Hanftee (© Corri Seizinger / stock.adobe.com)

Hanftee – Wirkung gegen psychische Erkrankungen?

Hat Hanftee eine Wirkung bei psychischen Erkrankungen? – Die Hanfpflanze erlebt derzeit im Wellness- und Gesundheitsbereich ein großes Comeback. Beworben werden Produkte mit einer speziellen Konzentration des Cannabinoids CBD oder auch naturbelassene Hanfprodukte wie der Tee. Das versprochene Wirkspektrum reicht von der Linderung körperlicher Beschwerden bis hin zu einem positiven Einfluss auf psychische Leiden und Angstzustände.

Was ist wirklich dran, an der neuen Wundermedizin Hanf?



Der Hanf ist eine uralte Kulturpflanze

Lange Zeit waren der Anbau und Konsum sämtlicher Hanfprodukte europaweit verboten. Dabei machten die Behörden keine Unterschiede zwischen rauschmittelhaltigen und rauschmittelfreien Züchtungen der Hanfpflanze.

Vor dem Ausufern der Drogenproblematik war Hanf ein ganz normales Landwirtschaftsgut. Bevor Baumwolle aufkam, lieferte er Fasern für Kleidung und für die Seilerei. Hanföl befeuerte früher die Laternen in den Häusern der Menschen und auf den Straßen. Die Verwendung von Hanf als Nahrungsmittel geht sogar tausende Jahre zurück. Vermutlich gehörte der Hanf sogar zu den ersten Kulturpflanzen der Menschheit.

Das Rauschmittel THC ist nur in einigen Sorten (hauptsächlich Indica) enthalten. Normaler Nutzhanf (Cannabis Sativa), wie er jetzt wieder großflächig angebaut wird, enthält nur minimale Mengen THC. Bei frei verkäuflichen Hanfprodukten muss der THC Gehalt in Deutschland unter 0,2 Prozent liegen. Diese mögliche Restmenge löst beim Menschen keinen Rausch aus.

In den Fokus sind jetzt ganz andere Inhaltsstoffe des Hanfes gerückt, die sogenannten Cannabinoide.

Sind Cannabinoide so gut wie ihr Ruf?

Cannabinoide sind eine Gruppe von rund 100 Einzelwirkstoffen, die innerhalb verschiedener Sorten der Hanfpflanze vorkommen.

Am bekanntesten ist das Cannabidiol, das meistens nur CBD abgekürzt wird. Andere prominente Vertreter sind Cannabigerol (CBG) oder die Cannabidiolsäure CBDa (eine chemische Vorstufe von CBD).

Bekannt sind diese Wirkstoffe schon seit den 1970ern. Damals hat man entdeckt, dass Cannabionoide vorzugsweise an einen bestimmten Abschnitt im menschlichen Nervensystem andocken. Das hat man prompt nach den Stoffen Endocannabinoid-System genannt. Im menschlichen Körper kommen Cannabinoide als natürliche Bestandteile vor.

Die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems werden mit Schaltstellen im Gehirn in Verbindung gebracht, die beruhigende Effekte auslösen können. Ein anderer Wirkmechanismus ist der Einfluss auf Hirnareale, die steuern, wie wir in der Vergangenheit erlebtes bewerten und psychisch verarbeiten.

Tatsächlich konnten Effekte bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Ein offizielles Heilmittel ist CBD mangels Langzeiterfahrungen und aufwändiger Kontrollstudien bisher aber nicht.

In Deutschland dürfen CBD-haltige Produkte als Nahrungsergänzung verkauft werden. Nutzhanf-Produkte wie Speiseöle oder eben auch der CBD Hanftee sind ganz normale pflanzliche Nahrungsmittel.

Was ist drin im Hanftee?

Um es gleich vorweg zu nehmen: In ganz normalen Hanftees ist KEINE besondere Konzentration an CBD enthalten. Nur der natürliche Anteil und der kann sehr gering ausfallen.

Hersteller können Tees mit CBD-Konzentraten anreichern. Das muss dann deutlich auf der Packung und im Angebot vermerkt sein.

Die klinischen Heilerfolge mit Cannabinoiden wurden stets mit isolierten Wirkstoffen in ihrer Reinstform erzielt.

Ein naturbelassener Hanftee ist also kein besonderes CBD-Produkt. Er kann auch schlecht mit CBD-Studien beworben oder eine Wirkung bei psychischen Leiden bewiesen werden.

Nutzhanf ist jedoch unbestritten eine gesunde Pflanze. Das Speiseöl gilt als eines der hochwertigsten und bekömmlichsten Pflanzenöle überhaupt.

Die Hanfpflanze mitsamt ihren Blüten und Samen liefert neben den Cannabinoiden viele weitere wertvolle Inhaltsstoffe:

• ätherische Öle
• Harze
• sekundäre Pflanzenstoffe (Terpene und Flavonoide)
• essenzielle Aminosäuren
• Proteine
• Ölsäuren (Omega-3, Palmitinsäure, Linolsäure, Stearinsäure und Gamma Linolensäure)
• Vitamine E, B1, B2
• Mineralstoffe wie Phosphor, Kalium, Magnesium, Calcium, Natrium und Spurenelemente wie Eisen, Mangan, Zink und geringe Mengen Kupfer.

Hanföl liefert wichtige Säuren. Alle diese Fettsäuren haben eines gemeinsam: Sie sorgen für eine gute Hirnfunktion und für die Regeneration der Zellen. Beides kann sich bei psychischen Leiden sicher positiv auswirken, sie aber nicht heilen.

Die Qualitäten von Hanf als Heilmittel

Anbieter bewerben insbesondere die Tees gerne mit einem Bezug auf deren Vergangenheit als traditionelles Heilmittel.

Die Geschichte der Hanfpflanze als Heilmittel lässt bis ins alte Ägypten und noch weiter zurückverfolgen.

Eine der ältesten bekannten medizinischen Schriften dieser Erde, der Papyrus Ebers (16. Jhd. v. Chr.) erwähnt den Hanf als Heilmittel für den „für den Zehennagel“.

Dazu gesellen sich viele weitere Dokumente über die Anwendung von Hanf als Heilmittel:

  • Das chinesische Shennong Agrar- und Heilpflanzenbuch erwähnt Hanf als Heilpflanze bei diversen Nervenleiden, Verstopfung, Frauenkrankheiten, Gicht, Malaria, Rheumatismus und Geistesabwesenheit. Das in diesem Buch gesammelte Wissen soll insgesamt etwa 5000 Jahre alt sein.
  • 512 n. Chr. schrieb der griechische Arzt Pedanios Dioskurides dem Hanf in Bezug auf die Körpersaftlehre austrocknende und wärmende Eigenschaften zu.
  • In der islamischen Welt berichten gleich eine ganze Reihe von medizinischen Schriften aus dem 1. und 2. Jhd. Chr. von den heilsamen Wirkungen des Hanf: unter anderem bei Wurmbefall, zur Schmerzlinderung sowie bei Nerven- und Augenleiden.
  • Die heilige Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl Hanf als Mittel gegen Übelkeit und Magenschmerzen.

Noch bis in 19. Jahrhundert hinein war Hanf auch in unseren Breiten eine Heilpflanze ähnlich wie Kamille und Baldrian (vgl. Baldrian bei Angst).

Ob die Ärzte und Heiler der Vergangenheit Nutzhaft oder THC-haltigen Hanf anwendeten, ist nicht überliefert.

Ist Hanf eine zugelassene Arznei?

In Deutschland sind seit dem 10. März 2017 Cannabisblüten und -extrakte als Arzneimittel zugelassen, wenn sie aus dem Anbau zu medizinischen Zwecken und unter staatlicher Kontrolle angebaut und verwendet werden (zu Studienzwecken und in Ausnahmeanwendungen).

