Angst vor dem Tod der Eltern (© Herby Herbert Me / Fotolia)

Angst vor dem Tod der Eltern

Angst ist ein unangenehmes Gefühl, das wir gerne vertreiben möchten und das doch unser Leben begleitet. Je besser es uns geht, desto mehr tritt ein Phänomen auf, das man Verlustangst nennt. Eigentlich ist das etwas ganz Normales – was einem gut tut und was man liebt, das will man behalten.

Bei Menschen geht das manchmal nicht, insbesondere nicht bei den Eltern. In der Regel sterben die Eltern vor den Kindern. Das ist ganz natürlich und so erlebt es fast jeder Mensch, dass die Eltern plötzlich „gegangen sind“ und man alleine fertig werden muss – zumindest ohne elterlichen Schutz. Auch wenn man erwachsen ist, kann dieser Schutz noch sehr wertvoll sein, selbst wenn er „nur“ darin besteht, dass man sich mit Eltern beraten kann oder dass man zwar komplett für sie sorgen muss, sie einen aber doch an die gemeinsame Vergangenheit erinnern und damit stärken.

Verlustangst – was ist das?

Verlustangst ist eine von vielen Ängsten, die Menschen plagen können. Sie kann auch Gegenstände betreffen – liebgewonnene Sachen, Vermögen u.a., richtet sich aber oft auf geliebte Menschen. Es ist fast unmöglich, dem Verlust geliebter Menschen das ganze Leben lang zu entgehen – gerade der Verlust der Eltern ist vorprogrammiert.

Aber auch Kinder kennen Trennungs- und Verlustängste bereits, wenn sie sich an den Eltern festklammern, zum Beispiel nicht alleine ins Schullandheim fahren wollen. Leider ist Verlustangst im Erwachsenenalter genauso präsent (vgl. auch Trennungsangst bei Erwachsenen). Besonders betroffen sind Menschen, die schon in der Kindheit geliebte Menschen verloren und dadurch zu früh mit Tod und plötzlichem Verschwinden konfrontiert wurden.

Angst vor dem Tod der Eltern > Verlustangst überwinden

Drei Schritte machen es leichter, mit der Verlustangst zu leben und sie soweit zu überwinden, dass sie den Alltag nicht stört:

  1. Es hilft immer, sich das Gefühl klar zu machen. Verlustangst ist eigentlich etwas Positives – nur derjenige, der etwas zu verlieren hat, kennt sie. Verlustangst bedeutet, dass man wertvolle Beziehungen und Dinge hat.
  2. Es ist wesentlich, sich bewusst zu machen, dass die Angst, die Eltern zu verlieren, berechtigt ist – der Tod der Eltern ist etwas Reales, was die Kinder wahrscheinlich erleben werden.
  3. Und es ist sehr wichtig, sich klar zu machen, dass man alleine stehen kann. Gerade in Bezug auf die Eltern! Als Kind muss man beschützt werden, als Heranwachsender ist man auf das Vorbild der Eltern angewiesen, aber der Erwachsene kann dann irgendwann für sich selbst sorgen – finanziell und auch seelisch, wobei letzteres manchmal der schwierigere Part sein kann.

Gerade die Liebe und Fürsorge der Eltern hat ja Selbständigkeit und Unabhängigkeit ermöglicht – das Erlernen eines Berufes, der Umzug in die erste eigene Wohnung, Beziehungen zu anderen Menschen – all das hat ja unter der Führung der Eltern stattgefunden. Ihre Unterstützung hast es uns erst ermöglicht, selbständig und unabhängig zu werden. Das, was sie uns vermittelt haben, wird immer Teil unseres Lebens bleiben und geht durch ihren Tod nicht verloren. Wir tragen sie gewissermaßen in uns. Wenn man sich das schon zu Lebzeiten der Eltern klar macht, fällt es leichter, wenn es tatsächlich passiert und die Eltern sterben.

Wir haben die Kraft mitbekommen, ohne sie zu existieren und wir verlieren sie niemals vollständig, auch wenn sie körperlich nicht mehr da sind. Der anfängliche Schmerz wird sich nach einiger Zeit legen und in Erinnerungen wandeln, auf die wir immer dankbar zurückgreifen können.

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