Selbstwertgefühl steigern, Selbstwert steigern (© WoGi / stock.adobe.com)

Selbstwertgefühl steigern, Selbstwert stärken

Selbstwertstärkung: Wie und warum wir unser Selbstwertgefühl stärken lernen müssen

Viele Menschen sagen von sich, sie hätten nicht genügend Selbstbewusstsein. Sie setzen den Begriff „Selbstbewusstsein“ damit mit dem Begriff „Selbstwertgefühl“ gleich.

Selbstbewusstsein meint aber, sich seiner selbst bewusst zu sein – also zu wissen, wer man ist. Das beinhaltet auch, sich selbst zu spüren und zu verstehen. Das Bewusstsein seiner selbst kann jeder in der Meditation erreichen (vgl. Meditieren lernen). Im Alltag sind wir uns meist nicht sehr unserer Motivationen, unserer unterschwelligen Gefühle oder unserer individuellen Eigenschaften bewusst. Unser Selbstbild steht dem, was wir wirklich sind, oft entgegen.

Selbstwertgefühl ist etwas anderes – nämlich das Gefühl des eigenen Wertes. Wer sich seiner selbst bewusst ist, hat meistens auch nicht nötig, sein Selbstwertgefühl zu steigern. Er ist sich seines eigenen Wertes bewusst. Dieser ist nicht von Bedingungen wie sozialem Status, Karrierelevel oder Besitzstand abhängig. Wer sich selbst wertvoll findet und sich achtet, benötigt nicht die permanente Bestätigung durch andere Menschen (siehe auch Selbstliebe). Das brauchen nur bedürftige Menschen, denen es an ausreichendem Selbstwertgefühl und Selbstrespekt mangelt. Oder doch nicht?

Selbstwert: Was ist das eigentlich?

Wer Probleme mit dem Selbstwert hat, ist sich seines eigenen Wertes nicht bewusst. Insbesondere Frauen in zivilisierten Staaten leiden immer öfter unter einem Gefühl der Minderwertigkeit oder Wertlosigkeit. Dieses Gefühl wird häufig zu einem Auslöser für Persönlichkeitsstörungen, Angsterkrankungen und Depressionen. Der Dalai Lama wundert sich manchmal über unsere Probleme. Diese sieht er vor allem im geistigen Bereich angesiedelt. Geistige Schulung findet bei uns nur im Rahmen sozialer und kultureller Normen statt. Wir sollen zu funktionierenden Mitgliedern unserer Gesellschaft werden. Obwohl wir in allen Industriestaaten meistens einen hohen Lebensstandard haben, sind wir notorisch unzufrieden. Wir beurteilen viele Dinge bestenfalls nach ihrem materiellen Wert oder dem damit verbundenen Statusgewinn.

Zum Thema Selbstwert weiß auch die Wikipedia erstaunlich viel zu sagen. Beim Selbstwertgefühl handele es sich darum, sich selbst genügend Wertschätzung entgegenzubringen. Wer ständig an seinem Äußeren herumnörgelt und sich in seinen Leistungen harsch kritisiert, leidet wohl an einem Defizit in Sachen Selbstwertgefühl. Er hat wenig Selbstvertrauen. Solche Menschen brauchen ständig Bestätigung, Anerkennung und Lob von anderen, um sich besser zu fühlen. Fehlendes oder geringes Selbstwertgefühl zieht oft Bedürftigkeit nach sich. In diesem Fall sind die Menschen ständig darauf angewiesen, Selbstbestätigung durch andere zu erhalten – was schon begrifflich widersinnig ist. Selbstbestätigung kann nur aus dem eigenen Selbst kommen.



Die Auswirkung eines übersteigerten Selbstwertgefühls sehen wir jeden Tag an US-Präsident Donald Trump. Er hält sich selbst für die Krone der Schöpfung und lobt sich ständig über den grünen Klee. Gegebenenfalls macht er eine 180-Grad-Kehrtwendung, um als toller Hecht dazustehen. Er hat keine Defizite an Selbstwertgefühl zu beklagen. Stattdessen erkennt jeder, der ihm zuhört, einen Mangel an Selbstkritik. Dafür besitzt er reichlich Selbstüberschätzung und Selbstverliebtheit. Donald Trump strotzt nur so vor Selbstgefälligkeit. Mit Selbstwertgefühl hat das aber nichts zu tun. Es handelt sich vielmehr um einen ausgeprägten Narzissmus. Hinter dem aufgeblähten Ego steckt vermutlich ein Mensch, der sich selbst nur durch Übertreibungen und Lügen eines stimmigen Selbstbildes versichern kann.

Sowohl mangelndes wie auch übersteigertes Selbstwertgefühl kann also ein Ausdruck von psychischen Defiziten oder Störungen sein. Die Psychologen bewerten den Selbstwert eines Menschen aber auch noch nach anderen Kriterien. Bei der Betrachtung einer Selbstwertstörung schauen sie, ob das Selbstwertgefühl

  • klein oder übersteigert
  • stabil oder schwankend
  • kontingent oder nicht-kontingent
  • bewusst oder unbewusst (explizit oder implizit)
  • sowie sicher oder zerbrechlich ist.

Soziologie und Psychologie haben verschiedene Erklärungsmodelle erdacht, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Diese kann jeder in der Wikipedia nachlesen. In diesem Artikel soll es aber nur darum gehen, wie jemand mit Selbstwertproblemen sein Selbstwertgefühl stärken kann.

Was verhindert ein gutes Selbstwertgefühl?

Eine Selbstwertstärkung wird nicht gelingen, wenn nicht zuvor ein Blick auf die Gründe für den mangelnden Selbstwert getan wird. Fühlt sich jemand minderwertig, weil ihm das von seinen Eltern immer wieder gesagt wurde – oder weil er/sie eine Frau, homosexuell oder kleinwüchsig ist? Mangelnde Bildung, Geldmangel, kein gutes Aussehen und andere Gründe werden oftmals herangezogen, um ständig am Selbstwert zu knabbern. Der ständige Vergleich mit anderen wird nicht nur im Buddhismus als schädlich angesehen. Das Gefühl, weniger wert oder wichtig zu sein als andere, kann auf Dauer zu einer Selbstwertstörung führen.

Nach Potreck-Rose und Jacob können in einer Therapie vier Säulen betrachtet werden. Diese sollen zusammengenommen ein stimmiges Selbstwertgefühl ausmachen. Werden diese vier Bestandteile des Selbstwertes verbessert und trainiert, kann der Betroffene sein Selbstwertgefühl stärken. Die vier Bestandteile des Selbstwertes sind demnach

  • ausreichend Selbstakzeptanz
  • verlässliches Selbstvertrauen
  • ausreichend soziale Kompetenz
  • und ein tragfähiges soziales Netz.

Das ist jedoch nur ein Modell, das eine Herangehensweise zu mehr Selbstwertgefühl bietet. Ohne eine positive Selbstzuwendung sehen die beiden Autoren es nicht als möglich an, das Selbstwertgefühl zu steigern. Im Übrigen rät auch der Buddhismus, zunächst sich selbst gegenüber Respekt, Rücksicht, Mitgefühl und liebevolle Zuwendung zu üben, bevor diese auf andere Menschen erstreckt werden. Wer sich selbst gegenüber rücksichtslos (respektlos, mitleidlos, lieblos) agiert, ist meist auch anderen Menschen gegenüber rücksichtslos (respektlos, mitleidlos, lieblos) – ob bewusst oder unbewusst.

Ähnlich wie im Buddhismus sehen auch die beiden Autoren eine positive Selbstzuwendung durch Achtsamkeitsübungen gegeben. Sie raten zu einer liebevollen Selbstbeobachtung durch den sogenannten Zeugen. Dieser sollte den inneren Nörgler und Kritiker all dessen, was wir denken und tun, ersetzen. Positive Selbstzuwendung wäre demnach die Fürsorge für das eigene Wohlergehen. Damit wird Selbstzuwendung zur Basis für die Fürsorge anderen Menschen gegenüber.

Zur Selbstakzeptanz gehört auch, das von den Eltern oder Bildungsinstitutionen übernommene Werte- und Normensystem als erwachsener Mensch zu hinterfragen. Jeder Erwachsene sollte eigenen Werten und Normen folgen. Nicht alles, was wir als Kinder und Jugendliche gelernt und verinnerlicht haben, ist in späteren Jahren noch gültig oder richtig. Selbstvertrauen basiert außerdem auf liebevoller Selbstkontrolle und einem aktiven Selbstmanagement. Genau das fehlt aber bei Menschen, die sich als wertlos ansehen.

