Jährlich nehmen sich laut Statistik der Weltgesundheitsorganisation etwa 800.000 Menschen selbst das Leben. Dies trifft nicht nur die Betroffenen selbst, die keinen anderen Ausweg mehr aus ihrem Leiden sehen, sondern auch die Hinterbliebenen. Selbstmord im nahen Umfeld steigert demgemäß das Risiko, dass Angehörige und Freunde psychisch erkranken und selbst einem erhöhten Suizidrisiko unterliegen. Es handelt sich also um ein ernsthaftes Problem, das laut WHO bis zu 500 Millionen Menschen jährlich in Mitleidenschaft zieht. Ein Suizid zieht demnach 60 Personen im Umfeld des Betroffenen in Mitleidenschaft. Umso dringender wird die Frage, was getan werden kann, um eine solche Todesschleife zu durchbrechen. Hilfsmöglichkeiten gibt es dabei viele. Obwohl Betroffene sich oft alleine gelassen fühlen, gibt es abseits eines Selbstmordversuchs zahlreiche Möglichkeiten, um einen psychisch unerträglichen Zustand zu beenden.
Suizidgedanken – Was sind die Ursachen?
Suizidgedanken können schlimmstenfalls in einem Selbstmordversuch enden. Betroffene empfinden ihre Situation als unerträglich und sehen keinen Ausweg mehr. Doch was sind die Ursachen dafür? Um adäquate Hilfe zu finden, ist es notwendig, den Auslösern auf den Grund zu gehen.
Gründe können schwierige Lebensumstände sein, die als ausweglos empfunden werden, finanzielle Nöte, unverarbeitete Traumata, der Verlust von nahestehenden Menschen, Lebenskrisen, chronische Schmerzen, die als unerträglich wahrgenommen werden, oder bestimmte Krankheitsbilder wie eine schwere Depression. Oft handelt es sich bei einem Selbstmordversuch um einen Hilferuf.
Suizidales Verhalten als Folge von psychischen Erkrankungen
Viele psychische Krankheiten können Selbstmord Gedanken / Suizidgefahr / suizidales Verhalten mit sich bringen. Dies gilt beispielsweise für die Borderline-Persönlichkeitsstörung (siehe Borderliner Syndrom), die oft mit Selbstverletzungstendenzen (vgl.: Selbstverletzen) und Selbstmordgedanken einhergeht, weil Betroffene ihre inneren Spannungszustände nicht aushalten können.
Auch eine bipolare Störung, die durch einen Wechsel aus Depression und Manie gekennzeichnet ist, kann einen Suizidversuch auslösen. In der Regel treffen mehrere schwierige Faktoren aufeinander (zum Beispiel Depression, finanzielle Nöte, Einsamkeit etc.).
Was auch der Grund sein mag, die Frage, die sich stets stellt, ist: Was tun im akuten Fall? Betroffene haben inzwischen verschiedene Möglichkeiten, weil beim Thema Selbstmord Gedanken ein grundlegendes gesellschaftliches Umdenken stattgefunden hat.
- spiegel.de/gesundheit/diagnose/selbstmordgedanken-suizidgefahr-bleibt-oft-unerkannt-a-967230.html
- onmeda.de/psychische_erkrankungen/selbstmord-ursachen-15782-2.html
Selbstmordgedanken – Was tun?
Hat ein Selbstmordversuch stattgefunden oder ist ein Suizidversuch zu befürchten, erfolgt zunächst die Einweisung in die Psychiatrie. Dies ist bundesweit im „Psychisch-Kranken-Gesetz“ (PsychKG) geregelt, dass eine Zwangseinweisung in die geschlossene Psychiatrie erlaubt, wenn eine Eigen- oder Fremdgefährdung gegeben ist.
In der psychiatrischen Klinik wird zunächst versucht, den Betroffenen mit Psychopharmaka zu beruhigen und zu stabilisieren. Die Medikamente, die dabei vorwiegend zum Einsatz kommen, nennen sich Antidepressiva (siehe Antidepressiva Liste). Damit soll suizidales Verhalten gestoppt werden. Jedoch gelingt dies nicht immer und es bleibt weiterhin notwendig, den Ursachen für einen Suizidversuch auf den Grund zu gehen und beispielsweise eine zugrundeliegende Depression zu behandeln.
Hilfe in einer Klinik zu suchen, kann deswegen nur der erste Schritt sein. Er dient der akuten Behandlung einer Depression und soll die unmittelbare Suizidgefahr bannen. Psychopharmaka, die antidepressiven Medikamente, die verordnet werden, müssen auf Dauer genommen werden, weil sie erst nach einigen Wochen oder Monaten ihre Wirkung entfalten. Viele Patienten, die gegen ihren Willen in die Psychiatrie eingewiesen werden, empfinden den Aufenthalt als wenig hilfreich, sondern vielmehr als willkürlich. Eine Zwangseinweisung kann deswegen nur eine Maßnahme sein, die im äußersten Fall anzustreben ist.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass der umfangreiche Einsatz von Psychopharmaka gravierende Nebenwirkungen wie eine starke Gewichtszunahme (die weitere gesundheitliche und psychische Komplikationen mit sich bringt) nach sich ziehen kann (siehe Antidepressiva Nebenwirkungen). Medikamente können zwar hilfreich sein in schweren Fällen, müssen jedoch aufgrund der möglichen Begleiterscheinungen vorsichtig eingesetzt werden. Von daher ist es besser, die Gefahr frühzeitig zu erkennen, und beizeiten geeignete Maßnahmen, die den Betroffenen wirklich helfen, zu ergreifen.
Suizid Gedanken – Hilfe in Foren
Viele scheuen berechtigterweise den Gang in die Psychiatrie, die ohnehin nur für eine Akutbehandlung in Frage kommt. Manchmal ist es bereits hilfreich, wenn Betroffene sich mit anderen austauschen können, die ein ähnliches Schicksal haben oder ähnliche Erfahrungen machen.
Im Internet existiert eine Vielzahl von Foren, in denen sich Betroffene austauschen können. Menschen, die selbst Suizidgedanken haben oder hatten, können manchmal andere, die die gleichen Probleme haben, besser verstehen und hilfreiche Tipps geben. Sicherlich ersetzt ein Forum keinen Arztbesuch, kann aber dennoch als Hilfe empfunden werden. Ein Vorteil ist die Anonymität, so dass Menschen mit Selbstmordgedanken sich nicht scheuen müssen, die Wahrheit zu bekennen. Sie müssen keine Angst vor Konsequenzen haben. Denn aus Furcht vor einer Einweisung in eine Klinik verbergen viele ihren wahren Zustand und ihre Suizid Gedanken vor Fachleuten. Aus diesem Grunde kann der Austausch mit Gleichgesinnten in einem Forum zu Selbstmordgedanken manchmal besser unter Kontrolle bringen, als der Besuch beim Facharzt.
Viele Betroffene haben auch Erfahrungen mit Psychopharmaka und können Tipps geben, ohne den Facharzt zu ersetzen zu wollen. Beispiele für Foren: erfahrungen-fallberichte.de/viewforum.php?f=23 oder kinder-der-nacht-selbsthilfe.de. Der Vorteil ist, dass Betroffene bei solchen Hilfsangeboten am ehesten auf Verständnis treffen und aus sich herausgehen. Häufig werden diese Internet-Seiten von ausgebildeten Psychologen moderiert.
Angehörige und Freunde als Hilfe bei Selbstmord Gedanken?
Auch Angehörige und Freunde können helfen. Doch was tun, wenn jemand offensichtlich Suizidgedanken hat? Hilfreich ist es, den Betroffenen zu animieren, seine Gefühle und das, was ihn bedrückt, auszusprechen. Bei gemeinsamen Aktivitäten wie Spaziergängen kann über Suizidgedanken gesprochen werden. Häufig hilft es den Betroffenen bereits, wenn sie Verständnis finden, denn oft fühlen sie sich alleine gelassen mit ihren Selbstmordgedanken.
Menschen, die suizidgefährdet sind, kapseln sich in der Regel ab und verschließen sich. Daher ist schon viel gewonnen, wenn es gelingt, sie zum Sprechen zu bringen. Droht Suizidgefahr, sollten Angehörige und Freunde den Betroffenen animieren, einen Facharzt aufzusuchen, der entsprechende Medikamente verschreiben und eine Depression behandeln kann. Auf diese Weise können Selbstmordgedanken oft gebannt werden, ohne dass der Besuch einer Klinik notwendig wird.
Ansonsten ist es positiv, Betroffenen zu vermitteln, dass man für sie da ist und sie versteht. Kritik ist hingegen kontraproduktiv, da die meisten suizidalen Menschen ohnehin in einer Selbstbeschuldigungsfalle sitzen. Besser ist es, die vorhandenen positiven Eigenschaften zu stärken und darauf hinzuweisen. Dabei gibt es auch für Angehörige und Freunde Hilfsangebote und Selbsthilfegruppen. Dies kann zu deren Entlastung beitragen, weil es eine enorme Bürde sein kann, sich um selbstmordgefährdete Personen zu kümmern. Angehörige haben deswegen oft selbst Gesprächsbedarf. Hilfreiche Literatur: depressionsliga.de/unser-angebot-literatur-ratgeber.html
Suizidgefährdet – Selbsthilfe
Ich bin suizidgefährdet – was tun? Betroffene können auch einiges selbst unternehmen, um eine drängende Suizidgefahr abzuwenden. Oft ist es hilfreich, sich einen verständnisvollen Gesprächspartner zu suchen. Diese sind in Beratungsstellen zu finden, es gibt niedergelassene Psychotherapeuten, Fachärzte oder Psychologen. Manchmal ist es auch gut, sich Angehörigen oder Freunden anzuvertrauen. Der erste Schritt besteht darin, sich selbst einzugestehen, dass man suizidgefährdet ist.
Auch wenn zum Beispiel eine Depression den Betroffenen vorgaukelt, dass es keinen Ausweg gibt, so gibt es meistens doch einen. In diesem Sinne gilt das Sprichwort: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Suchen Sie sich also einen Ansprechpartner, mit dem Sie darüber sprechen können, was sie bedrückt. Dies kann auch ein Seelsorger sein. Gerade Depressive verschließen sich oft in ihre eigene Welt. Der erste heilsame Schritt besteht dann darin, sich mitzuteilen, bevor die Suizidgefahr zu drängend wird.
Auch Selbsthilfegruppen für Betroffene können hilfreich sein, wo Menschen mit solchen Problemen am ehesten Hilfe finden. Ansonsten gilt die Maßregel, möglichst gut mit sich selbst umzugehen und zu überlegen, was einem immer gut getan und geholfen hat.
- Sind das bestimmte Hobbys?
- Aktivitäten mit netten Menschen?
- Auch Sport kann zu einem besseren Körper- und Lebensgefühl beitragen. Natürlich ist dies nicht im akuten Fall möglich, jedoch ist es erwiesen, dass regelmäßige sportliche Betätigung einen positiven Einfluss auf das Gesamtbefinden hat. Nach Möglichkeit sollte man deswegen Bewegung in den Alltag einbauen. Dabei handelt es sich allerdings um eine langfristige Strategie und nicht um eine kurzfristige.
Die grundlegende Frage für Betroffene lautet: Was tut mir persönlich gut, was hat sich bereits in der Vergangenheit als hilfreich herausgestellt? Manchmal sind suizidgefährdete Personen ihr eigener bester Ratgeber und es gilt, auf die vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen von Betroffenen zu setzen.