Stimmungsschwankung | Extreme Stimmungsschwankungen verstehen und damit umgehen (© Oliver Böhmer / Fotolia)

(Extreme) Stimmungsschwankungen verstehen und damit umgehen

Stimmungsschwankungen kennt jeder – sie gehören zu dem komplexen Wesen Mensch mit all seinen Gefühlen und Gedanken im Alltag dazu. Die vermutlich am ehesten bekannten und als noch „normal“ empfundenen Gründe für extreme Stimmungsschwankungen, die man wohl auch eher dem weiblichen Geschlecht zuordnet, sind hormoneller Natur. Für Menstruation, Schwangerschaft und Wechseljahre finden sich tatsächlich sehr ähnliche Symptome.

Eine weitere hormonelle Ursache für häufige Stimmungswechsel lässt sich in Erkrankungen der Schilddrüse finden, die für die Bildung von Hormonen zuständig ist, die stark am Energiestoffwechsel beteiligt sind. Auch ein Mangel an unterschiedlichsten Nährstoffen führt ebenfalls zu schlechter Stimmung durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Unwohlsein. Letztlich können extreme Stimmungsschwankungen aber auch im Kontext therapiebedürftiger psychischer Erkrankungen / Störungen stehen.

Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen.

Stimmungsschwankung in der Zeit der Menstruation, Wechseljahre, Schwangerschaft

Alle 28 Tage wieder: Depressive Verstimmungen und Stimmungsschwankungen treten in der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung in Erscheinung. Üblicherweise setzen die Beschwerden etwa 7–10 Tage vor Beginn der Periode ein. Am häufigsten zu beobachten sind:

  • Ein mieses Selbstwertgefühl
  • Tränenausbrüche
  • Gereiztheit bis hin zu aggressiver und angriffslustiger Stimmung

Mit Menstruationsbeginn hellt sich die Stimmung dann oft schnell wieder auf.

Die Symptome sind bei jeder Frau unterschiedlich stark ausgeprägt und ihre Ursachen sehr wahrscheinlich im Hormonhaushalt zu finden. Das Hormon Progesteron wirkt, wenn der Mechanismus der Verstoffwechselung funktioniert, beruhigend auf den Organismus und verstärkt das Geborgenheitsgefühl, was Stimmungsschwankungen abflauen lässt. Da dies aber oft nicht der Fall ist, leiden so häufig Frauen an erhöhter Stimmungsschwankung. Hinzu kommen die ausgeprägten Schwankungen im Spiegel des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen, das grundsätzlich stimulierend auf die Stimmung wirkt. Es gilt auch als Hauptverursacher der wechselnden Gemütslage in den Wechseljahren. Denn in dieser Lebensphase ist die Ursache für die schlechte Stimmung bis hin zu ernsthaften Depressionen (vgl. Anzeichen Depression) in der Regel der kontinuierlich sinkende Östrogenspiegel.

Aber auch andere Hormone sind von der Umstellung des weiblichen Körpers in den Wechseljahren betroffen. Insbesondere das Serotonin, umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet, kann durch diese Umstellung teilweise nur noch eine verminderte Wirkung entfalten (siehe auch Serotonin Wirkung).

Stimmungsschwankungen: Stimmungsschwankung vom Hoch (manisch) ins Tief (depressiv) (© DDRockstar / Fotolia)
Stimmungsschwankungen: Stimmungsschwankung vom Hoch (manisch) ins Tief (depressiv) (© DDRockstar / Fotolia)

Angesichts dieser Fakten verwundert es nicht, dass auch die Pille auf die Stimmung schlagen in Einzelfällen auch extreme Stimmungsschwankungen verursachen kann: Die meisten Pillen-Präparate wirken mit einer Kombination aus den Hormonen Östrogen und Gestagen, die den Eisprung unterdrückt und somit gravierend in den Hormonhaushalt einer Frau eingreifen. Die Folge sind Stimmungstiefs und häufig sexuelle Unlust. Andererseits kann die Einnahme der Pille die Menstruationsbeschwerden als solche, wie z. B. Regelschmerzen und unreine Haut, reduzieren oder bei sehr genauer, individueller Anpassung durch den Gynäkologen sogar stimmungsstabilisierend wirken.

Nicht zuletzt bringt auch eine Schwangerschaft – besonders im ersten Drittel, der sogenannten Frühschwangerschaft – durch die hormonelle Umstellung wechselnde Gemütslagen mit sich. Im letzten Drittel kann die Psyche dann wiederum durch Erschöpfung, Ungeduld und auch diverse Sorgen und Ängste erneut belastet sein.

Quellen:

  • gynolog.de/periode/pms/pms-symptome/pms-depressionen/
  • swissmom.ch/schwangerschaft/medizinisches/beschwerden/stimmungsschwankungen/

Die Pubertät – Zeit der Entwicklung, Veränderung und Stimmungsschwankung

Anders als lange angenommen, sind hormonelle Veränderungen nach neuesten Erkenntnissen nicht hauptsächlich für wechselnde Stimmungslagen während der Pubertät verantwortlich. Am ehesten ist es wohl der extreme Aus- und Umbau des Gehirns, der Jugendliche oft nicht wissen lässt, was sie tun und fühlen. Hinzu kommen starke äußerliche Veränderungen des eigenen Körpers, die das Erwachsenwerden mit sich bringt und den Teenager verwirren (vgl. stern.de/gesundheit/pubertaet-denn-sie-wissen-wirklich-nicht–was-sie-tun-3559952.html)

Was kann jeder tun, um wiederkehrende Stimmungswechsel zu bekämpfen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Symptomen von Stimmungsschwankungen vorzubeugen oder, einmal aufgetreten, zu behandeln. Egal ob durch Periode, Frühschwangerschaft oder Spätschwangerschaft, Wechseljahre oder Pubertät oder Erkrankungen der Schilddrüse ausgelöst, folgende Tipps sind immer empfehlenswert:

  1. Sich Zeit für sich selbst zu nehmen,
  2. Entspannungstechniken erlernen (siehe Entspannungsverfahren)
  3. Gesunde Ernährung,
  4. auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten,
  5. auf Alkohol und Nikotin verzichten
  6. Bewegung (Bewegung erhöht den Testosteronspiegel und der weibliche Körper ist in der Lage, aus Testosteron Östrogen herzustellen), vorzugsweise an der frischen Luft
  7. Ausreichend Tageslicht, das der Körper braucht, um Vitamin D herzustellen, das das Immunsystem und damit das Wohlbefinden stärkt (siehe Vitamin D Mangel)
  8. Soziale Kontakte zulassen und pflegen, über Sorgen und Probleme sprechen und nicht „in sich hinein fressen″
  9. für ausreichend Schlaf sorgen
  10. Nur in extremen Fällen Psychopharmaka einnehmen, besondere Vorsicht gilt in der Schwangerschaft
  11. Homöopathie / Pflanzenheilkunde

Quellen:

  • femna.eu/de/stimmungsschwankungen-in-den-wechseljahren/
  • medizinpopulaer.at/archiv/medizin-vorsorge/details/article/wenn-hormone-stimmung-machen.html
Häufige Stimmungswechsel? - Die Ursachen bzw. Gründe liegen oft im Hormonhaushalt... (© Tatiana / Fotolia)
Häufige Stimmungswechsel? – Die Ursachen bzw. Gründe liegen oft im Hormonhaushalt… (© Tatiana / Fotolia)

Psychische und/oder psychiatrische Erkrankungen als Ursache für Stimmungsschwankungen

Doch nicht immer liegen die Gründe für Stimmungschwankungen relativ eindeutig auf der Hand und auch nicht immer ist es bei ersten Anzeichen so einfach, zu entscheiden, ob es sich nur um Launen handelt, die wie z. B. bei pubertierenden Jugendlichen von allein vergehen werden, ob es sich um körperliche Ursachen wie hormonell bedingte Krankheiten oder vielleicht sogar um eine psychische oder psychiatrische Erkrankung handelt, für die dann auch eine entsprechende Behandlung, z. B. eine Therapie (Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Gesprächstherapien) mit oder ohne Unterstützung durch Medikamenten (Psychopharmakotherapie) indiziert ist.

Krankheiten wie Depressionen, Suchterkrankungen, bipolare Störungen, Psychosen oder Persönlichkeitsstörungen, bei denen in Bezug auf stark schwankende Stimmungslagen besonders Borderline zu nennen ist, können bei allen Menschen auftreten, egal ob bei Mann oder Frau und sogar bei Kindern. Die Betroffenen schwanken dann zwischen „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“ und ihr Alltag ist durch ihre scheinbar unkontrolliert wechselnden Gemütslagen stark beeinträchtigt.

An Depressionen oder Borderline, auch als emotional instabile Persönlichkeitsstörung beschrieben, leiden interessanterweise überwiegend Frauen, bei der bipolaren Störung beginnt die Erkrankung beim Mann eher mit manischen Episoden und bei Frauen eher mit depressiven Episoden. Bei Suchterkrankungen lässt sich aufgrund der Vielzahl an Sucht auslösenden Ursachen, Mitteln und Verhaltensweisen keine eindeutige Tendenz erkennen.

Doch auch bei Kindern stecken hinter, als „normale″ Launen verharmlosten Stimmungswechseln nicht selten psychische oder psychiatrische Erkrankungen. Eltern sollten sich in keinem Fall scheuen, sich Hilfe bei Fachleuten zu suchen, denn umso eher sie erkannt und einer Behandlung unterzogen werden, desto höher ist die Chance auf Heilung. Unbehandelt enden diese Krankheiten oft schon im Jugendalter in Drogenkonsum und Selbstmordversuchen.

Extreme Stimmungsschwankungen – Hilfe für psychisch Kranke

In jedem Fall besteht brauchen Menschen mit Krankheiten dieser Art professionelle Hilfe, denn Homöopathie oder Bewegung an der frischen Luft werden allein nicht mehr ausreichen, um biochemische Störungen des Gehirns oder rudimentäre Fehlentwicklungen der Psyche und Persönlichkeit eines Menschen zu behandeln. Den Erkrankten empfiehlt sich dringend eine Therapie, die evtl. mit der Einnahme von Medikamenten, die den Gehirnstoffwechsel beeinflussen und damit stimmungsaufhellend und -stabilisierend wirken, unterstützt wird.

Die Betroffenen müssen im Laufe der therapeutischen Behandlung lernen, neue Verhaltensmuster zu entwickeln, um ihre Gefühle besser kontrollieren zu können. Möglicherweise zugrunde liegende psychische Traumata (vgl. posttraumatische Störungen) oder Fehlentwicklungen der Persönlichkeit müssen erkannt und überwunden werden.

Menschen mit schweren psychiatrischen Erkrankungen lernen, auch Anzeichen für erneute Schübe einer psychotischen oder manisch/depressiven Phase zu erkennen (siehe manisch depressiv Test), um entsprechend handeln zu können. Angehörige sollten in einem gewissen Maß mit einbezogen werden, wichtig ist in jedem Fall ausreichende Aufklärung, damit sie die Symptome ernst nehmen und nötiges Verständnis aufbringen können.

Die o.g. Tipps, wie man die Stimmungsschwankung eigenständig bekämpfen oder zumindest reduzieren kann, sind hier als Unterstützung einer Therapie und zur Erschaffung einer mental stärkeren Grundlage absolut ratsam. Denn psychische Gesundheit und Ausgeglichenheit setzt immer auch körperliche Gesundheit und physisches Wohlbefinden voraus.

Quellen:

  • grenzwandler.org/borderline-unterschied-mannlich-weiblich/
  • blaek.de/presse/aerzteblatt/2008/BAB_0608_403_404.pdf
  • faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/stimmungsschwankungen-eine-kindheit-voller-selbstzweifel-1611193.html

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