Antidepressiva – Einführung, Überblick, Liste der Mittel

Antidepressivum: Antidepressiva helfen (nicht nur) gegen Depressionen, sondern auch verwandte psychische Erkrankungen (© WoGi / Fotolia)
Antidepressivum: Antidepressiva helfen (nicht nur) gegen Depressionen, sondern auch verwandte psychische Erkrankungen (© WoGi / Fotolia)

Bei einem Antidepressivum handelt es sich um ein Medikament zur Behandlung von Depressionen. Zum Einsatz kommt es aber auch bei Ängsten, Zwangsstörungen, bei Panikattacken oder zur Behandlung von Schmerzen. Antidepressiva haben eine vielfältige Wirkungsweise, die in antriebssteigernd, beruhigend und angstlösend eingestuft werden kann.

Im Jahr 1958 erfolgte die Markteinführung des ersten antidepressiv wirkenden Medikaments namens Imipramin, welches ursprünglich als Neuroleptikum bei Schizophreniekranken zum Einsatz kommen sollte (siehe auch Schizophrenia). Es war eher eine Zufallsentdeckung des Psychiaters Roland Kuhn.



Was genau sind eigentlich Depressionen?

Die Depression stellt eine psychische Erkrankung dar und äußert sich mit einer Vielzahl an Beschwerden. Mögliche Anzeichen für eine solche Erkrankung sind eine anhaltend gedrückte Stimmung, Interessenlosigkeit, die Hemmung des Antriebs und des Denkens, Appetitstörungen, Müdigkeit, Reizbarkeit, Energiemangel, Schlaflosigkeit oder auch Schmerzzustände. Früher oder später können negative Gedanken sich bis hin zu Suizidgedanken steigern.

Etwa 5 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet an einer depressiven Erkrankung, pro Jahr erkranken von 100 Personen 1 bis 2 neu. Grundsätzlich können in jedem Lebensalter depressive Episoden auftreten, zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr liegt allerdings der Erkrankungsgipfel. Doch immer öfter leiden auch schon Personen unter 30 Jahren daran. Zwischen 7 und 18 Prozent liegt die allgemeine Wahrscheinlichkeit, eine solche psychische Störung zu entwickeln. Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen, wie Männer.

Die meisten Betroffenen können frühe Symptome nur schwer einordnen und wissen somit nicht, dass sie an einer psychischen Störung leiden. Die meisten Frühsymptome sind auch nicht charakteristisch für den Beginn einer Depression. Zu den Hauptsymptomen gehören gemäß internationalem Klassifikationssystem ICD-10 eine depressive Stimmung (nicht mit Trauer zu verwechseln), Interessenverlust, Antriebsmangel, Freudlosigkeit und erhöhte Müdigkeit. Zusätzlich kann es gemäß dem Klassifikationssystem auch zu Konzentrationsstörungen, Störungen des Denkvermögens, einem verminderten Selbstwertgefühl, Schuldgefühlen, vermindertem Appetit oder auch negativen Zukunftsvorstellungen kommen. Bei einer Depression treten in der Regel mindestens zwei Symptome jeder Gruppe auf.

Entsprechend dem internationalen Klassifikationssystem ICD-10 erfolgt eine Einteilung in:

  • leichte depressive Episoden (mindestens zwei Haupt- und zwei Zusatzsymptome)
  • mittelgradig depressive Episoden (zwei Haupt- und mindestens drei, aber höchstens 4 Zusatzsymptome)
  • schwere depressive Episoden (alle Haupt- und mindestens vier Zusatzsymptome)

Sobald die Beschwerden über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen anhalten, wird von einer Depression gesprochen. Spätestens wenn sich die Symptome über Monate hinweg beharrlich zeigen, ist über die Gabe antidepressiv wirkender Arzneimittel sowie eine ggf. begleitend notwendige Psychotherapie mit einem Arzt nachzudenken. Je nach konkretem Mittel (die Liste antidepressiv wirkender Medikamente ist lang) wirken diese dann stimmungsaufhellend, antriebssteigernd und/oder angstlösend.

Depression - es gibt unterschiedliche Arten und Stärkegrade depressiver Episoden (© Photographee.eu / Fotolia)
Depression – es gibt unterschiedliche Arten und Stärkegrade depressiver Episoden (© Photographee.eu / Fotolia)

Ursachen einer Depression

Zum Entstehen einer depressiven Erkrankung sind oft mehrere Faktoren in Kombination notwendig. Inwiefern dabei erbliche oder auch umweltbedingte Faktoren eine Rolle spielen, kann pauschal nicht beantwortet werden. Die Basis der meisten Erklärungsmodelle für eine Depression bilden aber genetische Veranlagung, neurobiologische Störungen sowie psychosoziale Faktoren (Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren).

