Erektionsprobleme bei jungen Männern (© nd3000 / stock.adobe.com)

Sprich dich aus: Erektionsprobleme bei jungen Männern

Sprich dich aus: Erektionsprobleme bei jungen Männern

Erektile Dysfunktion (ED), die früher vor allem als Problem älterer Männer galt, wird zunehmend auch für jüngere Männer zu einem Problem.

In diesem evidenzbasierten Artikel befassen wir uns mit der Prävalenz, den Ursachen und Lösungen für Erektionsprobleme bei jungen Männern und betonen, wie wichtig es ist, offen zu kommunizieren und Hilfe zu suchen.

Häufigkeit von Erektionsproblemen in jüngeren Jahren

Zahlreiche Studien belegen, dass die Gefahr von Erektionsproblemen mit zunehmendem Alter zunimmt. Aber es ist bei weitem kein reines Altersproblem: Auch junge Männer können unter Erektionsstörungen leiden.

Etwa 8 % der Männer zwischen 20 und 29 Jahren und bis zu 11 % der Männer zwischen 30 und 39 Jahren leiden an Erektionsstörungen. [1]

Dies deutet darauf hin, dass Erektionsprobleme mit 30 durchaus eine Realität sind, und dass dies ein Problem ist, dessen sich auch junge Männer bewusst sein sollten.

Wann werden Männer impotent?

Männer können in jedem Alter impotent werden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, an einer erektilen Dysfunktion zu erkranken, mit dem Alter steigt und bei älteren Männern am höchsten ist, sind Männer mit 20 nicht vor Potenzproblemen gefeit. Umso größer ist allerdings die Gefahr, dass Männer, die bereits sehr jung Erektionsstörungen erleben, im weiteren Verlauf ihres Lebens weiterhin unbefriedigende sexuelle Erfahrungen machen. Besonders bei jungen Männern, die mit unter 40 Jahren bereits Erektionsstörungen erleben, ist also eine frühestmögliche Behandlung von außerordentlicher Bedeutung.

Jeder vierte ED-Patient ist unter vierzig. Diese Zahl zeigt noch einmal eindrucksvoll, dass Erektionsstörungen kein Problem sind, das nur die älteren Generationen betrifft. Die Gründe für die Erektionsstörungen können allerdings stark abhängig von dem Alter variieren. Die Ursachen von Erektionsstörungen bei jungen Männern sind häufig vor allem psychischer Natur. Während ältere Männer öfter eine Reihe von komorbiden Erkrankungen aufweisen (Diabetes Mellitus, Durchblutungsstörungen, etc.) überwiegen bei jungen Männern ungesunde Gewohnheiten wie das Rauchen oder der Konsum illegaler Drogen. [2]

Erektionsprobleme bei jungen Männern (© nd3000 / stock.adobe.com)
Erektionsprobleme bei jungen Männern (© nd3000 / stock.adobe.com)

Gründe für Erektionsprobleme bei jungen Männern

Verschiedene Faktoren können zu erektiler Dysfunktion bei jungen Männern beitragen. Diese lassen sich grob in physische, psychologische und Lifestyle-Faktoren einteilen.

Körperliche Faktoren: Bestimmte Erkrankungen können zu ED führen, z. B. Diabetes, Bluthochdruck und hormonelles Ungleichgewicht. Außerdem können Verletzungen im Beckenbereich oder im Rückenmark die für die Erektion zuständigen Nerven beeinträchtigen.

Psychologische Faktoren: Psychische Probleme wie Depressionen, Ängste und Stress können die Fähigkeit eines Mannes, eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten, erheblich beeinträchtigen. Auch Beziehungsprobleme und Leistungsangst können zu ED bei jungen Männern beitragen. Siehe auch: Psychisch bedingte Erektionsprobleme.

Lebensstil-Faktoren: Ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Drogenkonsum können zu ED führen. Übergewicht und Bewegungsmangel können sich ebenfalls negativ auf die Erektionsfähigkeit auswirken.

Angst und Druck als Ursache für Erektionsstörungen

Psychische Ursachen spielen bei Impotenz in jungen Jahren die größte Rolle. Das bedeutet aber auch, dass sie schwer über einen Kamm zu scheren und zu verallgemeinern sind, denn jedes Erleben ist individuell. Angst, Druck und Stress sind häufige Auslöser, die sich zwar bei jedem jungen Mann individuell darstellen und anfühlen, aber generell häufige Auslöser für Erektionsstörungen sein können.

In Verbindung mit einem unrealistischen Bild von Männlichkeit, einem Mann, der immer zum Sex bereit ist, dessen Penis meist mit dem Zollstock gemessen werden muss und dem Dutzende von Frauen gleichzeitig zu Füßen liegen, bauen sich natürlich extreme und äußerst unrealistische Erwartungen an sich selbst auf.

Viele Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren stellen diese oder ähnliche Erwartungen an sich selbst und noch schlimmer, sie gehen davon aus, dass ihre Partner:innen dieselben Erwartungen an sie haben. Erwartungen bergen immer die Gefahr, enttäuscht zu werden. So entsteht Angst. Angst zu versagen, die Druck erzeugt. Unter diesem Druck können junge Männer Sex überhaupt nicht genießen und haben ihn unter Umständen gar nicht erst, wenn sie schon mit 20 psychische Erektionsstörungen entwickeln.

Aber nicht nur ein unrealistisches Männlichkeitsbild erzeugt Drucksituationen. Auch neue Beziehungen, Beziehungen mit älteren oder sexuell erfahreneren Partner:innen und Streit in der Beziehung bauen Druck auf.

Wie junge Männer seelische Potenzprobleme entwickeln:

  • Falsche Vorstellungen von Männlichkeit führen zu hohen Erwartungen -> Enttäuschungen sind vorprogrammiert -> Versagensängste entstehen -> Sex wird unerreichbar oder gar unerfüllbar.
  • Übertriebene Erwartungen können durch Unterschiede im Alter oder Erfahrungsniveau zwischen den Partner:innen ausgelöst werden.
  • Ängste können auch durch Beziehungskonflikte ausgelöst werden (z.B. Angst vor Trennung o.ä.).

Einfluss der psychischen Gesundheit auf die Potenz junger Männer

Die psychische Gesundheit spielt eine entscheidende Rolle für die Erektionsfähigkeit junger Männer. Im Gegensatz zu älteren Männern, bei denen körperliche Beschwerden die häufigste Ursache für Potenzprobleme sind, sind diese bei jungen Männern eher psychischer Natur. Tatsächlich besteht ein bidirektionaler Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und der Erektionsfähigkeit junger Männer, wobei Depressionen und Angststörungen häufig die Hauptursachen darstellen.

Studien aus Italien und anderen Ländern zeigen, dass bei jungen Männern mit erektiler Dysfunktion die psychische Gesundheit eine wichtige Rolle spielt und dass bei Männern mit psychischen Problemen die erektile Dysfunktion oft Teil des Problems ist. Dies unterstreicht die Bedeutung der Behandlung beider Aspekte bei betroffenen jungen Männern. [3, 4]

Behandlung von Erektionsproblemen bei jungen Männern

Erektionsstörungen in jungen Jahren lassen sich meist durch psychologische Ansätze behandeln. Offenheit ist oft der Schlüssel:

  • Probleme mit dem Partner besprechen
  • Mit Freunden darüber reden
  • Bei Bedarf professionelle Hilfe suchen

Alkoholverzicht, ausgewogene Ernährung und regelmässig Sport, einschließlich Beckenbodentraining, können ebenfalls helfen. Bestimmte Nahrungsmittel, wie Yohimbin, Ginseng, L-Arginin und Austern, werden als natürliche Potenzmittel diskutiert, obwohl wissenschaftliche Belege dafür fehlen.

Zusammenfassend sind Erektionsstörungen bei jungen Männern keine Seltenheit, aber sie sind behandelbar. Die Hauptursachen sind oft psychischer Natur, wie unrealistische Erwartungen, Beziehungsprobleme oder psychische Erkrankungen. Eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie wird zur Behandlung empfohlen.

Quellen

[1] Current medical research and opinion, Rosen RC et al., Mai 2004, “Men’s Attitudes to Life Events and Sexuality (MALES) Study. The multinational Men’s Attitudes to Life Events and Sexuality (MALES) study: I. Prevalence of erectile dysfunction and related health concerns in the general population”; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15171225/

[2] Journal of Sexual Medicine, Paolo Capogrosso et al., 07.05.2013, „One patient out of four with newly diagnosed erectile dysfunction is a young man–worrisome picture from the everyday clinical practice“; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23651423/  

[3] European Urology Focus, Edoardo Pozzi et al., 15.01.2020, „Clinical Profile of Young Patients with Erectile Dysfunction: Preliminary Findings of a Real-life Cross-sectional Study“; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30316826/  

[4] The journal of Urology, Rahman Shiri et al., 2007, „Bidirectional relationship between depression and erectile dysfunction“; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17222655/ 

[5] Bundesamt für Statistik, Alkohol; https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/determinanten/alkohol.html 

[6] NDR, 11.03.2021, „Regelmäßiger Sport steigert die Potenz“; https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Bewegungstherapie-bei-erektiler-Dysfunktion,potenz142.html 

[7] NDR, 06.06.2022, „Wie lassen sich Erektionsstörungen behandeln?“;  https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Erektionsstoerungen-erkennen-und-behandeln,potenz102.html 

[8] Klartext Nahrungsergänzung, 16.02.2022; „Schadstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln“; https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/schadstoffe-in-nahrungsergaenzungsmitteln-13360