Pulsadern aufschneiden

Pulsadern aufschneiden | Selbstmordversuch als Hilferuf psychisch Erkrankter

Ein Selbstmord im näheren Umkreis ist für jeden Menschen ein erschütterndes Erlebnis. Das gilt insbesondere, wenn ein naher Verwandter oder ein Freund sich das Leben nimmt. Vor allem für Kinder und Jugendliche ist das ein traumatisches Erlebnis, das sie ohne zeitnahe professionelle Hilfe kaum bewältigen können.

Oftmals kommt die Selbsttötung für die nahestehenden Menschen wie aus heiterem Himmel. Tatsächlich aber gab es meist warnende Anzeichen, die alle hätten beachten müssen. Wir rühren hier an ein gesellschaftliches Tabu, denn über Probleme dieser Art sprechen die wenigsten Menschen. Das betrifft sowohl das soziale Umfeld wie die Betroffenen selbst. Obwohl es viele Fragen und Antworten dazu gibt.

Pulsadern aufschneiden – oft ein Warnsignal

Wenn sich Menschen die Pulsadern aufschneiden, tun sie dies oft aus Verzweiflung, in einer Depression oder zur Bestrafung anderer. Wenn die Pulsadern mit einem Querschnitt eröffnet werden, besteht die Hoffnung, dass der Betroffene rechtzeitig gefunden wird. Bei einem Längsschnitt oder diversen Verletzungen der Schlagader durch eine zerbrochene Glasflasche ist die Chance auf ein Überleben wesentlich geringer. Wer sich so ums Leben bringt, der will dem Leben tatsächlich ein Ende setzen.

Ganz offensichtlich haben solche Menschen keinen anderen Weg mehr gesehen, um aus ihren erdrückenden Problemen herauszufinden. Tatsächlich gibt es aber immer Lösungswege, die gemeinsam mit anderen begangen werden können. Diese Lösungen kosten die Betroffenen aber ihr cooles Image, oder sie werden nicht als probate Lösungen angesehen. Oftmals haben die Menschen auch nach jahrelangem Kampf gegen Suizidgedanken keine Kraft mehr, einen neuen Weg einzuschlagen. Manchmal möchten sie ihre Mitwelt bestrafen.


Suizidgedanken / Selbstmordgedanken – was tun?


Wenn Jugendliche oder Erwachsene nach Begriffen wie „Pulsadern aufschneiden“ oder „Selbstmord“ googeln, oder kryptische Andeutungen in einem sozialen Netzwerk machen, werden sie oft nicht ernst genommen. Dabei gibt es meist Anzeichen, die eine Warnung an das Umfeld sein könnten. Die Gefährdeten kapseln sich zunehmend ab. Sie vertrauen sich niemandem mehr an. Tagsüber funktionieren sie, während sie in dunklen und einsamen Stunden Selbstmordpläne verfolgen. Man mag es als „Gesunder“ nicht glauben, aber Suchmaschinen werden regelmäßig mit Recherchen nach „Pulsadern aufschneiden wie richtig?“, „Pulsadern aufschneiden welches Messer“, „Aufschneiden der Pulsadern Längsschnitt oder Querschnitt“, „Anleitung“, „Dauer“ etc. bedient.

Pulsadern aufschneiden und Ritzen - Selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordversuch als Hilferuf (© TwilightArtPictures / stock.adobe.com)
Pulsadern aufschneiden und Ritzen – Selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordversuch als Hilferuf (© TwilightArtPictures / stock.adobe.com)

Manchmal kommt es im Vorfeld eines Selbstmordversuchs zu Alkoholproblemen (vgl. Alkohol & Depression), Aggressionen oder selbstverletzendem Verhalten. Die Selbstmordabsicht muss unbedingt ernst genommen werden. Es ist oft nur eine Frage der Zeit, bis der erste Selbstmordversuch erfolgt. Je nachdem, wie konsequent dieser umgesetzt wird, gibt es eine zweite Chance – oder auch nicht.

Verwandte, Freunde oder die Betroffenen selbst können sich an die Telefonseelsorge, einen Therapeuten (siehe Therapeuten Arten) oder einen anderen Menschen wenden, dem sie vertrauen. Gegebenenfalls sollte der psychiatrische Notdienst kontaktiert oder ein Notarzt gerufen werden. Dieser kann für eine Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus sorgen (vgl. Psychiatrie Einweisung). Wegsehen ist jedenfalls keine Option. In den meisten Fällen kann dem Verzweifelten geholfen werden. Er muss dazu jedoch auch bereit sein.


Einweisung in die Psychiatrie?


Mit Suizidgefährdeten zu reden, nützt oft gar nichts, weil es nicht an die Ursachen des Selbsttötungswunsches gerät. Oftmals gelingt es den Selbstmordgefährdeten, anderen etwas über ihre Absichten vorzumachen. Wollen sie diese Absicht mit finalem Ergebnis umsetzen, tun sie dies oft auch – und zwar ohne jede Vorwarnung. Gescheiterte Selbsttötungsversuche führen oft zu erneuten Versuchen. Schon deswegen ist professionelle Hilfe unerlässlich.

