Beruhigungsmittel bei Stress und gegen Angst

Beruhigungsmittel: Beruhigungstabletten, Beruhigungstropfen - pflanzlich vs. chemisch (© PhotoSG / Fotolia)
Beruhigungsmittel: Beruhigungstabletten, Beruhigungstropfen - pflanzlich vs. chemisch (© PhotoSG / Fotolia)

Innere Unruhe, Nervosität, Beklemmungsgefühle und Angst, das hat wohl jeder schon einmal erlebt. Gerät der Körper vorübergehend in einen Stresszustand, wird das vegetative Nervensystem aktiviert, um einer starken Belastung standzuhalten und ein Optimum an Leistungen zu erbringen.

Prüfungsängste, wichtige persönliche Ereignisse, Änderungen im unmittelbaren Umfeld können Auslöser für Ruhelosigkeit und innerer Erregung sein. Nach einer Stressphase sollte immer eine Phase der Erholung folgen, damit der Körper zur Ruhe kommt (siehe auch Ruhe finden). Permanente Stresssituationen und ausbleibende Ruhephasen wirken sich negativ auf Körper und Seele aus. Die natürliche Gelassenheit geht verloren, Betroffene fühlen sich gestresst und gehetzt.

Körperlich äußert sich die Abgespanntheit durch zitternde Hände, Schweißausbrüche, Herzrasen oder Augenzucken. Kommt der Körper nicht zur Ruhe, fühlt man sich abgespannt und ausgelaugt, Niedergeschlagenheit und Versagensängste sind mögliche Folgen.



Welche Hausmittel und bekannte Beruhigungsmittel gibt es bei leichten Unruhezuständen?

Die mit der Nervosität einhergehenden Symptome wie erhöhte Atemfrequenz, beschleunigter Herzschlag, Schmerzen in der Brust, Schwitzen, Übelkeit und Schwindel können mit einigen Hausmitteln gelindert werden.

Atemübungen gegen Nervosität

Eine der effektivsten Atemübungen zur Entspannung ist die Bauchatmung. Unsere Atmung ist untrennbar mit emotionalen Befindlichkeiten gekoppelt. Erleben wir negative Stresszustände häufig, reagiert unsere Atmung mit Verspannungen wie z.B. Kurzatmigkeit, Hecheln oder beklemmende Brustatmung. Die entspannende Bauchatmung kann man sehr leicht erlernen, der Körper kann wieder zur Ruhe kommen. Unter https://www.youtube.com/watch?v=6dlm64za5Uw gibt es ein veranschauendliches Video zur Erlernung der Bauchatmung, hochgeladen von der AOK Rheinland.

Entspannungstechniken gegen Nervosität

Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen und Yoga sind einige bekannte Beruhigungsmittel bei Unruhezuständen (vgl. innere Unruhe bekämpfen), Kurse werden von Krankenkassen – teilweise auch kostenlos – , von Volkshochschulen und Gesundheitszentren angeboten. Siehe auch Entspannungsmethoden.

Weitere Hausmittel

  • Verzicht auf Koffein, besser geeignet für die Nerven sind grüne Tees, Kräutertees und Buttermilch.
  • Ein Mittel, das jedem zur Verfügung steht, ist Bewegung. Der Körper kann sich nicht gleichzeitig auf beides konzentrieren, bewegen wir uns, fällt die Nervosität ab.
  • Sport setzt Endorphine frei, sie werden als Glückshormone bezeichnet, Angst und Nervosität werden gelindert.
  • Denken Sie positiv, hier sollte versucht werden, in allen Situationen das Bestmögliche daraus zu machen. Alles ist besser, als ein routinierter Griff zu Beruhigungstabletten, sei es aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit, um sich nicht mit dem eigentlichen Problem zu befassen.

Um wieder innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu erlangen, denken viele über die Einnahme von Beruhigungsmitteln in Form von Beruhigungstabletten oder Beruhigungstropfen nach.

Was genau zählt als Mittel zur Beruhigung?

Als Beruhigungsmittel, auch Sedativa genannt, bezeichnet man Medikamente mit einer dämpfenden Wirkung auf das Gehirn. Eingesetzt werden sie bei Unruhezuständen, Schlafstörungen und psychischen Erkrankungen wie z.B. Angst- und Panikattacken.

