Bin ich depressiv | Test Symptome und Therapie depressiver Störungen (© Black Brush / stock.adobe.com)

Depressiv | Bin ich depressiv? Was sind Symptome?

Gibt es (Vorab-)Tests für Laien abseits der ärztlichen ICD-10-Diagnose?

Depressionen können sehr viele Gesichter haben und außerdem haben sie eine weite Verbreitung. Wie bei sehr vielen psychischen Erkrankungen besteht das Krankheitsbild aus einer Reihe von extremen Ausprägungen verschiedener normaler Gefühle oder Verhaltensweisen. Deswegen kann die Frage „Bin ich depressiv?“ für einen selbst mitunter schwer zu beantworten sein.

Eine Depression bedeutet im Wesentlichen Trauer, Niedergeschlagenheit und eine schlechte Grundstimmung, meist mit Antriebslosigkeit verbunden. Das alles sind bis zu einem gewissen Punkt völlig normale menschliche Empfindungen. Sie können bei bestimmten Auslösern verstärkt auftreten oder auch scheinbar grundlos vorkommen. Es ist völlig normal, dass die Stimmung eines Menschen auch mal schlecht ist. Kurze und leichte Phasen an Traurigkeit gehören zu der ganz normalen Vielfalt an menschlichem Gefühlsleben.

Depressionen gehen über diesen gewöhnlichen Rahmen hinaus. Ob jemand depressiv ist, entscheidet sich meist an der Intensität der depressiv Symptome im Kombination mit ihrer Dauer. Ganz grob gesagt bedeutet eine depressive Störung, dass der normale Wechsel von positiver und negativer Stimmung ausbleibt und stattdessen die negative zur Normalität wird. Daneben gibt es jedoch eine ganze Reihe von weiteren Formen der Depression, die auch mitunter schwieriger auszumachen sind.

Die Symptome – bin ich depressiv?

Die drei Hauptsymptome nach ICD-10 für eine Depression sind die

  • gedrückte Stimmung,
  • der Verlust von Interesse und Freude sowie
  • der Antriebsmangel.

Daneben gibt es noch gut sieben Zusatzsymptome, von denen einige auftreten können, aber nicht müssen:

Einige dieser Zusatzsymptome, wie etwa die Suizidalität sprechen bereits eine sehr deutliche Sprache, während andere, etwa die Schlafstörung oder die Konzentrationsschwierigkeit vieles bedeuten können. Und zwar auch in Kombination. Dazu können unterschiedliche Formen der Psychosomatik kommen. Deswegen ist es wichtig, vor allem die drei Hauptsymptome einer Depression im Auge zu behalten.

depressiv Test - Abfrage der Symptome und Kriterien nach ICD 10 bzw. DSM-Kriterienkatalog für psychische Erkrankungen (© Chinnapong - stock.adobe.com)
depressiv Test – Abfrage der Symptome und Kriterien nach ICD 10 bzw. DSM-Kriterienkatalog für psychische Erkrankungen (© Chinnapong – stock.adobe.com)

Die gedrückte Stimmung

Das erste Hauptsymptom kann auch als depressive, gedrückte Stimmung bezeichnet werden und drückt dabei bereits den Kern der Erkrankung aus. Es wird auch als Einengung der Gemütslage beschrieben und meint damit, dass die eigene Grundstimmung sich zunehmend in den negativen Bereich verschiebt. Das kann durchgängig geschehen oder aber auch phasenweise. Und auch die Intensität kann variieren. Auch ohne speziellen Anlass wie etwa ein Todesfall können immer kurze Phasen der Niedergeschlagenheit und Trauer vorkommen. Wenn diese Phasen überhand nehmen, länger oder intensiver werden, kann das auf eine depressive Störung hindeuten.

Im fortgeschrittenen Stadium einer Depression kann es auch zu einer Gefühlslosigkeit kommen oder besser gesagt zu einem Gefühl der Gefühlslosigkeit und der inneren Leere. Die Gemütslage bleibt niedergeschlagen, aber Betroffene empfinden auch keine Trauer mehr. Bei solch einer anhaltenden, ausgeprägten Gefühlslosigkeit ist die Diagnose vergleichsweise einfach.

Der Verlust von Interesse und Freude

Wiederum in einem fortgeschrittenen Stadium ist speziell der Verlust von positiven Empfindungen und damit einhergehend auch allgemein von Interesse an Etwas eine spezielle Facette der Gefühllosigkeit.

Allerdings kann beides auch bereits in einem frühen Stadium auftreten. Insbesondere der Verlust von Interesse kann schleichend geschehen, wobei er zugleich aber auch mitunter sehr rasch und einschlägig auftreten kann. Das kann durch das Abwenden von allem Möglichen geschehen. Sei es das Aufgeben eines Hobbys, eines Interesses, von Sport, eines Vereins oder anderer Freizeitaktivitäten bis hin zum Abwenden von anderen Menschen.

Der Verlust von Interesse ist ein allgemeiner Vorgang. Es kann passieren, dass das Interesse zunehmend abnimmt und immer mehr Bereiche betrifft. Natürlich ist auch hier Desinteresse grundsätzlich etwas völlig Normales und auch der Verlust von einem speziellen Interesse ist nicht depressiv. Wenn allerdings zunehmend einfach nichts mehr interessiert, wenn die Begeisterung für Etwas nicht mehr vorhanden ist, kann das ein depressiv Symptom sein.

depressiv? | Symptome einer Depression in einer englischen Infografik näher erläutert (© svtdesign - stock.adobe.com)
depressiv? | Symptome einer Depression in einer englischen Infografik näher erläutert (© svtdesign – stock.adobe.com)

Die Antriebslosigkeit

Das dritte Hauptsymptom wird häufig von vielen mit Faulheit oder zumindest noch bloßer Prokrastination verwechselt (vgl. Prokrastination Definition). Eine gewisse Antriebslosigkeit ist wiederum völlig normal und in manchen Lebensabschnitten kommt sie auch vermehrt vor. Im Rahmen einer Depression kann sie jedoch weit darüber hinausgehen. Sie kann sich zudem auch schleichend intensivieren. Zu Beginn werden Unternehmungen und spezielle Tätigkeiten vermieden, schließlich Stück für Stück auch die täglichen Hausarbeiten bis hin zur eigenen Körperhygiene. Das Ende der Skala sind bei schweren Depressionen Betroffene, die das Bett nicht mehr verlassen können. Das heißt, die Antriebslosigkeit ist so stark, dass sie kaum noch aus dem Bett kommen.

Bei diesen drei Hauptsymptomen ist es nun auch in Kombination eine Frage der Intensität und der Dauer, ob sie darauf hindeuten, dass man depressiv ist oder nicht. Ein kompliziertes Feld ist dabei die Psychosomatik, da man hier selber die Ursachen kaum zuordnen kann (siehe auch psychosomatische Erkrankungpsychosomatische Klinik).

Bin ich depressiv – der Depressionstest

Bei sich selbst so zuverlässig die depressiv Symptome zu diagnostizieren, dass man sie schließlich professionell vom einem Arzt diagnostizieren lässt, ist nicht immer leicht. Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, rasch und unkompliziert im Internet einen Depressionstest zu machen, also eine Reihe von Fragen zu beantworten, die dabei helfen können, herauszufinden, ob man unter Umständen depressiv ist oder nicht. Solch ein depressiv Test bietet allerdings immer nur Anhaltspunkte. Kein Selbsttest kann eine medizinische Diagnose ersetzen. Allerdings kann er helfen, Anzeichen zu erkennen und schließlich einen Arzt aufzusuchen.
Es gibt auch medizinisch empfohlene Möglichkeiten für einen Selbsttest. Der Zwei-Fragen-Test etwa ist eine der einfachsten und zugleich effektivste Möglichkeiten, eine depressive Tendenz bei sich selbst auszumachen. Es besteht nur aus zwei Fragen:

  • Hast du dich im letzten Monat häufig bedrückt, traurig, hoffnungslos oder niedergeschlagen gefühlt?
  • Würdest du sagen, dass du im letzten Monat deutlich weniger Freude und Lust hattest an Dingen, die du für gewöhnlich gerne tust?

Es kann sich lohnen, sich diese beiden Fragen ernsthaft zu stellen. Das bedeutet auch, ein wenig darüber nachzudenken. Wenn schließlich beide Fragen reflektiert mit „Ja“ beantwortet werden, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Frage – bin ich depressiv – tatsächlich zu bejahen ist. Dann gilt es, die oben aufgeführten depressiv Symptome genau zu prüfen. Natürlich kann man trotzdem einen weiteren depressiv Test im Internet machen. Der Sinn von solch einem Selbsttest liegt in erster Linie darin, dass man sich die richtigen Fragen stellt. (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Zwei-Fragen-Test )

Bin ich depressiv?! (© Black Brush / stock.adobe.com)
Bin ich depressiv?! (© Black Brush / stock.adobe.com)

Ehrlich zu sich selbst sein

Gerade bei einem depressiv Test aus dem Internet oder dem Zwei-Fragen-Test gilt es, sich nicht selbst zu belügen bzw. nicht der eigenen, möglicherweise etwas verzerrten Wahrnehmung zu unterliegen. Das ist allerdings nicht immer so einfach. Dabei sollte allerdings klar sein, dass die Anzeichen für eine depressive Störung, die man bei sich selbst meint zu entdecken, nur dazu führen können, dass man sich professionelle Hilfe sucht. Eine echte Diagnose kann nur ein Arzt stellen und auch die Behandlung solch einer Erkrankung muss meist professionell geschehen.

Je nach Schweregrad und Symptome kann es auch ziemlich eindeutig sein, dass jemand depressiv ist. Viele Betroffene neigen jedoch dazu, sich das nicht einzugestehen und das verklären zu wollen. Das ist zwar verständlich auch natürlich, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es diese Tendenz des Schönredens von Erkrankungen gibt. Es gibt allerdings auch das Gegenteil. In diesem Fall wird aber spätestens der aufgesucht Arzt die Sache klären, während es bei dem Schönreden zu einer Verschleppung der Krankheit kommen kann.

Spezialfall depressive Verstimmung und Dysthymie

Ganz besonders anfällig für das Kleinreden und Verschleppen ist die depressive Verstimmung. Bei dieser treten die Depressionen in Phasen und auch schubweise auf. Die Intensität kann variieren. Problematisch ist dabei, dass Phasen von schwerwiegenderen Depressionen von Phasen abgelöst werden, die, mit einer depressiven Verstimmung bezeichnet, weniger intensiv sind und damit ein gewisses Gewohnheitspotential haben.

Klarer wird das in dem Fall der Dysthymie (Dysthymia), die eine chronisch gewordene depressive Verstimmung bezeichnet. Da diese Verstimmungen schleichend und sehr langsam intensiver werden und sich die Betroffenen an sie über lange Zeiträume hinweg gewöhnen und sogar anpassen, kann sich diese Erkrankung über mehrere Jahre hinweg ziehen. Der Leidensdruck wird dabei quasi verschoben und die Betroffenen können die depressiven Symptome als Teil ihrer Persönlichkeit verstehen.

  • de.wikipedia.org/wiki/Dysthymie

Depressive Störung: Hilfe und Selbsthilfe

Eine depressive Störung erfordert immer eine gewisse Selbsthilfe bei der Behandlung. Eine Psychotherapie ist, auch wenn unterstützende Psychopharmaka wie Antidepressiva dabei eine große Rolle spielen, immer auch Arbeit an und mit sich selbst.
Es ist deswegen wichtig, sich einzugestehen, dass man depressiv ist. Und falls man sich dabei nicht ganz sicher ist, braucht man sich in der Regel auch nicht zu große Sorgen zu machen. Man landet nicht gleich in der Psychiatrie und man bekommt auch nicht sofort starke Medikamente verabreicht. Eine Therapie kann sehr vieles beinhalten (vgl. Gesprächstherapien, Konfrontationstherapien, Verhaltenstherapien) und in den meisten Fällen gibt es mit einer guten Psychotherapie und bei Bedarf einer Unterstützung durch leichte Antidepressiva sehr gute Heilungschancen. Und je früher man sich um die Behandlung kümmert, je rascher kann diese auch zum Erfolg führen. Mitunter ist gar nicht so viel nötig, wie man sich das in seinen negativen Gedanken ausmalt.

Bei einer Verschleppung von Depressionen hingegen kann es immer schwieriger werden. Zumal man auch zunehmend die eigenen Lebensbedingungen dem eigenen Gemütszustand gemäß gestaltet. Damit können gewisserweise immer neue Ursachen für die eigen Depression geschaffen werden bzw. regelrecht reproduziert werden. Das kann eine Therapie entsprechend erschweren und dann kann ein Aufenthalt in der Psychiatrie ein notwendiges Mittel sein.

Selbst zu erkennen, ob man depressiv ist, ist also nicht immer leicht, kann dafür aber sehr wichtig sein. Jedoch sollte man sich immer klarmachen, dass der nächste Schritt der Schritt zum Arzt ist und dass die Selbstdiagnose von diesem professionell bestätigt oder aber auch ausgeschlossen wird. Das bedeutet, es geht in erster Linie nur darum, diesen ersten (wenn auch häufig schweren) Schritt zu machen.

Weiterführende Quellen zum Thema Symptome, Test und Therapie depressiver Störungen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Depression#Symptome

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen