Reaktive Depression – Was ist das? Wie behandeln?

Reaktive Depression Symptome und Definition nach ICD 10 | Reaktive depressive Episode - Behandlung / Therapie (© Doreen Salcher / Fotolia)
Reaktive Depression Symptome und Definition nach ICD 10 | Reaktive depressive Episode - Behandlung / Therapie (© Doreen Salcher / Fotolia)

Reaktive Depressionen – Definition des Krankheitsbilds

Eine reaktive Depression (auch depressive Reaktion oder reaktive depressive Verstimmung bzw. Anpassungsstörung genannt) ist der Definition nach ein depressiver Zustand, der durch ein bestimmtes äußerliches Ereignis ausgelöst wird.

Welche Ereignisse die Ursachen sind, ist individuell sehr verschieden, häufig sind es plötzlich auftretende Schicksalsschläge in der Familie oder im Job, die für den Betroffenen große Bedeutung haben. Eine reaktive D. tritt immer dann auf, wenn die normale Trauerphase nach einem schlimmen Erlebnis nicht überwunden werden kann. Sie dauert der Definiton nach zwischen einigen wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen oder sogar Monaten.

Symptome und Diagnosekriterien nach ICD 10

Die ersten Symptome der reaktiven Depression zeigen sich in der Regel innerhalb des ersten Monats nach Durchleben des belastenden Ereignisses. Nach den ICD 10 Kriterien sind reaktive Depressionen auf eine Dauer von höchstens 6 Monate begrenzt, weswegen man auch von einer reaktiven depressiven Verstimmung spricht. (Bei der ICD – International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems – handelt es sich um das meistgebräuchliche Werk zur Beschreibung von Krankheiten und deren Symptomen, das von Ärzten zur Definition und Diagnose gesundheitlicher Probleme genutzt wird.)

Symptome

Die klassischen Symptome für eine reaktive depressive Verstimmung sind der Definition nach (vgl. depressive Verstimmungen):

  • depressive Stimmung
  • Angst
  • Besorgnis mit der gegenwärtigen Situation nicht zurechtzukommen
  • Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Anforderungen des Alltags

Die meisten Betroffenen fühlen sich nicht wirklich krank, aber sie fühlen sich verzweifelt und von ihrem Unglück erdrückt. Nachdem viele unmittelbar nach Durchleben des belastenden Ereignisses wie erstarrt sind, beginnt nach einigen Tagen das Gefühl der Niedergeschlagenheit und der Hilflosigkeit. Die Betroffenen verlieren jegliches Interesse an sich und ihrer Umwelt und entwickeln Psychosen (siehe: Was ist eine Psychose?).

Häufig gehen mit der reaktiven Depression auch Organbeschwerden einher und es zeigen sich körperliche Symptome wie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Herzprobleme und Ähnliches. Begleitend kann auch ein Burnout Syndrom hinzukommen (vgl. Angst + Burnout). Wenn man nicht ganz sicher ist, ob man selbst noch unter normaler Traurigkeit leidet oder schon erste Symptome zeigt, kann ein Depression Test als erste Maßnahme Klarheit und Hilfe bringen. Einen solchen Test findet man etwa hier therapie.de/psyche/info/test/depressionen/depression-test/.

Reaktive Depression ICD 10 | Definition und Symptome (reaktive Depressionen, reaktive depressive Verstimmung) - Screenshot http://www.icd-code.de/icd/code/F32.2.html am 28.06.2017)
Reaktive Depression ICD 10 | Definition und Symptome – Screenshot http://www.icd-code.de/icd/code/F32.2.html am 28.06.2017)

Therapie / Behandlung

Erster Ansatzpunkt der Therapie einer reaktiven Depression muss die Bewältigung des belastenden Ereignisses und dessen Ursachen, oder sofern dieses noch andauert, seine Lösung sein, um sie erfolgreich behandeln zu können. Dazu setzen Therapeuten vor allem auf ausführliche Gespräche und Hilfe zur Selbsthilfe.

Bei besonders schwerem Verlauf und längerer Dauer der Krankheit wird auf eine kurzfristige medikamentöse Behandlung durchgeführt (siehe auch: medikamentöse Behandlung von Angststörungen), vor allem mit Benzodiazepin-Tranquilizer in niedrigster Dosierung.

Ergänzend kann bei anderen organischen Reaktionen auch die Verabreichung von Schlafmitteln (siehe auch: starke Schlafmittel) oder anderen Medikamenten hilfreich sein.

In diesen schwereren Fällen kann auch eine längere Krankschreibung notwendig sein. Allerdings stellt das eine enorme Herausforderung für behandelnde Ärzte dar, denn sie müssen schlechte Laune und Lethargie von echter Depression abgrenzen und eine gerechtfertigte Krankschreibung durchführen. Auch sollte nicht in jedem Fall vorschnell zu Antidepressiva gegriffen werden, denn auch diese haben ihre Nebenwirkungen (siehe Antidepressiva Nebenwirkungen).

Reaktive depressive Verstimmung behandeln – was hilft noch?

Ein wichtiger Teil der Therapie ist auch körperliche Aktivität. Vor allem der Aufenthalt in der freien Natur und bei Sonnenlicht hilft durch die dadurch verursachte Ausschüttung von Serotonin, die Stimmung des Betroffenen deutlich aufzuhellen (siehe Serotonin Wirkung) und die reaktive depressive Verstimmung zu vertreiben. Dies gilt nicht nur für reaktive Depressionen, sondern generell für alle Arten depressiver Episoden und Verstimmungen (vgl. Depression Arten). Zumindest ein Teil der Symptome laut ICD 10 Diagnosekriterien-Katalog lässt sich damit schon ohne medikamentöse Behandlung lindern.

Wenn sich der Krankheitsverlauf durch diese Behandlung deutlich gebessert hat, ist es wichtig, dass der Betroffene vorbeugende Maßnahmen ergreift, um zukünftig besser mit Stress und Problemen zurecht zu kommen und einem Burnout vorzubeugen. Helfen kann dabei Autogenes Training oder Yoga und das Erlernen von Methoden, um Konflikte offensiv anzugehen und zu lösen.

Auch die Erfahrungen von anderen Betroffen können hilfreich sein (https://www.youtube.com/watch?v=U7UwPbGHsoU). Der Verlauf der Krankheit ist in den meisten Fällen positiv und Heilung daher in den meisten Fällen möglich.

Quellen und weiterführende Ressourcen:

  • psychosoziale-gesundheit.net/seele/schicksalsschlag.html
  • info-depressionen.de/depressionsarten/Reaktive-Depression.htm
  • depressionsymptome.net/reaktive-depression-symptome/
  • hilfe-gegen-depressionen.de/arten-depressionen/reaktive-depression-depressive-reaktion-belastungsdepression.php
  • krankschreibung.net/krankschreibung-bei-depression-was-tun
  • btonline.de/krankheiten/­depressionen/­depressionen03.html

Zum Weiterlesen auf dieser Website:

ANG2SPY-4676735 // 28.06.2017 / 29.05.2021