Bei länger andauerndem Gebrauch können viele Beruhigungsmittel abhängig machen.

Man unterscheidet zwischen pflanzlichen Beruhigungsmitteln und den synthetisch hergestellten, die Beruhigungsmittel Liste ist lang.

Pflanzliche Beruhigungsmittel bei Stress und gegen Angst

Die Einnahme von pflanzlichen Beruhigungsmitteln wie z.B. Baldrian, Johanniskraut, Lavendel und Passionsblume bei Unruhezuständen und in höherer Dosierung als Schlafmittel hat eine lange Tradition. Bei vorübergehender Einnahme sind sie weitgehend nebenwirkungsfrei, dies ist ein klarer Vorteil gegenüber den synthetisch hergestellten Schlaf- und Beruhigungsmitteln.

Pflanzliche Beruhigungsmittel in Form von Dragees, Tabletten, Tropfen und Tees sind ohne Rezept erhältlich und ohne Suchtgefahr zu sich zu nehmen.

Beruhigungstropfen, z.B. rezeptfrei pflanzlich auf Basis von Baldrian (© Gina Sanders / Fotolia)
Beruhigungstropfen, z.B. rezeptfrei pflanzlich auf Basis von Baldrian (© Gina Sanders / Fotolia)

Beruhigungsmittel Liste ohne Rezept

Folgende bekannte Beruhigungsmittel sind rezeptfrei in Apotheken oder Drogerien zu erwerben, ohne Suchtgefahr zu verwenden und als Hausmittel alt bewährt.

  • Das Kraut der Passionsblume wird seit Jahrhunderten als pflanzliches Beruhigungsmittel eingesetzt, es macht ruhig, aber nicht benommen, Reaktionsvermögen und Konzentrationsfähigkeit bleiben erhalten. Aufgrund ihrer krampf- und angstlösenden Wirkung wird die Passionsblume bei vielen nervös bedingten Gesundheitszuständen wie z.B. Schlaflosigkeit und Ängsten angewendet und als Tee, Tropfen und als Tinktur eingenommen; durchgehend sind Passionsblumenkraut-Beruhigungsmittel rezeptfrei.
  • Lavendel ist eine bekannte Heilpflanze (Arzneilavendel), sie wirkt beruhigend, stresslindernd und angstlösend, auch als Einschlafhilfe findet sie Verwendung. Die Inhaltsstoffe aus der Lavendelblüte wirken sich positiv auf Schlaf und Psyche aus, zum Einsatz kommen sie z.B. als Entspannungsbad, in Form einer Tablette, als Tropfen oder als Öl.
  • Ein weiteres bekanntes Beruhigungsmittel ist Zitronenmelisse oder Melisse. Das Extrakt der Melisse schmeckt herrlich zitronig und hat entspannende und schlaffördernde Eigenschaften, oft wird die Heilpflanze mit Auszügen aus Hopfen (Hopfenzapfen), Baldrian und Passionsblume kombiniert (z.B. Baldrianwurzel + Melissenblätter Extrakte in den Euvegal Beruhigungstropfen).
  • Johanniskraut ist bekannt als pflanzliches Antidepressivum, wirkt sich aber auch positiv auf das Schlafverhalten aus (siehe auch natürliche Antidepressiva Liste). In Form von Tabletten wird es bei leichten Depressionen (siehe depressive Verstimmung), bei Angst und Stimmungsschwankungen eingesetzt, auch dieses
    Beruhigungsmittel ist rezeptfrei erhältlich, in den höheren wirksamen Dosen allerdings teilweise auch verschreibungspflichtig; siehe dazu unsere Berichterstattung zum Thema Laif 900 rezeptflichtig vs. Laif 900 balance rezeptfrei.
  • Baldrian hat eine dämpfende Wirkung auf das Nervensystem und führt zur Entspannung. Als Darreichungsformen steht Baldrian in Form von Tropfen, Beruhigungstee und als Beruhigungstabletten auf pflanzlicher Basis zur Verfügung (siehe auch: Hilft Baldrian bei Angst?).
Beruhigungsmittel rezeptfrei: In der Rubrik "pflanzliche Beruhigungsmittel" sind Baldrian-Beruhigungstabletten der Platzhirsch. Hier sollte man jedoch auf eine möglichst hohe Dosis achten, denn zu geringe Dosen bringen keine Wirkung und Nebenwirkungen werden nicht erwartet (© PhotoSG / Fotolia)
Beruhigungsmittel rezeptfrei: In der Rubrik „pflanzliche Beruhigungsmittel“ sind Baldrian-Beruhigungstabletten der Platzhirsch. Hier sollte man jedoch auf eine möglichst hohe Dosis achten, denn zu geringe Dosen bringen keine Wirkung und Nebenwirkungen werden nicht erwartet (© PhotoSG / Fotolia)

Es sind noch eine Reihe weiterer Beruhigungsmittel rezeptfrei zu bekommen, hier geben Ärzte und Apotheker gerne Auskunft über die verschiedenen individuellen Einsatzmöglichkeiten.

Viele Naturheilmittel sind für einen längeren Einnahmezeitraum ausgerichtet und entfalten oft erst nach vier bis sechs Wochen ihre volle Wirkung.

Medikamentöse Behandlung mit chemischen Sedativa

Wer über eine medikamentöse Behandlung mit Sedativa / Tranquilizern nachdenkt, sollte sich auf jeden Fall vorher mit seinem Arzt über seine genauen Beschwerden unterhalten, denn hierbei gibt es vieles zu beachten und zu unterscheiden. Die chemisch hergestellten starken Beruhigungsmittel enthalten verschiedene Wirkstoffe bzw. Wirkstoffgruppen, die im Folgenden erläutert werden.

Benzodiazepine

Sie wirken beruhigend, angstlösend, schlaffördernd und krampflösend. Diese Psychopharmaka werden eingesetzt bei Ängsten, Schlafstörungen und psychischen Erkrankungen (siehe auch: psychische Erkrankungen: Arten / Liste / Beispiele).

Benzodiazepine können abhängig machen, sie dürfen nur kurzzeitig und nur nach Anweisung des Arztes eingenommen werden, sie sind verschreibungspflichtig (siehe auch unsere Benzodiazepine Übersicht).

Sedativa und Schlafmittel: Chemische Beruhigungsmittel und Schlaftabletten haben häufig hohes Suchtpotential (z.B. Benzodiazepine, Barbiturate), weswegen viele Verbraucher auf "natürliche", "pflanzliche", "homöopathische" Mittel setzen, die es rezeptfrei in der Apotheke oder Drogerie gibt. Doch viele Präparate rund um Baldrian, Johanneskraut, Lavendel, Melisse und Co. haben wiederum zu niedrige Wirkstoffdosen, um wirklich etwas über einen Placebo-Effekt hinaus zu bringen ( © Lars Zahner / Fotolia)
Sedativa und Schlafmittel: Chemische Beruhigungsmittel und Schlaftabletten haben häufig hohes Suchtpotential (z.B. Benzodiazepine, Barbiturate), weswegen viele Verbraucher auf „natürliche“, „pflanzliche“, „homöopathische“ Mittel setzen, die es rezeptfrei in der Apotheke oder Drogerie gibt. Doch viele Präparate rund um Baldrian, Johanneskraut, Lavendel, Melisse und Co. haben wiederum zu niedrige Wirkstoffdosen, um wirklich etwas über einen Placebo-Effekt hinaus zu bringen ( © Lars Zahner / Fotolia)

Barbiturate

Sie werden zur Beruhigung, zum Ein- und Durchschlafen eingesetzt, sie gelten als Schlafmittel. Auch sie beinhalten ein hohes Sucht- und Missbrauchspotenzial, bitte nur nach Anweisung einnehmen, sie sind ebenfalls rezeptpflichtig und meist als Beruhigungstabletten erhältlich.

Neuroleptika

Bei der Behandlung von Psychosen wie Wahn, Halluzination oder Verfolgungswahn kommen sie zum Einsatz (siehe Was ist eine Psychose?), auch bei Angst- und Zwangsstörungen sowie bei Depressionen finden sie ihre Anwendung. Als starke Beruhigungsmittel sind sie genauso verschreibungspflichtig.

Antidepressiva

Antidepressive Medikamente gehören ebenfalls in die Beruhigungsmittel Liste. Sie werden hauptsächlich zur Behandlung von Depressionen verordnet, ferner finden sie ihren Einsatzbereich bei Angst- und Panikattacken. Antidepressiva werden oft begleitend zu einer Psychotherapie angewendet. Solche Sedativa in Form von Beruhigungstabletten sind nicht rezeptfrei zu bekommen, hier muss vor der Verordnung eine ausführliche Untersuchung stattfinden, um aus der umfangreichen Beruhigungsmittel Liste das individuell passende Medikament auszuwählen.

Beruhigungstabletten pflanzlicher und chemischer Art und ihre Nebenwirkungen

Bei körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen treten oft Unruhezustände auf. In akuten Zeiten kann es sinnvoll sein, vorübergehend Sedativa einzunehmen, um die Symptomatik zu verbessern. Die auf pflanzlicher Basis bestehenden Beruhigungsmittel sind rezeptfrei zu kaufen und tendenziell ohne Suchtgefahr einzunehmen. Kurzfristig können sie helfen, wieder zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit zu gelangen.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Auch vor der Einnahme von pflanzlichen Beruhigungsmitteln sollte vorher eine gründliche Anamnese durch den Hausarzt stattfinden, um unter Berücksichtigung von Vorerkrankungen das passende Produkt auszuwählen.

Allgemein haben Beruhigungsmittel mit pflanzlichen Inhaltsstoffen weniger Nebenwirkungen als die chemischen Tranquilizer. Da auch ihre Wirkung im Normalfall nicht so stark ausfällt, gibt es die Beruhigungstabletten rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen, trotz allem sollte man sich über mögliche Nebenwirkungen informieren
bzw. beraten lassen.

Leichte Unruhezustände und Ängste lassen sich so für einen gewissen Zeitraum überstehen, länger als drei Monate sollte aber auch ein pflanzliches Produkt nicht ohne nähere ärztliche Absprache eingenommen werden. Zur Lösung andauernder und schwerer Probleme sind sie nicht geeignet, eine Psychotherapie ist hier der sinnvollere Weg.

Wie sieht es mit den Nebenwirkungen bei starken Beruhigungsmitteln aus?

Die Nebenwirkungen chemischer Sedativa sind erheblich (vgl. parallel: Antidepressiva Nebenwirkung), daher sind sie rezeptpflichtig. Sie beeinträchtigen das Reaktionsvermögen, die Sinneswahrnehmungen, die Körperbeherrschung und das Gleichgewicht, auch Puls und Blutdruck werden verändert.

Bei zu hoher Dosierung führen sie zu einem Bewusstseinsverlust, Reflexe und Atmung werden eingeschränkt. Bei Vorerkrankungen und in Kombination mit Alkohol, Drogen und Medikamenten kann es zu gefährlichen Reaktionen des Körpers kommen.

Starke Beruhigungstabletten dürfen nur vom Arzt verordnet und sollten nur nach genauer Anweisung und nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, auch hier gilt Suchtgefahr.

Wie äußert sich Tablettensucht?

Die Betroffenen entwickeln ein kaum beherrschbares Verlangen nach einem bestimmten Medikament wie eben z.B. bestimmten Beruhigungstabletten; setzen sie das Präparat ab, bekommen sie
körperliche und seelische Entzugserscheinungen.

Medikamentenmissbrauch liegt vor, wenn ein Produkt zu lange, in zu hoher Dosierung oder ohne medizinische Notwendigkeit eingenommen wird. Es kommt zu einer sogenannten Toleranzerhöhung, d.h. die Dosis muss immer weiter erhöht werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Der Weg in die Abhängigkeit ist nicht mehr weit.

Der Griff zu Beruhigungstabletten pflanzlicher oder chemischer Art sollte gut durchdacht und nach möglichen Alternativen gesucht werden. Beruhigungstabletten lösen keine Probleme und ersetzten keine nötige Therapie.

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