CBD-Produkte gelten als Nahrungsergänzung. Produkte wie Tee oder Öle sind Nahrungsmittel.

Innerhalb der alternativen Naturheilkunde ist Hanf eine Heilpflanze.

Sinn und Nutzen von Hanftee

Schaut man sich die Wirkstoffe und das Potenzial der Hanfpflanze allgemein an, ist es sehr wahrscheinlich, das Hanftee eine positive Wirkung hat.

Ob man den teilweise doch etwas übertrieben anmutenden Werbetexten und Versprechungen mancher Händler glauben mag, ist eine andere Sache.

Hanf boomt momentan. Es ist völlig normal, dass solch ein Markt auch sonderbare Blüten treibt.

Seriöser Hersteller bewerben ihre Produkte in der Regel in kurzen und klaren Worten. Sie beziehen sich ganz klar auf die tatsächlichen Inhaltsstoffe der Hanfpflanze und formulieren Wirk- und Heilversprechen vorsichtig. – Die Wirkung bezeichnen solche Hersteller als „entspannend“ und „beruhigend“.

Da psychische Leiden und Ängste immer mit inneren Spannungszuständen, Schlafproblemen und Unruhe einhergehen, kann Hanftee tatsächlich eine Linderung bringen. Ein Allheilmittel ist er aber sicher nicht.

Wie Heilpflanzen wirken, kommt immer auf den Grad der Erkrankung und den Gesamtzustand der psychisch leidenden Person an.

Die Magie des Teetrinkens

Wer allgemein gerne Tee trinkt oder Heilpflanzen mag, kennt das: Von den Pflanzen-Elixieren geht tatsächlich eine Wirkung aus, die man nur schwerlich beschreiben kann. Der Duft zieht durch die Wohnung, Gemütlichkeit macht sich breit, der Mensch entspannt.

Nicht alle Wirkweisen von Heilpflanzen sind bis heute schulmedizinisch und labortechnisch überprüfbar und beweisbar. Trotzdem sind diese Wirkungen da.

Das ist beim Trinken eines Kamillentees oder Baldriantees auch nicht anders. Grundvoraussetzung für die besondere Wirkung von Tee ist, dass man die Pflanze und deren Geschmack mag. Hanftee ist von Geschmack her leicht bitter und je nach Ziehzeit auch sehr herb.

Wie der Tee am besten zubereitet wird, welche Tricks, die volle Wirkung fördern und welche Unterschiede es gibt, erklärt dieses Video:

Kann sich jemand so gar nicht mit dem Hanf als Tee anfreunden, hat die Kräuterapotheke Alternativen im Angebot.

Auch diesen Pflanzen sagt man eine ausgleichende und beruhigende Wirkung auf die Psyche und das Nervensystem nach:

• Baldrian
• Helmkraut.
• Johanniskraut
• Lavendel
• Passionsblume
• Rosmarin.

Frei verkäuflicher Hanftee ist praktisch THC-frei

Wer neugierig geworden ist und Hanftee ausprobieren möchte, sollte das einfach tun. Bedenken gibt es eigentlich kaum welche. Wie bereits erwähnt, müssen Hanfprodukte eine gesetzliche Untergrenze an THC einhalten. Einen Rausch löst Hanftees also sicher nicht aus.

Menschen mit psychischen Leiden, die auf einen Effekt hoffen, sollten zu einem guten Produkt namhafter Hersteller greifen. Am besten in Bio-Qualität.

Wer den Tee schätzen lernt und günstig mehr davon möchte, kann Nutzhanf auch bei sich Zuhause anbauen: https://www.youtube.com/watch?v=dVoaUT9GL98&has_verified=1

Hanftee (© Corri Seizinger / stock.adobe.com)
Hanftee (© Corri Seizinger / stock.adobe.com)

Quellen und weiterführende Ressourcen

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