Wann kommt es zu selbstverletzendem Verhalten?

Auch das sogenannten „Ritzen“ kann eine Warnung vor latenten Selbsttötungs-Absichten sein. Wenn Menschen sich selbst nicht mehr fühlen, schneiden sie sich oft ins eigene Fleisch. Das Ritzen stellt durch den damit verbundenen Schmerz und den Blutfluss offensichtlich eine Entlastung dar. Manche Menschen ritzen sich nur oberflächlich, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Bei anderen sind die Schnitte so tief, dass sie genäht werden müssen. Viele Menschen, die sich auf diese Weise selbst verletzen, weisen unzählige tiefe Narben an den Armen auf. Im Grunde dürfte man das nicht mehr als „Ritzen“ bezeichnen, sondern muss einen verkappten Selbstmordversuch durch die absichtsvolle Eröffnung der Pulsadern darin sehen.

Zu selbstverletzendem Verhalten kommt es aufgrund von

Menschen, die sich nicht mehr zu helfen wissen, zerstören sich zumindest partiell. Sie versuchen möglicherweise, den Narben auf ihrer Seele auch körperlich Ausdruck zu verleihen. Das selbstverletzende Verhalten ist immer Ausdruck einer psychischen Krise. Es kann viele Formen annehmen – zum Beispiel

  • sich mit Messern oder Rasierklingen Schnitte beizubringen
  • sich Haare büschelweise auszureißen
  • die Fingernägel bis zum Stumpf abzuknabbern
  • oder glimmende Zigaretten auf der Haut auszudrücken

Aber: Nur zehn Prozent aller Menschen, die selbstverletzendes Verhalten aufweisen, begehen später tatsächlich Suizid. Psychologen sehen im selbstverletzenden Verhalten eine Möglichkeit, suizidalen Gedanken aus dem Weg zu gehen und eine kleinere, weniger endgültige Lösung für die Probleme zu suchen. Daraus kann jeder schließen, dass diese Menschen eigentlich leben möchten. Sie wissen aber nicht, wie sie mit ihren Problemen umgehen können. Ohne fachkundige Hilfe und Zuwendung wird es meist keinen Weg aus diesem Dilemma geben (psychoanalytische Therapie, Verhaltenstherapie, Gesprächstherapien). Menschen, die ihr selbstverletzendes Verhalten als Mittel künstlerischen Ausdrucks verstehen, sind womöglich ebenfalls seelisch krank.


Fachbücher für Therapeuten

Buch: "Suizid. Therapeutische Interventionen bei Selbsttötungsabsichten" (Amazon)
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Buch: "Der Suizid: Ursachen, Warnsignale, Prävention" von Thomas Bronisch | Beschreibung: "Bis zum heutigen Tag ist der Suizid ein Tabu geblieben. Zum Beispiel ist wenig bekannt, dass in der Bundesrepublik schon seit Jahren die Zahl der Suizidtoten die der Verkehrstoten fast um das Doppelte übersteigt. Dieses Buch gibt einen Überblick über die Hintergründe von Suizid und Suizidversuch, und es informiert über Erscheinungsformen, Ursachen, Warnsignale, Prävention und Therapie. Die 6. Auflage enthält erstmals ein Kapitel über Suizid und Sterbehilfe. Veränderungen im Bereich der Prävention führten zu einer vollständigen Umarbeitung dieses Kapitels und zu einer Ergänzung durch "Postvention", der Nachsorge von Betroffenen von Suizidopfern." (Amazon)
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Wie können Angehörige und Freunde helfen?

Das Umfeld sollte erkennen, dass selbstverletzendes Verhalten auf ernsthafte seelische Probleme hinweist. Es muss den Betroffenen professionelle Hilfestellungen anbieten. Bei einem Selbstmordversuch oder tiefen Schnitten und Wunden durch Selbstverletzungen muss umgehend der Notarzt verständigt werden. Oftmals verstecken aber die Betroffenen ihre Wunden vor den Blicken anderer. Daher ist bei einem Verdacht auf seelische Konflikte und Probleme besondere Aufmerksamkeit erforderlich.

Selbstverletzungen weisen auf ein verringertes Selbstwertgefühl, Depressivität oder Melancholie, emotionale Labilität und eine Unfähigkeit hin, die eigenen Gefühle anders auszudrücken. Das Ritzen dient der Druckentlastung. Es schafft für kurze Zeit eine gewisse Erleichterung von den erlebten Seelenqualen. Um damit richtig umzugehen, empfehlen sich Gespräche mit Therapeuten und das Lesen diverser Artikel, die hilfreiche Tipps beinhalten.

Helfen können auch psychiatrische Notfallambulanzen, der Gemeindeseelsorger oder Kriseninterventionsteams. Rund um die Uhr sind die psychiatrischen Dienste in den Krankenhäusern ansprechbar. Adressenlisten erhalten besorgte Bezugspersonen bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Auch die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar und kann weitere Tipps geben. Medikamentöse Ersthilfe und eine Überweisung bzw. Einweisung in eine psychiatrische Klinik kann gegebenenfalls der Hausarzt besorgen.


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