Die Toleranz bei Betroffenen gegenüber seelischen, körperlichen oder auch biografischen Belastungsfaktoren ist in der Regel deutlich geringer, als bei gesunden Menschen. Bei Ausbruch und Aufrechterhalten einer Depression spielt diese Vulnerabilität (Verletzlichkeit) eine entscheidende Rolle. Als Auslöser können persönlich belastende Ereignisse oder auch Überforderung in Frage kommen. Risikopersonen reagieren darauf deutlich sensibler.

1. Genetische Veranlagung

Nach aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft kann eine erbliche Vorbelastung zur Entstehung einer depressiven Erkrankung beitragen. Oft treten Depressionen familiär gehäuft auf. Die Gefahr, selbst eine Depression zu entwickeln, liegt bei 15 Prozent, wenn Verwandte 1. Grades bereits betroffen sind. Auch die Verletzlichkeit gegenüber psychosozialen Belastungen kann durch genetische Faktoren steigern.

2. Funktions- und Stoffwechselstörungen im Gehirn

Depressive Erkrankungen sind Untersuchungen zufolge durch typische Veränderungen von Botenstoffen im Gehirn gekennzeichnet. Die so genannten Neurotransmitter Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Gamma-Aminobuttersäure und Acetylcholin scheinen dabei aus dem Gleichgewicht zu geraten, denn oft wird vor allem bei den Botenstoffen Dopamin, Serotonin und Noradrenalin eine niedrige Aktivität festgestellt (vgl. Dopaminmangel). Hier greifen entsprechende Psychopharmaka an, seien es neue Antidepressiva wie die „tetrazyklischen“ (siehe Tetrazyklika) oder auch bereits pflanzliche und rezeptfreie Antidepressiva à la Johanniskraut.

Auch im limbischen System im Gehirn kann während einer depressiven Phase eine veränderte Aktivität mit Hilfe von bildgebenden Verfahren beobachtet werden. Es handelt sich dabei um das stressregulierende System, welches auch an der Empfindung und Verarbeitung von Gefühlen mitwirkt.

3. Psychosoziale Faktoren

Bereits eine fehlgeleitete Entwicklung in der Kindheit (z. B. ängstlich-fürsorglicher Erziehungsstil), geringe Fähigkeiten bei der Bewältigung von Stress oder auch eine „erlernte“ Hilflosigkeit können zur Entstehung einer Depression beitragen. Zudem können auch der frühe Verlust eines Elternteils, eine Störung der Beziehung zwischen Mutter und Kind oder auch ein vermindertes Selbstwertgefühl als psychosoziale Faktoren in Betracht gezogen werden.

Verlusterlebnisse (z. B. Tod) oder auch Traumata (z. B. Erlebnis von Katastrophen, sexueller Missbrauch) können im Falle erneuter Krisensituationen zur Förderung eines Depressionsausbruchs beitragen. Auch Menschen, die überkorrekt, sehr ordentlich, aufopferungsbereit, selbstunsicher und leistungsbetont sind, sind anfälliger für depressive Phasen. Meist tritt eine solche Episode nach negativen, belastenden oder kritischen Ereignissen wie Scheidung bzw. Trennung, Tod eines geliebten Menschen oder auch durch einen neuen Lebensabschnitt (z. B. bei Eintritt ins Rentenalter) auf.

Vor allem unter Stress kommt es zu neurobiologischen Reaktionen (z. B. vermehrte Cortisol-Ausschüttung), welche die depressiven Phasen begünstigen. Ein Auslöser können außerdem Erkrankungen (z. B. Krebs, chronische Schmerzen) sein.

Weitere Risikofaktoren für depressive Episoden

Folgende Faktoren können ebenfalls die Entstehung einer depressiven Erkrankung begünstigen:

  • weibliches Geschlecht
  • Leben in einer Großstadt
  • Single-Leben
  • geringes Bildungsniveau
  • Arbeitslosigkeit
  • kaum gesellschaftliche Kontakte
  • Konsum von Cannabis
  • übermäßiger Konsum von Alkohol

Spezielle Formen von Depression

Bei allen depressiven Erkrankungen kann auch noch eine zusätzliche Spezifikation erfolgen. Folgende so genannte Subtypen sind möglich – die Subtypen entscheiden auch darüber, ob und welche antidepressiv wirkende Substanz verschrieben wird:

  • Chronisch depressive Störungen
    Eine chronisch depressive Störung liegt vor, wenn Erkrankungszeichen immer oder die meiste Zeit unterhalb der Schwelle einer „richtigen“ Depression liegen. Sie dauern meist über 2 Jahre an und werden als Dysthymie bezeichnet (siehe auch Dysthymie Behandlung). Meist treten begleitende Erkrankungen wie Zwangsstörungen oder Substanzmissbrauch auf.
  • Psychotische Depressionen
    Treten neben der depressiven Episode noch psychotische Anzeichen wie Wahnideen (vgl. Wahnvorstellungen) auf, sprechen Mediziner von psychotischen Depressionen. Auch depressive Phasen und zusätzliche Panikstörungen zählen zu dieser Form.
  • Melancholische Depressionen
    Bei einer melancholischen Depression ist das Kernsymptom stark ausgeprägt (vgl. melancholisch). Die Stimmung des Patienten ist – anders als bei einer nicht-melancholischen Depression – nicht mehr anregbar.
  • Saisonal affektive Störung (SAD)
    Die saisonal affektive Störung (SAD) tritt gehäuft zu bestimmten Jahreszeiten (meist in den lichtarmen Jahreszeiten) auf. Während in der dunklen Jahreszeit Lustlosigkeit, Lethargie und Schläfrigkeit zu den typischen Symptomen gehören (vgl. Winterdepression Symptome), sind Betroffene im Frühling und spätestens im Sommer völlig symptomfrei. Schon die ersten Sonnenstrahlen sind hier meist wieder antriebssteigernd.
  • Psychische Störung nach Geburt eines Kindes
    Nach der Geburt eines Kindes können bei Frauen drei unterschiedliche Formen von psychischen Störungen auftreten. So kann nach etwa 40 bis 70 Prozent aller Entbindungen der so genannte „Baby Blues“ zum Vorschein kommen. Dieser stellt sich häufig in den ersten 3 bis 5 Tagen nach der Entbindung vor und ist von stimmungsmäßiger Labilität und depressiver Verstimmung geprägt. Wochenbettdepressionen (postpartale Depressionen) sind mit einer Häufigkeit von 1 von 10 Geburten hingegen seltener. Meist treten sie in den ersten Wochen nach der Entbindung auf, können aber mehrere Monate andauern. Schwere Fälle sind sogar so ausgeprägt, dass es zu Suizidgedanken kommt. Bei etwa 1 bis 2 von 1.000 Patientinnen kann sich aus einer Wochenbettdepression eine schwere Wochenbettpsychose entwickeln (siehe allgemein: Psychosen).
  • Altersdepressionen
    Patienten, die nach dem 65. Lebensjahr depressiv werden, leiden an einer so genannten Altersdepression. Im Alter sind die Hauptsymptome meist körperlicher Natur, es treten unspezifische Symptome wie Rücken- oder Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder Schwindelanfälle auf. Typische Stimmungsveränderungen stehen oft im Hintergrund. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Die Ursachen einer Altersdepression sind weit gefächert. Oft entwickelt sich die Erkrankung aufgrund hoher emotionaler Anforderungen im Alter. In vielen Fällen wird der Austritt aus dem Berufsleben ins Rentenalter oder auch der Auszug der Kinder als negatives Ereignis wahrgenommen. Auch die sinkende geistige und körperliche Leistungsfähigkeit oder gar eine Pflegebedürftigkeit gelten als Risikofaktoren für das Entstehen einer Depression im Alter.

Folgen von depressiven Erkrankungen

Patienten mit depressiven Phasen, die sich nicht in Behandlung begeben, geraten schnell in einen Teufelskreis. Durch die Symptome werden Familie, Partnerschaft und Freundschaften belastet. Auch Probleme am Arbeitsplatz sind typisch. Betroffene neigen oft zum Substanzmissbrauch (Alkohol, Medikamente, Drogen). Der Suizid ist die wohl schlimmste Folge einer unbehandelten depressiven Störung.

Behandlung

Die Durchführung einer Psychotherapie, der Einsatz eines Antidepressivums oder eine Kombination aus beiden Maßnahmen bilden die wesentliche Grundlage der Therapie. Psychotherapie und Antidepressivum haben bei leichten bis mittelschweren Depressionen den gleichen Erfolg, eine Psychotherapie dauert jedoch länger. Bei schweren depressiven Episoden kommt in der Regel eine Kombinationstherapie zum Einsatz.

Das Antidepressivum zur Behandlung von Depressionen

Antidepressiva gehören zu den Psychopharmaka, welche zur Behandlung von depressiven Erkrankungen, Panikattacken, Zwangs- und Angststörungen, Entzugssyndromen, phobischen Störungen, chronischen Störungen, Essstörungen (Anzeichen einer Essstörung), Schlafstörungen oder auch gegen posttraumatische Belastungsstörungen Einsatz finden (siehe auch: Angststörung gut behandelbar) .

Wirkprinzip

Antidepressiva wirken auf unterschiedliche Weise: entweder sie beeinflussen den Stoffwechsel der so genannten Neurotransmitter oder sie setzen an den von den Neurotransmittern stimulierten Rezeptoren an. Bei Neurotransmittern handelt es sich um Botenstoffe im Gehirn. Sie werden in den synaptischen Spalt freigesetzt und übertragen so Informationen von Hirnzelle zu Hirnzelle. Die Verbindungsstellen zwischen den Hirnzellen werden als Synapsen bezeichnet.

Alle wesentlichen Eigenschaften eines Antidepressivums können den vier Transmittersystemen zugeordnet werden:

  • serotonerges System
  • noradrenerges System
  • dopaminerges System
  • melatonerges System

Die Hauptwirkung eines Antidepressivums soll auf dem Einfluss auf diese Systeme beruhen.

Zudem haben Antidepressiva Einfluss auf das acetycholinerge System sowie das histaminerge System. Auch die hemmende Wirkweise an den alpha-1- und alpha-2-Rezeptoren spielt eine Rolle.

Für die Einwirkung der Botenstoffe auf den Stoffwechsel sind zwei unterschiedliche Mechanismen verantwortlich:

  1. die Hemmung der Wiederaufnahme des Botenstoffs in die Hirnzelle
  2. die Hemmung des enzymatischen Abbaus der Botenstoffe

Bei beiden Mechanismen wird die Informationsübertragung verbessert.

Einsatzbereich und Einteilung

Ein Antidepressivum kommt – wie es der Name schon sagt – vor allem bei der Behandlung von Depressionen zum Einsatz. Auch bei Angstzuständen und Zwangsstörungen (vgl. zwanghafte Persönlichkeitsstörung) gelten sie mittlerweile als Mittel der Wahl. Eine Anwendung kommt außerdem bei folgenden Problemen in Betracht:

  • bei chronischen Schlafstörungen (sedierende Wirkung; vgl. starke Schlaftabletten)
  • bei Essstörungen
  • bei posttraumatischer Belastungsstörung
  • zur Schmerzlinderung
  • bei Panikstörungen
  • bei generalisierter Angststörung
  • bei sozialen Phobien

Einteilung: Bei Medikamenten mit antidepressiver Wirkweise erfolgt entsprechend ihrer chemischen Struktur sowie ihrer Wirkung auf die jeweiligen Transmittersysteme die folgende Einteilung:

  1. TZA (Trizyklische Antidepressiva, z. B. Opipramol)
  2. Tetrazyklische Antidepressiva (z. B. Mirtazapin)
  3. SSRI (Selektive Seroton-Wiederaufnahme-Hemmer, z. B. Citalopram; siehe auch: Wie wirken SSRI)
  4. SSNRI (Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, z. B. Venlafaxin)
  5. MAO-Hemmer (Monoaminooxidase-Hemmer, z. B. Moclobemid)

Außerdem gibt es am Markt auch noch so genannte pflanzliche, also rezeptfreie Antidepressivum-ähnliche Produkte (siehe auch: rezeptfreie Arzneimittel gegen Depressionen und Angstzustände).

1. Trizyklische Antidepressiva

Die Wirkstoffe beim trizyklischen Antidepressivum weisen eine dreifache Ringstruktur auf. Sie wirken am serotonergen sowie am noradrenergen System, aber in unterschiedlicher Stärke. Zu diesen antidepressiven Substanzen gehört unter anderem Opipramol. Es wirkt beruhigend, stimmungsaufhellend sowie spannungs- und angstlösend. Opipramol gehört in Deutschland zu den am häufigsten verordneten Psychopharmaka (siehe Psychopharmaka Liste).

Trizyklische Substanzen sind die ersten Psychopharmaka, die entwickelt wurden. Ihre Wirkweise liegt im Eingriff in mehrere Neurotransmittersysteme gleichzeitig. Wirksam sind sie vor allem bei Angst- und Panikstörungen oder auch Zwangsstörungen.

Trizyklische Antidepressiva - mehr in der Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Trizyklisches_Antidepressivum)
Trizyklische Antidepressiva – mehr in der Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Trizyklisches_Antidepressivum)

2. Tetrazyklische Antidepressiva

Bei den tetrazyklischen Antidepressiva handelt es sich um neue Antidepressiva. Sie sind eine Weiterentwicklung der trizyklischen Mittel. Strukturell und auch pharmakologisch ähneln sich beide Formen. Ein tetrazyklisches Antidepressivum weisen in ihrer chemischen Struktur allerdings vier anstatt drei Kohlenstoffringe auf. Zugeordnet werden die tetrazyklischen Antidepressiva der Gruppe der NaSSA (Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva). Sie wirken stärker auf den Noradrenalin-Stoffwechsel als trizyklische Medikamte.

Mirtazapin gehört in diese Gruppe der neuen Antidepressiva. Seine Wirkung beruht auf den postsynaptischen 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren. Patentiert wurde Mirtazapin erstmals im Jahr 1976. Die Nebenwirkungen sind nicht so stark, wie bei den sedierenden TZA.

Tetrazyklische Antidepressiva (Tetrazyklika) - laut Wikipedia pharmakologisch den TZA sehr ähnlich
Tetrazyklische Antidepressiva (Tetrazyklika) – laut Wikipedia pharmakologisch den TZA sehr ähnlich

3. SSRI – Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer

Zu den neuen Antidepressiva gehören auch die so genannten selektiven Serotonin- Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). Sie greifen selektiver in den Stoffwechsel des Botenstoffs Serotonin ein, als es bei TZA der Fall ist. Sie verursachen dadurch keine oder fast keine antihistaminergen und anticholinergen Nebenwirkungen, weshalb auch Überdosierungen weniger gefährlich sind. Angewendet werden sie vor allem bei Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen.

Zur Gruppe dieser Wiederaufnahmehemmer gehört unter anderem Citalopram. Einsatz findet es bei depressiven Erkrankungen in Verbindung mit affektiven Störungen. Auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Borderline Persönlichkeitsstörung oder bipolaren Störungen mit Manie (bipolare Persönlichkeitsstörung) findet Citalopram Anwendung. Wird es zur Behandlung von depressiven Störungen angewendet, tritt die stimmungsaufhellende Wirkung erst nach etwa 2 Wochen ein, weshalb Patienten unbedingt Geduld benötigen.

SSRI-Substanzen wirken insgesamt weniger dämpfend, auch die Verkehrstauglichkeit ist weniger beeinträchtigt. Außerdem hat es keine sedierende Wirkweise.

4. SSNRI – Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer

SSNRI-Substanzen greifen sowohl in den Stoffwechsel von Serotonin als auch Noradrenalin ein.

Der Wirkstoff Venlafaxin gehört zu dieser Gruppe der Wiederaufnahmehemmer und entfaltet seine Wirkung im zentralen Nervensystem. Er sorgt für eine Linderung depressiver Symptome. In niedriger Dosierung gleicht Venlafaxin einem SSRI. Das Wirkspektrum umfasst neben Depressionen auch Angststörungen und Panikzustände.

5. MAO-Hemmer

MAO-Hemmer tragen zu einer Verbesserung der Symptome bei Depressionen bei. Sie dringen in das Gehirn ein und wirken dadurch direkt am „Ort des Geschehens“. Allerdings werden MAO-Hemmer wie Moclobemid oder Tranylcypromin nur bei sehr schweren Fällen (so genannte Major Depression) eingesetzt. Sie wirken antriebssteigernd, stimmungsaufhellend und angstlösend. Außerdem aktivieren sie die Psyche.

MAO Hemmer: Monoaminooxidase-Hemmer und ihre Wirkstoffe (Screenshot onmeda.de/Wirkstoffgruppe/MAO-Hemmer.html am 28.11.2016)
MAO Hemmer: Monoaminooxidase-Hemmer und ihre Wirkstoffe (Screenshot onmeda.de/Wirkstoffgruppe/MAO-Hemmer.html am 28.11.2016)

Antidepressiva Liste

Häufig verordnete Wirkstoffe:

Neue Antidepressiva Liste – Neuere Wirkstoffe:

TZA / Trizyklische Antidepressiva Liste:

Antidepressiva Liste inkl. Wirkungen, Nebenwirkungen und Kosten - Screenshot https://www.dr-michael-pelz.de/de/liste_der_gaengigen_antidepressiva.html am 28.11.2016)
Antidepressiva Liste inkl. Wirkungen, Nebenwirkungen und Kosten – Screenshot https://www.dr-michael-pelz.de/de/liste_der_gaengigen_antidepressiva.html am 28.11.2016)

Pflanzliche Antidepressiva

Die Natur hält für den Menschen eine Vielzahl an Kräutern bereit, die auch gegen Depressionen oder depressive Phasen helfen können. Die nachfolgende Liste pflanzlicher Antidepressiva zeigt, welche natürlichen Mittel durchaus antriebssteigernd bei Depressionen sein können:

  • Echtes Johanniskraut
  • Kratom
  • Ginseng
  • Taigawurzel
  • Kolanuss
  • Kakao
  • Kurkuma
  • Melisse (u.a. in Euvegal Tropfen)
  • Echter Lavendel
  • Giftlattich

Sofern die Kräuter – nach einer längeren Einnahme – wirken, verbessert sich die allgemeine Stimmung und Laune bei den Betroffenen. Außerdem können viele Pflanzen zu einer Steigerung von Energie und Wachheit verhelfen. Anhaltende depressive Störungen sollten aber unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden.

Die pflanzlichen Antidepressiva zählen zu den rezeptfreien Medikamenten und sind in jeder Apotheke erhältlich. Chemische Substanzen sind immer verschreibungspflichtig, rezeptfreie Antidepressiva gibt es in chemischer Form nicht (vgl.: bekannte rezeptfreie Beruhigungsmittel wie Lasea).

Johanniskraut als pflanzliches Antidepressivum (© Thorsten Schier / Fotolia)
Johanniskraut als pflanzliches Antidepressivum (© Thorsten Schier / Fotolia)

Nebenwirkungen von Antidepressiva

Antidepressive Medikamente weisen sehr unterschiedliche Nebenwirkungen auf. Meist sind sie auf das vegetative Nervensystem beschränkt und äußern sich unter anderem durch Gewichtszunahme, Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen, Mundtrockenheit, Blutdruckabfall, Unruhe (siehe innere Unruhen), Übelkeit oder auch sexuelle Funktionsstörungen. Unerwünschte Nebenwirkungen können durch eine langsame Steigerung der Dosis aber reduziert werden. Auch wenn ein typisches Antidepressivum in der Regel sehr gut verträglich ist, so ist zur Erkennung von Nebenwirkungen unbedingt eine ärztliche Betreuung notwendig.

Selten kann es außerdem zu Krampfanfällen, Veränderungen des weißen Blutbildes, Kardiomyopathien oder auch deliranten Syndromen kommen.

Der Psychiater wird nach Abklingen der Symptome wie Ängste zum Absetzen des Antidepressivums raten. Auch beim Absetzen der Medikamente kann es zu Nebenwirkungen wie beispielsweise Unsicherheit, Schwindelgefühl oder ebenfalls Gewichtszunahme kommen (vgl. z.B. Opipramol absetzen Nebenwirkungen).

Wann sind antidepressiv wirkende Medikamente kontraindiziert?

Nicht angezeigt ist die Anwendung von antidepressiven Substanzen bei Vorliegen eines Engwinkelglaukoms (spezielle Form des grünen Stars), bei Prostatahyperplasie (Vorsteherdrüse, vorwiegend sind ältere Männer betroffen), bei Schäden am Herzen, bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen oder auch bei floriden Psychosen, die dem schizophrenen Formenkreis zuzuordnen sind. Während einer Schwangerschaft sollte ein Antidepressivum nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko eingesetzt werden. Die Mittel der Wahl kommen im Falle einer Schwangerschaft aus den Gruppen der Trizyklika und der SSRI.

Verwendete Quellen:

  • www.deutsche-depressionshilfe.de
  • www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org
  • www.web4health.info/de
  • www.apotheken-umschau.de
  • www.gesundheitsinformation.de
  • www.youtube.com/watch?v=zKsFQKtscVM

Video zum Thema Antidepressivum:

Siehe auch auf dieser Website:

ANG2SPY-4010049 // 28.11.2016 // 29.05.2021