Innere Leere - verstehen und angehen (© Photographee.eu / Fotolia)

Innere Leere – verstehen, aushalten, überwinden

Das Absurde ist, dass auch jemand, der alles zu haben scheint, das Gefühl innerer Leere haben kann. Leere ist also nicht abhängig von Armut, Einsamkeit oder Formen der Depression. Doch während Menschen, die einsam sind oder nicht viel Geld zur Verfügung haben, durchaus glücklich sein können und keine innere Leere kennen, sind depressive Menschen sehr viel eher von diesem Gefühl bedroht.

Innere Leere signalisiert einen gefühlten Mangelzustand. Die Verbindung zu allem, was man besitzt, über das man verfügen kann und was einem geschenkt wird, ist verloren gegangen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens drängt sich in den Vordergrund. Die Frage, wer man ist und welche Bedeutung das eigene Dasein für irgendjemanden hat, wird immer lauter. Negative Gedanken und Niedergeschlagenheit machen sich breit. Irgendetwas fehlt im Leben. Mancher fühlt sich auch in Gesellschaft anderer einsam und unverstanden. Viele Menschen fühlen sich innerlich wie taub.

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Innere Leere, Einsamkeit und Selbstzweifel

Viele Menschen, die das Gefühl innerer Leere haben, neigen zum Rückzug in die Einsamkeit und zu Selbstzweifeln. Sie fragen sich, warum sie sich trotz der Möglichkeiten, die ihnen gegeben sind, hohl und leer fühlen. Manche Menschen vergleichen das Gefühl innerer Leere mit dem Gefühl von Hunger. Es ist tatsächlich ein emotionaler Hunger nach etwas, was fehlt. Viele Betroffene fühlen sich wie in einem schwarzen Loch, in einem Vakuum oder in einem Niemandsland.

Die Tibeter nennen den Zustand zwischen zwei anderen Daseinszuständen ein „Bardo“. Um dieses Loch im Leben und in der Seele zu füllen, werden irgendwelche Ersatztätigkeiten begonnen, die einem nichts bedeuten. Frustkäufe sind ein gutes Beispiel dafür. Der seelische Hunger wird mit Kaufsucht, Spielsucht, Arbeits- und Sexsucht oder Esssucht kompensiert (siehe Suchtverhalten). Nikotin ersetzt Zuwendung, Alkohol ertränkt die gefühlte Einsamkeit (siehe auch: Alkohol und Depression – gefährliches Tandem). Doch all das hilft nicht wirklich gegen die innere Leere.

Warum entsteht das Gefühl innerer Leere?

Der gefühlte Mangelzustand, den wir als „innere Leere“ bezeichnen, kann durchaus reale Grundlagen haben. Er kann aber auch sehr subjektiv sein. Selbst Hollywood-Stars müssen sich mit diesem Gefühl herumschlagen – trotz aller Erfolge, Besitztümer und eines erfüllendes Berufs. Die innerliche Leerstelle entsteht aus Sicht vieler Psychologen durch einen Mangel an elterlicher Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung in der frühen Kindheit. Die Betroffenen berichten oft, dass sie

  • als Kind geschlagen, gedemütigt und ständig kritisiert wurden
  • ihrer eigentlichen Persönlichkeit beraubt wurden, weil sie anders sein sollten
  • angepasst leben mussten, um die gestellten Erwartungen zu erfüllen
  • auf Desinteresse seitens der Eltern gestoßen sind
  • in einer emotionslosen Familie groß wurden
  • Missbrauch psychischer oder sexueller Art erlebt haben
  • oder Schuldgefühle haben, obwohl es dazu keinen Grund gibt.

Viele Menschen, die innerlich leer sind, leiden infolge solcher Erlebnisse an einem Gefühl der Wertlosigkeit oder Minderwertigkeit. Einig sind sich Fachleute, dass ein Mangel an Selbstwert, Anerkennung, emotionaler Bindung, Liebe und Zuwendung fast immer der Ursprung innerer Leere ist. Oftmals wird dieser Mangel gerade in einer Zeit verursacht, in der die Betroffenen auf diese Dinge besonders angewiesen wären.

Die innere Leere wird vielfach bis ins Erwachsenenalter hinein erlebt – manchmal ein ganzes Leben lang. Eine steile Karriere, Erfolg als Filmstar oder Reichtum sind keine Garanten dafür, dass die innere Leere aufgefüllt werden kann. Selbstmorde unter jungen Stars der Musik- und Kreativszene, Gefühle des Leerseins und Ausgebrannt-Seins, Drogensucht oder Angstzustände (vgl. Symptome von Angst) kommen immer häufiger in die Schlagzeilen.

Buch für und gegen innere Leere: "Die Kunst sich selbst auszuhalten. - Ein Weg zur inneren Freiheit" | Beschreibung: "eist suchen wir lieber den Stress im Beruf und in der Freizeit als uns mit unserem Inneren zu beschäftigen. Denn es könnte ja zunächst unangenehm sein, was uns da begegnet – endlose, unproduktive Gedankenketten, fiktive Streitgespräche, Zweifel am Job, an Beziehungen oder an uns selbst. Aber wer gelernt hat, sich und seine inneren Spannungen auszuhalten, ist ein freier Mensch, der freie Entscheidungen treffen und Konflikten standhalten kann. Ein freier Mensch wird sein wahres Ich kennenlernen und schließlich zu dem Leben finden, das zu ihm passt. Michael Bordt ist Jesuit, Philosoph und Meditationslehrer. Er zeigt uns den Reichtum, den wir in uns selbst entdecken können, wenn wir uns nur trauen – und wie wir dahin kommen. Autorenporträt: Michael Bordt SJ studierte Philosophie und Theologie und trat mit 28 Jahren in den Jesuitenorden ein. Seine Doktorarbeit über Liebe und Freundschaft in der Antike schrieb er an der Universität Oxford. Seit 1997 lehrt Bordt als Professor an der Hochschule für Philosophie in München, deren Präsident er von 2005 bis 2011 war. Sein Anliegen, die Philosophie und die Spiritualität des Jesuitenordens für unsere Zeit fruchtbar zu machen, verfolgt er als Vorstand des 'Instituts für Philosophie und Leadership' und gibt Workshops und Meditationskurse für Führungskräfte in Spitzenpositionen." (Amazon)
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Kann das Gefühl innerer Leere verschwinden?

Wer möchte nicht dieses lähmende Gefühl innerer Leere und diffuser Qual loswerden, das in jedem Moment spürbar ist? Hier beginnt die Reise. Doch zunächst muss dieses Gefühl als Signal eines Mangels wahrgenommen werden. Es muss ausgehalten werden, ohne dass die Betroffenen es gewohnheitsmäßig mit Süchten, sinnlosem Tun, Partys, Kaufsucht oder Drogenkonsum zu überlagern versuchen. Leere kann jeder aushalten lernen. Im Buddhismus ist sie sogar ein erstrebenswertes Ziel. Gemeint ist hier allerdings nicht dieses ziehende Gefühl von Schmerz, Mangel und Angst, nicht zu genügen (siehe Versagensangst). Im Buddhismus wird Leerheit als freier Raum begriffen, in dem alles geschieht. Dieser Raum bietet unendlich viele Möglichkeiten.

Die innere Leere hingegen wird als alles andere als freier Raum wahrgenommen. Sie ist ein gefühlt klaffender Leerraum, der dringlich gefüllt werden will. Daher ist der Vergleich mit Hunger recht treffend. Viele Menschen bewundern Eremiten, die es jahrelang in der Einsamkeit ihrer Klause aushalten, ohne dass ihnen etwas zu fehlen scheint. Schmerz, Einsamkeit und Leerheit sollten angenommen werden. Sie wollen verstanden werden. In der Esoterik wird dieses Gefühl der Leere als ungehörter, abgespaltener Ruf des inneren Kindes verstanden, das endlich nach Wahrnehmung und liebevoller Zuwendung verlangt.

Wer seine abgespaltenen Gefühle wieder integrieren kann, erlebt demnach ein Verschwinden der inneren Leere. Denn es gilt: Schmerz, der zugelassen und durchlebt wird, ist bewältigter Schmerz. Die innere Leere hingegen darf als Gefühl des Betäubt-Seins, ja als – im übertragenen Sinne – Tötung des abgespaltenen Gefühle verstanden werden. Von alleine verschwindet das Gefühl innerer Leerheit also nicht. Nicht mit rastlosem Tun und nicht mit vielen Menschen, die einen täglich umgeben. Nicht mit materiellen Gütern und nicht mit noch so großen Erfolgen. Innere Leerheit kann nur gefüllt werden, wenn die Gründe dafür erkannt und geändert werden. Leerheit kann durchaus zur Quelle von Weisheit werden. Hinter der gähnenden Leere verbergen sich oft nicht zugelassene oder ins Unbewusste verdrängte Trauer und Wut, Einsamkeit und eine gefühlte Sinn-Entleertheit.

Quellen:

Wie können Betroffene mit dem Gefühl der Leere umgehen?

Ein erfüllender Beruf, erfüllende Beziehungen und eine selbst gestellte Lebensaufgabe – das sind schon drei gute Pfeiler, die dem Gefühl innerer Leere entgegenwirken können. Doch in der Realität sieht es oft anders aus. Die Umstände, unter denen jemand seinen Beruf ausüben muss, führen oft zur inneren Kündigung. Außerdem wird alles irgendwann zur Routine. Die Sinnfrage manchen Tuns drängt sich förmlich auf. Erfüllende Beziehungen sind ein Ideal, das in der „Generation Facebook“ zu einer Farce verkommen kann. Selbst in der esoterischen Szene, wo alles schön zu sein verspricht, sind Beziehungen alles andere als erfüllend. Oberflächlichkeit, Desinteresse, Egoismus und neurotisches Verhalten (siehe Neurotizismus) machen vielen Menschen zu schaffen. Auch mit der Lebensaufgabe ist es nicht leicht. Vereinsmeierei, Intrigantentum, mangelnde Anerkennung und Ähnliches warten auch in diesem Feld auf uns. Innere Leere entsteht, wenn wir gegen unsere eigenen Bedürfnisse leben und keine positive Resonanz erfahren.

Einige Tipps können helfen, der inneren Leere zu begegnen. Wichtig erscheint, dass emotioneller Ballast bearbeitet und abgeworfen wird. Darin sind Hinderungsgründe gegen Glücksgefühle gegeben. Emotioneller Ballast enthält viel verdrängtes Potenzial, das angeschaut werden sollte. Eine Möglichkeit dazu bieten Traumreisen, Psychotherapien oder die Meditation.

Statt rastloses Tun gegen die Leere zu setzen, ist Loslassen gefragt (vgl. Vergangenheit loslassen). In sich hineinzuhören und zu -spüren fällt vielen Menschen schwer. Einmal Routinen fallenzulassen, Belastendes loszulassen und öfter mal Fünfe gerade sein zu lassen, lockert die Zwangsjacke, in die wir uns selbst gesteckt haben. Druckentlastung tut gut. Das ständige Wollen und Müssen kann auch durch Anderes ersetzt werden, was weniger nach Zwangsjacke klingt.

Früher hatte man Betroffenen gesagt, dass Sie einfach nur positiv denken müssen. Gegen innere Leere helfen Affirmationen aber kaum. Ebenso wenig helfen Sex, Konsumsucht oder andere Hilfsmittel. Besser ist es, die Lebensfreude wiederzufinden und etwas Sinnvolles zu tun, das anderen hilft. Dadurch wendet man seinen Blick auf das Leben anderer und erkennt, dass wir alle an denselben Problemen leiden.

Quellen:

Einig konkrete Tipps zum Umgang mit Leere

Dauerhaft helfen nur Akzeptanz, Mitgefühl mit dem Menschen, der Sie sind und das Bemühen, die Leere nicht mit äußerlichen Aktivitäten, sondern mit dem Betrachten Ihres Innenlebens aus der Welt zu schaffen. Vermehren Sie Ihr Bruttosozialglück. Verwirklichen Sie einen Lebenstraum. Tun Sie etwas, von dem Sie glauben, dass es Sie wirklich erfüllen würde. Fragen Sie sich, was in Ihrem Leben so wertvoll ist, dass es tragfähig ist. Leben Sie bewusster und mehr im Jetzt, wie Eckhart Tolle es vorschlägt. Erleben Sie den Moment mit allen Fasern Ihres Seins. Überwinden Sie Ihre Depressionen, notfalls durch eine Psychotherapie. Identifizieren Sie sich nicht mit jedem Gedanken, sondern lassen Sie das Gefühl von Leerheit einfach zu.

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In Wahrheit ist da keine Leere, sondern es gibt vermutlich eine Fülle von Dingen über Sie selbst zu entdecken. Das Verleugnen oder Unterdrücken von unerwünschten Gefühlen kann beendet werden. Dadurch, dass diese Gefühle zugelassen werden, ist der erste Schritt zur Besserung bereits getan.

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Weitere Quellen und weiterführende Ressourcen:

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