Es ist gar nicht so einfach, ein mangelndes Selbstwertgefühl zu verbessern. Manchmal ist es sogar schwer, überhaupt zu bemerken, dass es einer Selbstwertstärkung bedarf oder dass mangelndes Selbstwertgefühl die Ursache von psychischen Störungen geworden ist. Manche Selbstwertprobleme können die Betroffenen in Eigenregie auflösen. Andere Menschen müssen wegen ihrer Selbstwertstörung zum Therapeuten (siehe: den richtigen Psychotherapeuten finden).



Selbstwertstärkung: Wie kann jemand sein Selbstwertgefühl steigern?

Es gibt eine ganze Reihe von Punkten, die diesbezüglich unsere Beachtung verdienen. Folgende Tipps zum Thema Selbstwertstärkung sind hilfreich. Sie sind gegebenenfalls zu bearbeiten:

  • Jeder Mensch entscheidet selbst darüber, welchen Wert er sich gibt.
  • Selbstachtung bedeutet, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche nicht unter die Knute anderer zu stellen.
  • Gelegentlich Mitgefühl mit sich selbst zu haben, ist gesund.
  • Sich selbst zu akzeptieren, wie man ist, ist hilfreich. Sich weiterzuentwickeln, aber auch.
  • Seine authentischen Gefühle zu akzeptieren, stärkt das Selbstwertgefühl.
  • Seine durchdachten Handlungen ebenso zu akzeptieren wie die allzu spontanen oder falschen, gehört zum Selbstwert.
  • Auch seine Schwächen liebevoll anzunehmen, ist wichtig.
  • Jeder ist aus sich selbst heraus wertvoll. Vergleiche mit anderen schaden nur.
  • Eigene Erfolge für wertvoll zu halten, motiviert zu weiteren Anstrengungen.
  • Dankbarkeit für das, was das eigene Leben bereichert, stärkt und beglückt.
  • Selbstrespekt führt zu Beziehungen, in denen gegenseitige Wertschätzung ein Thema ist.
  • Verzeihen zu können – vor allem den Eltern – stärkt den Selbstwert.
  • Wer Lob und Komplimente annehmen kann, ohne bedürftig und süchtig danach zu sein, fühlt sich gut.
  • In die eigene Entwicklung zu investieren, ist sinnvoll angelegtes Kapital.

Wann ist eine Therapie (Psychotherapie) sinnvoll?

Wenn Selbstwertprobleme nach und nach zu einem ungesunden Perfektionismus, zu neurotischem oder narzisstischem Verhalten, mangelnder Selbstliebe oder Angst vor Zurückweisung geführt haben, kann eine Therapie sinnvoll sein. Die Angst vor Zurückweisung zieht oft ein geringes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten nach sich. Alternativ basiert sie auf fehlendem Vertrauen in die eigene Stärke. Eine selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung kann zu Introvertiertheit oder Angst im Job führen. Daraus kann auf längere Sicht eine Phobie mit sozialem Rückzug oder suizidalen Gedanken werden. Übermächtig gewordene und entfesselte Ängste nagen noch mehr am Selbstwertgefühl. Aus diesem Teufelskreis kommen die meisten Menschen nicht alleine wieder heraus.

Auch wenn Betroffene versuchen, das Selbstwertgefühl zu stärken, wird dieses bei der nächsten Gelegenheit wieder ins Wanken geraten. Es mangelt an einem stabilen positiven Selbstbild. Oftmals wird die Sicht auf das, was jemand darstellt, nicht mit realistischen Eigenschaften untermauert. Sie wird vielmehr durch das definiert, was jemand gerne wäre oder darstellen möchte. Der Vergleich mit anderen führt oft dazu, die eigenen Stärken als zu gering abzutun. Dafür werden der Besitz, der soziale Status oder die Errungenschaften anderer immer mehr zum inneren Hemmnis für ein solides Selbstwertgefühl. Stattdessen nagen Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle an vielen Menschen.

Statt das Selbstwertgefühl zu steigern, befinden sich solche Menschen in einem ständigen Selbstboykott. Sie sind sich ihrer hinderlichen Strategien nicht bewusst. Ihre Ängste ziehen selbsterfüllende Prophezeiungen nach sich. In solchen Fällen können die Betroffenen das Selbstwertgefühl nur steigern, wenn sie therapeutische Hilfe suchen und sich langsam wieder aufbauen. Die Selbstwertstärkung wird durch eigene Maßnahmen nicht ausreichend stabil bleiben. Oftmals haben die Menschen Angst vor Veränderung, weil sie lieber in der gewohnten inneren Haltung verharren. Eine Selbstwertstärkung ohne Haltungsänderung kann aber nicht gelingen.

Wie hilfreich ist Hypnotherapie bei Selbstwertproblemen?

Die psychodynamische Psychotherapie oder die systemische Therapie befassen sich damit, Selbstwertprobleme und daraus resultierende Störungen zu behandeln. Manche Menschen wählen, ihr Selbstwertgefühl stärken zu wollen, indem sie zur Hypnotherapie gehen. Sie versuchen einen seriösen Hypnotiseur zu finden, der das Thema Selbstwertschätzung mit ihnen bearbeitet. Ergänzend kann das durchaus Sinn machen. Ob es aber als alleinige therapeutische Maßnahme hilft, Selbstwertprobleme zu verringern und eine Selbstwertstörung zu beheben, sei dahingestellt. Erst eine seelische Krise wird beweisen, ob diese Maßnahme den wahrgenommenen Selbstwert steigern konnte – oder ob eine neuerliche Achterbahnfahrt der Gefühle entsteht.

Selbstliebe und echte Wertschätzung der eigenen Fähigkeiten und Gaben sind eben nicht einfach so zu erzeugen. Die Hypnotherapie kann vieles leisten – vor allem unterstützend. Wer damit den Selbstwert steigern möchte, muss die Hypnotherapie-Sitzungen aber selbst finanzieren. Wenn Erwartungsängste, Angst vor Nacktheit, Angst vor Verantwortung, Angst vor Erfolg oder Angst vor Männern eine konkrete Situation betreffen, kann die Hypnotherapie möglicherweise helfen. Sind solche Ängste aber generalisiert, sollten sie ein Thema für Gruppentherapie oder Einzel-Psychotherapie werden.

Welche Erkenntnisse können den Selbstwert stärken?

Um sich selbst aufbauen zu können, muss zunächst erkannt werden, dass jeder Mensch aus sich selbst heraus wertvoll ist. Der Buddhismus stellt fest, dass schon die Geburt als Mensch kostbar ist. Sie ermöglicht uns Menschen viele Dinge, die wir als Tier nicht verwirklichen könnten. Niemand wird seinen Selbstwert stärken können, wenn er sich selbst minderwertig fühlt, sich in Grund und Boden kritisiert oder gar mit Selbstverachtung straft. Um den Selbstwert steigern zu können, sollte man sich aufbauen, statt sich zu vernichten.

Seinen Selbstwert zu stärken, bedeutet nicht, Statussymbole anzuschaffen, sich eine andere Frisur und ein neues Outfit zuzulegen, oder mit Geld und Geschenken um sich zu werfen. Mit Äußerlichkeiten oder Vermögen kann niemand seinen Selbstwert stärken. Er versucht nur, seinen Mangel an Selbstwertgefühl zu kompensieren. Das tief sitzende Minderwertigkeitsgefühl bleibt aber bestehen. Diese Erkenntnis ist wichtig, um wirklich die richtigen Dinge zu tun. Sich mit Liebe und Mitgefühl zu begegnen, ohne sich einer chronischen Opferhaltung zu bedienen, ist ein guter Beginn.

Rücksicht auf sich zu nehmen, ist die Basis guter sozialer Beziehungen. Auch Beziehungen basieren auf Rücksicht und Mitgefühl (Empathie). Sich selbst zu verstehen ist ebenfalls nützlich für gute und tragfähige Beziehungen zu anderen Menschen. Die eigenen Gaben und Fähigkeiten wertzuschätzen, kann den Selbstwert steigern. Wer seine individuellen Gaben ausbauen und dadurch mehr Selbstwertgefühl aufbauen kann, ist gut dran. Viele Tipps zum Thema finden sich in Selbsthilfebüchern oder dem Internet.

Es scheint ein weit verbreitetes Problem zu sein, an Minderwertigkeit oder gefühlter Wertlosigkeit zu leiden. Oftmals stecken Persönlichkeitsstörungen oder Neurosen dahinter. Doch auch soziale oder kulturelle Einflüsse spielen dabei eine Rolle. Viel öfter als Männer leiden beispielsweise Frauen an Minderwertigkeitsgefühlen. Unsere Erziehungsmethoden und unsere gesellschaftlichen Normen prädestinieren Frauen mit dafür, sich minderwertig zu fühlen. Die weibliche Emanzipation hat damit ein Stück weit aufgeräumt. Doch es ist an jedem einzelnen, gegen solche Tendenzen an zu arbeiten.

Quellen und weiterführende Ressourcen:

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen