Angst alleine Auto zu fahren (© auremar / stock.adobe.com)

Angst alleine Auto zu fahren

Die Angst, alleine Auto zu fahren, ist verbreiteter, als man zunächst annehmen mag. Derartige Ängste entwickeln sich oft schleichend, sodass die ehemals normale Alltäglichkeit irgendwann nicht mehr möglich ist. Welche Ursachen es gibt und wie sich die Angst überwinden lässt, erklärt der nachfolgende Artikel.

Welche Ursachen gibt es?

Die Angst, alleine Auto zu fahren, kann mehrere Ursachen haben. Manchmal steckt ein konkretes traumatisches Ereignis dahinter (z. B. ein Verkehrsunfall). Nicht selten sind derartige Ängste auch Ausdruck einer sogenannten generalisierten Angststörung, welche von katastrophalen Zukunftsvorstellungen geprägt ist (siehe auch: Generalisierte Angststörung Heilungschancen).

Dass die Teilnahme am Straßenverkehr mit einem gewissen Risiko einhergeht, ist nicht zu leugnen. Für Personen, die unter pathologischen Ängsten leiden, bietet das Autofahren einen Nährboden für ängstliche Befürchtungen. Schließlich kann hierbei immer etwas passieren.

Grundsätzlich sollte jeder Verkehrsteilnehmer aufmerksam und vorsichtig sein. Die Befürchtungen von Angstpatienten gehen allerdings deutlich über ein normales und gesundes Maß hinaus. Manche Menschen mit pathologischer Angststörung fahren gar nicht mehr, andere fühlen sich nur noch mit einem Beifahrer sicher.

In einigen Fällen kann die Angst, alleine Auto zu fahren, auch in fehlender Fahrpraxis begründet liegen. Wer den Führerschein macht, danach aber mangels eigenem Auto nicht mehr fährt, verliert schnell die nötige Routine. Man fühlt sich unsicher und macht dabei noch zusätzlich eine negative Erfahrung hinter dem Steuer. Dies führt dazu, dass man an Selbstbewusstsein einbüßt, was das Autofahren anbetrifft und stets jemanden braucht, der einen beruhigt. Da man sich und andere nicht gefährden möchte, wird das Auto immer öfter stehen gelassen, wenn kein Beifahrer zur Verfügung steht. Dadurch entsteht ein Teufelskreis aus Angst und Vermeidung, der dringend durchbrochen werden sollte (Angstspirale).

Fahrangst - Angst allein Auto zu fahren (© auremar / stock.adobe.com)
Angst allein Auto zu fahren? (© WoGi / Fotolia)

Wie äußert sich Fahrangst?

Fahrangst ist ein äußerst unangenehmes Gefühl, welches sich auch durch körperliche Symptome äußert. Dazu zählen:

  • Herzrasen
  • Luftnot
  • Brustenge
  • Schweißausbrüche
  • Zittern

Alleine zu fahren löst großes Unwohlsein aus. Im schlimmsten Fall erleidet der Betroffene hinter dem Steuer eine Panikattacke. Dies ist in der Tat gefährlich, da in solch einem Zustand die Reaktionsfähigkeit eingeschränkt ist. Kommt es dann tatsächlich zu einem Unfall, wird sich die Fahrangst verschlimmern. Es ist im Grunde genommen paradox: Ängstliche Menschen versuchen alles, um Unfällen vorzubeugen. Dabei führt die Angst Unfälle erst recht herbei. Selbst wenn es nicht zu einer Panikattacke kommt, fahren ängstliche Menschen oft unsicherer. Dies kann dazu führen, dass sie vor Nervosität Fehler machen oder von anderen Autofahrern verärgert angehupt werden. Dies löst immensen Stress aus, welcher kaum aushaltbar ist. Als Folge dessen wird alleiniges Autofahren immer öfter vermieden. Siehe auch: Amaxophobie.

Warum fällt das Autofahren mit Beifahrer leichter?

Grundsätzlich ist es besser, die Sicherheit eines Beifahrers in Anspruch zu nehmen, als sich überhaupt nicht mehr hinter das Steuer zu setzen. Ein Beifahrer kann auf den ängstlichen Autofahrer eine beruhigende Wirkung ausüben und ihm in brenzligen Situationen sagen, wie er sich verhalten soll. Der ängstliche Autofahrer gibt also einen Teil der Verantwortung ab und fühlt sich dadurch sicherer.

Bei akuter Fahrangst kann ein Beifahrer zunächst sehr sinnvoll sein, um sich überhaupt erst wieder an das Autofahren heranzutasten. Eine Dauerlösung ist es aber nicht!

Der ängstliche Fahrer muss sich Stück für Stück von seiner Absicherung lösen und mehr Vertrauen in die eigenen Fahrfähigkeiten gewinnen. Dies könnte z. B. gelingen, indem man mit dem Beifahrer verabredet, dass dieser zwar mitfährt, aber keinerlei Ratschläge und Anweisungen gibt. Letzteres gilt auch für stressige Verkehrssituationen. Auf diese Weise erlebt der ängstliche Autofahrer, dass er imstande ist, Situationen alleine zu meistern. Nach einer Weile sollte dazu übergegangen werden, vertraute Strecken alleine zu fahren.


Angst beim Autofahren ohnmächtig zu werden?

Angst vor der ersten Fahrstunde?


Was kann man gegen Fahrangst unternehmen? – Tipps

Der erste Schritt, um die Fahrangst zu überwinden, ist, sich diese erst einmal einzugestehen. Besonders Männern fällt dies schwer. Durch Ignorieren des Problems verschlimmert es sich jedoch nur. Die Gegenmaßnahmen müssen individuell auf die Ursache der Fahrangst abgestimmt werden. Liegen pathologische Ängste vor, sollte eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden (Psychotherapie Arten). Die Fahrangst ist dann häufig ein Ausdruck tiefer liegender Probleme, die nur ein Therapeut aufdecken kann. Wird die psychische Grunderkrankung behandelt, verschwindet häufig auch die Fahrangst. Übrigens kann eine Therapie auch bei traumatischen (Verkehrs-) Erlebnissen wie Unfällen helfen.

Um neue Sicherheit im Straßenverkehr zu gewinnen, sind Fahrtrainings unter Anleitung sinnvoll. Diese finden zunächst mit einem Fahrschulwagen statt, später nutzt man das Auto des Betroffenen. Besonders, wenn die Angst durch mangelnde Fahrpraxis begründet ist, sind Fahrtrainings zur Auffrischung der Kenntnisse eine gute Idee. Um die Nervosität in den Griff zu bekommen, können Entspannungstrainings und Meditation helfen. Fühlt man sich insgesamt ruhiger und geerdet, werden auch stressige Verkehrssituationen besser verkraftet.

Endlich wieder alleine Auto fahren

Von dem Beifahrer als Sicherheitsanker sollte man sich, wie bereits kurz beschrieben, schrittweise verabschieden. Am besten legt man hierzu einen Stufenplan fest.

  1. Stufe 1: Der Beifahrer spricht mit dem Fahrer. Er gibt Tipps und lobt (wichtig!). In brenzligen Situationen gibt er Bescheid.
  2. Stufe 2: Der Beifahrer spricht nur noch in Ausnahmefällen mit dem ängstlichen Fahrer.
  3. Stufe 3: Der Beifahrer bleibt stumm. Er fährt zwar noch als seelische Unterstützung mit, mischt sich aber in keiner Weise mehr ein.
  4. Stufe 4: Der ängstliche Autofahrer fährt verkehrsberuhigte und vertraute Strecken alleine.
  5. Stufe 5: Der ängstliche Autofahrer fährt sämtliche Strecken alleine.

Wichtig ist es außerdem, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Angst ist überaus komplex und nicht immer vorhersehbar. Möglicherweise hat man bereits eine oder mehrere Fahrten ohne Beifahrer geschafft, fühlt sich beim nächsten Mal allerdings wieder panisch und braucht erneut Unterstützung. Rückschritte sind normal. Wieder konstant alleine Autofahren zu können ist manchmal ein sehr langwieriger Prozess. Die Hauptsache ist, das Ziel konsequent zu verfolgen und nicht aufzugeben.

Angst allein Auto zu fahren (© auremar / stock.adobe.com)
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Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen