Kyphophobie / Angst vor dem Bücken / Angst sich zu bücken (© strichfiguren.de - stock.adobe.com)

Kyphophobie / Angst vor dem Bücken / Angst sich zu bücken

Von vielen Phobien haben nicht betroffene Menschen noch niemals gehört. So zum Beispiel von der panischen Angst, sich zu bücken. Diese Phobie wird auch Kyphophobie genannt. Die Angst vor dem Bücken ist verbreiteter, als viele Menschen meinen. Nur hat diese Angst oft keinen Krankheitswert, sondern sie bezieht sich auf erlebte Schwindelattacken oder Sturzerlebnisse bei behinderten oder älteren Menschen.

Wenn ein junger Mensch sich jedoch aus heiterem Himmel plötzlich vor dem Bücken oder gebückten Haltungen fürchtet, ohne solche Erlebnisse gehabt zu haben, könnte eine Kyphophobie dahinter stecken. Über diese spezielle Phobie gibt es bisher nur sehr wenige Einträge im Internet. Daraus zu schließen, dass eine Angst vor dem Bücken extrem selten ist, ist nicht angebracht. Ob es sich um einen Phobie-Fake handelt, ist ebenfalls nicht gesichert.

Quellen:

Mögliche Auslöser und Ursachen einer Kyphophobie

Auslöser einer solchen Phobie könnte ein Inspekteurs-Job sein, der jemanden in gebückter Haltung oft in enge Schächte führt. Denkbar ist auch, dass jemand bereits einen Tunneleinsturz überlebt hat und traumatisiert ist (vgl. Tunnelphobie). Er verbindet die gebückte Haltung fortan mit diesem Erlebnis. Dabei wäre die gebückte Haltung aber lediglich der Auslöser der Phobie, nicht deren Ursache. Ursache ist in beiden Fällen vielmehr die Enge des Raumes und die Panik, darin erdrückt zu werden oder zu sterben. Es handelt sich in diesen Fällen also eigentlich um Platzangst (Klaustrophobie).

Auslöser einer übersteigerten Angst vor gebückten Haltungen kann auch ein negatives Erlebnis sein, das in gebückter Haltung erlebt wurde. Das betrifft zum Beispiel Frauen beim Urinieren in der Natur. Wenn plötzlich ein Mann aus den Büschen tritt, um die Frau sexuell zu belästigen, dann sitzt so ein Erlebnis oft tief. Nicht jede Frau ist wehrhaft genug, sich aus der unangenehmen Situation zu befreien. Ähnlich dürfte es Männern im Gefängnis ergehen, wenn diese unter der Dusche sexuell bedrängt werden.

Als Folge solcher Erlebnisse könnte durchaus eine Angst entstehen, sich in gebückter Haltung mit nacktem Gesäß irgendwo hinzuhocken. Fortan können Panikattacken auftreten, wenn die Betroffenen das Erlebnis nicht verarbeitet haben und sich bücken müssen – zum Beispiel bei einer urologischen Untersuchung.

Quellen:

Warum sind über die Kyphophobie kaum Einträge zu finden?

Dass es bisher so wenige Einträge zur Kyphophobie im Internet gibt, zeigt lediglich, dass diese Phobie selten in einer medizinischen oder psychologischen Praxis behandelt wird. Warum die Kyphophobie trotzdem einen Fachbegriff zugeordnet bekam, bleibt vorerst ein Rätsel. Auf jeden Fall gehört die Kyphophobie zu den seltenen und eher ungewöhnlichen Phobien (vgl. auch die Phobie vor langen Wörtern). Potenziell kann jedoch alles eine übersteigerte Angst auslösen.

Sich über solche Ängste lustig zu machen, ist der falsche Umgang. Viele Menschen, die häufig stürzen oder aus einer gebückten Haltung nicht mehr gut hochkommen, entwickeln eine Angst vor gebückter Haltung. Dabei handelt es sich manchmal zwar um intensivere Ängste. Aber dennoch könnte man nicht von einer Phobie sprechen. Eine begründete Angst ist grundsätzlich von einer grundlosen Angst zu unterscheiden.

Quellen:

Was unterscheidet eine Kyphophobie von normaler Bück-Angst?

Bei einer Phobie sind klare Kriterien gegeben, die für die Existenz eines Krankheitswertes sprechen: Es kommt durch vergleichsweise harmlose Auslöser zu Herzrasen, Atemnot oder Hyperventilation, Schweißausbrüchen sowie Panikattacken. In deren Folge entstehen zunehmend Vermeidungsverhalten und sozialer Rückzug.

Das ist jedoch nicht der Fall, wenn jemand sich mehrfach aus einer gebückten Haltung nicht mehr aufrichten konnte – zum Beispiel wegen starker Kreuzbeschwerden durch Gleitwirbel oder Arthrose der Lendenwirbel. Wer bereits einen Wirbelbruch im Lendenwirbelbereich durch Osteoporose erlebt hat und mit operativ versteiften Rückenwirbeln weiterleben muss, weiß, was Angst vor dem Bücken bedeutet.

Hier ist ein Schweißausbruch der Anstrengung und dem Schmerz zuzuschreiben, sich aufzurichten. Das Unterlassen des Bückens ist kein Vermeidungsverhalten im Sinne einer Phobie, sondern eine Reaktion, die weitere Schmerzen und unnötige Anstrengungen verhindern soll.

Ob die Kyphophobie nun real ist oder nicht, kann derzeit niemand sagen. Real ist jedoch, dass viele Menschen im Laufe ihres Lebens eine begründete Angst entwickeln, sich zu bücken. Ob diese Angst therapiebedürftig wird oder nicht, sollten Ärzte oder Psychologen entscheiden. Manchmal ist eine Rückenoperation notwendig, und manchmal eine kognitive Verhaltenstherapie. In beiden Fällen sind die Diagnosen unterschiedlich.

Quellen:

Zum Weiterlesen auf dieser Website:

  • Aphephosmophobie, https://www.angst-verstehen.de/aphephosmophobie-beruehrungsangst/
  • Neuroplant 650, https://www.angst-verstehen.de/neuroplant-aktiv-600-novo-300/
  • Autophobie, https://www.angst-verstehen.de/autophobie/

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