Machen Antidepressiva wie Mirtazapin abhängig? Diese Frage beschäftigt viele Menschen, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung entsprechende Arzneien einnehmen müssen. – Dr. Barop, Neurologe aus Hamburg, verneint ein Abhängigkeitspotenzial und erläutert:
„Es gibt einen gewissen Gewöhnungseffekt, der bei fast allen Medikamenten auftritt. Und deshalb muss man Antidepressiva aufdosieren und wieder abdosieren. Aber eine richtige körperliche Abhängigkeit gibt es nicht.“
Dieser Einschätzung widerspricht ein betroffener Patient, der auf der Internetseite meamedica.de von seinen Erfahrungen mit dem schlaffördernden Antidepressivum Mirtazapin erzählt: „medikament macht abhängig.“ (https://www.meamedica.de/depression-andere-mittel/mirtazapin)
Eine Zwischenposition, die sich ebenfalls auf das Absetzen von Mirtazapin bezieht, nimmt „fridolin“ ein: „Meine Ärztin meinte damals, als ich es ganz absetzen wollte, dass die ersten 2 Wochen sehr hart sein können. Das Vertrauen und der Wille es ohne zu schaffen müssen gegeben sein. Wenn du stabil genug bist und dich auch so fühlst, dann geht es gut. Dann kannst du die Absetzerscheinungen gut bewältigen.“ (https://www.schlafgestoert.de/comment/site-12/open-1198/site-1.html)
Wer ein bestimmtes Psychopharmakum nicht mehr einnehmen möchte, sollte sich im Vorfeld über die beste Art des Vorgehens informieren (siehe auch Psychopharmaka absetzen). Auf diese Weise verringert sich deutlich das Risiko möglicher negativer Begleiterscheinungen. In Bezug auf das Medikament Mirtazapin gibt es Folgendes zu beachten:
Beipackzettel: Mirtazapin ausschleichen
Laut Angaben der Hersteller von Mirtazapin (Beipackzettel zum Beispiel hier nachzulesen: https://api.gebrauchs.info/6143ff113c125793259ca2c3dbc44ac5if) entsteht durch dieses Antidepressivum keine Abhängigkeit. Dennoch kann das plötzliche Absetzen des Medikaments „nach längerer Behandlung zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Angstgefühlen und Erregung führen“ bzw. bei Ratiopharm heißt es: „Wenn Sie die Einnahme von Mirtazapin-ratiopharm® schlagartig beenden, kann es sein, dass Ihnen übel oder schwindelig wird, Sie unruhig oder ängstlich werden und Kopfschmerzen bekommen. Diese Symptome lassen sich vermeiden, indem das Arzneimittel schrittweise abgesetzt wird. Ihr Arzt wird Ihnen erklären, wie die Dosis schrittweise verringert wird“.
Des Weiteren ist dem Beipackzettel zu entnehmen, dass die Einnahme von Mirtazapin so lange fortgesetzt werden soll, bis die Patienten „für die Dauer von 4 bis 6 Monaten völlig symptomfrei sind. Danach kann sie schrittweise beendet werden.“ Ferner weist der Hersteller ausdrücklich darauf hin, dass die Reduzierung der Dosis nur nach Rücksprache mit dem Arzt vorzunehmen sei.
Was raten medizinische Portale im Netz?
Im Großen und Ganzen folgen die Gesundheitsportale den Ratschlägen des Beipackzettels, denn auch sie empfehlen, Mirtazapin ausschleichen zu lassen. So heißt es etwa auf der Seite netdoktor.at/medikamente/mirtazapin-hexal-15-mg-schmelztabletten-6839562, dass eine abrupte Beendigung einer schon länger währenden Einnahme dieses Medikaments zu Nebenwirkungen wie Schwindel, Erregtheit, Angst und Übelkeit führen könne. Auf anderen Internetseiten ist auch von auffallendem Juckreiz die Rede.
Gelegentlich finden sich auch Websites, die den Standpunkt einnehmen, man könne Mirtazapin absetzen ohne Probleme. Unter https://www.dr-gumpert.de/html/mirtazapin.html ist beispielsweise zu lesen:
„Das Antidepressivum Mirtazapin sorgt nicht für eine Abhängigkeit. Dennoch kann ein plötzliches Absetzen des Präparates Beschwerden bedingen. Meistens sind diese jedoch nur geringfügig ausgeprägt und verschwinden von alleine wieder.“
Bei dem Betreiber dieser Seite handelt es sich allerdings um keinen Psychologen, sondern um einen Orthopäden, dem ein Team von Sportmedizinern zur Seite steht.
Mirtazapin absetzen Symptome: Erfahrungen Betroffener
Mirtazapin ist ein häufig verschriebenes Mittel gegen Depressionen, die mit Schlaflosigkeit einhergehen (vgl. schwere Depression Symptome). Ebenfalls verordnen viele Ärzte das Präparat, das im Ruf einer effektiven Wirkung steht, in Fällen von Panikattacken (siehe Panikstörungen) oder generalisierten Angststörungen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es bei einem so oft verabreichten Medikament auch viele Erfahrungsberichte in den Foren des Internets gibt.
Was das Absetzen von Mirtazapin betrifft, reicht das Spektrum der Aussagen Betroffener von „mirtazapin können auch nach 10 jahren noch abgesetzt werden… probleme haTTE ich mit dem absetzten gar nicht!“ ( https://www.psychic.de/forum/medikamente-angst-panikattacken-f76/mirtazapin-wann-absetzen-t25296.html) bis hin zu Angaben wie „Habe soeben auch Mirtazapin abgesetzt, habe Bauch- und Kopfschmerzen, muss aber nicht davon kommen. Mir gingen die Haare aus von dem Medikament und ich habe 10 Kg zugenommen – bin ziemlich sauer auf meinen Arzt, weil er mir das gegeben hat“ (https://www.hilferuf.de/forum/therapie/69247-antidepressivum-mirtazapin-absetzen-4.html). Inwieweit man als Betroffener solchen Einzelberichten und -statements Glauben schenken will, muss jeder selbst entscheiden; aus fachärztlicher Sicht ist es natürlich nicht so ratsam, solchen „unfachlichen“ Publikationen all zu viel Glauben zu schenken. Auf der anderen Seite spiegeln derlei Erfahrungen bzw. Erfahrungsberichte zumindest etwas aus dem Alltagseinsatz wieder, wenn sie denn nicht gefaked sind (gilt generell auch für Nebenwirkungen von Antidepressiva).
Aus vielen Berichten lässt sich herauslesen, dass versucht wurde, von dem Medikament ohne ärztliche Absprache herunterzukommen, indem die Dosis nach eigenem Ermessen langsam minimiert oder die Einnahme plötzlich abgebrochen wurde. Anlass war häufig, dass die Betroffenen aufgrund des Medikaments deutlich an Gewicht zugenommen hatten oder dass die Wirkung des Medikaments eingesetzt hatte, wodurch beispielsweise die Probleme mit der Schlaflosigkeit behoben waren.
Neben den zahlreichen Stimmen, die von unangenehmen Nebenwirkungen wie innere Unruhe, zittrige Anfälle oder Juckreiz beim plötzlichen Absetzen der Arznei erzählen, gibt es auch mehrere, die sagen, Mirtazapin ohne Begleiterscheinungen erfolgreich abgesetzt zu haben.
Einige interessante Erfahrungsberichte und statistische Erhebungen zu diesem Thema finden sich auf der Datenbank sanego.de/Absetzerscheinungen-bei-Mirtazapin. So ist dieser beispielsweise zu entnehmen, dass Menschen mit einem Durchschnittsalter von 38 Jahren, einer Größe von 166 cm und einem Gewicht von 65 kg wesentlich mehr mit Absetzerscheinungen zu kämpfen hatten als größere, schwerere und ältere Personen.
Ausschleichen: Mirtazapin erfolgreich abgesetzt mittels Absetzplan
Psychopharmaka genommen zu haben, bedeutet, dass die Arznei bestimmte Abläufe im Gehirn beeinflusst. Dieser Prozess dauert einige Wochen, bis die gewünschte Besserung eintritt (vgl. auch Psychopharmaka Opipramol, Citalopram und Venlafaxin). Ist die Therapie erfolgreich, sollte der Weg zurück zu einem Leben ohne Chemie ebenfalls langsam angegangen werden. Mirtazapin ausschleichen ist also die logische Konsequenz der Umkehrung einer Gewöhnung des Körpers an pharmazeutische Mittel.
„Mirtazapin absetzen Symptome“, diese Begriffe geben Betroffene häufig in Suchmaschinen ein, weil sie wissen wollen, wie sie am besten von diesem Präparat, das in der Regel in Form von Schmelztabletten eingenommen wird, wieder loskommen. Oftmals fühlen sich Patienten nach einer gewissen Zeit der Einnahme bereits genesen und meinen, das Mittel auch ohne ärztliche Unterstützung absetzen zu können. Nicht selten lesen sie in den entsprechenden Foren Einträge wie „Mirtazapin erfolgreich abgesetzt“ oder „Mirtazapin absetzen ohne Probleme“, wobei auf medizinische Betreuung verzichtet wurde.
Doch wer diese Arznei nicht mehr einnehmen möchte, sollte bei der Reduzierung der Menge der Tabletten besser schrittweise und nach Plan vorgehen, und zwar am besten unter Anleitung eines Arztes. Detailliert kann man mit ihm einen Absetzplan erarbeiten, der auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist und vorgibt, wie lange das Mittel noch genommen werden muss. Denn wie die Berichte Betroffener unterm Strich auch zeigen, reagiert jeder Körper anders auf den Einfluss von Psychopharmaka und zeigt unterschiedliche Symptome. Das erklärt auch, warum Erfahrungsberichte online wie offline nicht immer konsistent sind, sondern teilweise unterschiedliche Erfahrungen mit dem Absetzen von Mirtazapin beschreiben.
Fazit: Absetzen von Mirtazapin durch Ausschleichen, nach Plan und in Absprache mit dem Arzt / Psychiater!
Wer auf dem Gebiet der psychischen Medikation eigenmächtig handelt, erhöht sogar das Risiko von Beschwerden, die auf den Ausgangszustand wie Angst, Depressionen, Panikattacken und Schlafstörungen zurückwerfen können. Die Behandlung durch einen kompetenten Psychologen oder Psychotherapeuten, die einen klugen Plan zum Entwöhnen entwickeln, erleichtert und beschleunigt indes den Schritt hin zur Genesung.