten.

Moderen Aufbiss-Schienen benötigen keine individuelle Anpassung, sie sind vorgefertigt und sofort einsatzbereit. Es handelt sich dabei um wasser- oder gelgefüllte Polster, die in unterschiedlichen Größen erhältlich sind und auch über bestehendem Zahnersatz getragen werden können. Sie korrigieren Verschiebungen im Kiefergelenk, die Folge des nächtlichen Zähneknirschens sind (CMD Syndrom, cranio-mandibuläre Dysfunktion).

Eine weitere Möglichkeit, das nächtliche Zähneknirschen selbst zu behandeln, stellen gezielte Übungen zur Reduzierung der Muskelspannung im Kiefer dar: Ziel dieser Übungen ist es, schrittweise zu einer Entspannung der Kiefermuskulatur zu gelangen, so dass bei regelmäßiger Anwendung über einen längeren Zeitraum das Tragen einer Aufbiss-Schiene nicht mehr notwendig ist. Die entsprechenden Übungen können Sie ganz einfach täglich zuhause durchführen, sie nehmen nur wenige Minuten in Anspruch. Eine Anleitung zur praktischen Durchführung finden Sie zum Beispiel in diesem Video: Zähneknirschen (Bruxismus) // Übungen gegen Zähneknirschen im Schlaf .

Quellen und weiterführende Ressourcen:

Das könnte Sie auch interessieren:

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen