Tief atmen! - Atemmübungen zur Beruhigung und Entspannung (© gustavofrazao / Fotolia)

Atemübungen zur Beruhigung und Entspannung, richtiges Atmen bei Angst und gegen Stress

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Bei allen seelischen Belastungen schlägt das Herz schneller. Der Atem flattert oder stockt für einen Moment. Das passiert sowohl bei positiver Erregung, wie auch bei Stress oder Ängsten. Ein Lottogewinn verursacht ebenso einen Atem-Aussetzer wie ein Schock oder eine Panikattacke. Wer an Verfolgungswahn leidet, befindet sich in einem permanenten Alarmzustand. Er braucht dringlich Entlastung, um nicht durchzudrehen.

Aus dieser kleinen Einleitung wird ersichtlich, dass der Atem und unsere Gefühlslage sehr eng miteinander verwoben sind. Je nach seelischer Befindlichkeit atmen wir tief oder flach – oder wir hyperventilieren in dem Bemühen, unsere Panik unter Kontrolle zu bekommen. Tatsächlich hat sie gerade uns unter Kontrolle. Nach dieser Feststellung ergibt sich logisch, dass Atemübungen und gezieltes Atemtraining für richtiges Atmen im Stress hilfreich sein können, um Ängsten, Panik, Stress und anderen seelischen Belastungen entgegenzutreten.

Atemübungen gegen seelische Belastungen

Der Atem ist bei den meisten Menschen chronisch zu flach. Eine Erklärung: Viele Menschen haben sitzende Berufe. Viele sitzen aus anderen Gründen stundenlang am PC oder vor dem Fernseher. Dabei wird das Zwerchfell eingeklemmt. Wir atmen nicht oft genug befreit durch, sondern unser Atem ist zu flach. Die Sauerstoffversorgung ist daher viel zu oft nur eingeschränkt. Beim Sport ist sie hingegen aktiviert. Das steigert die Sauerstoffversorgung und verbessert die Durchblutung.

Atmen kann aber auch beruhigen. Die Konzentration auf das Ein- und Ausatmen wird nicht zufällig bei der Meditation angeraten (siehe Meditation lernen). Auch beim Yoga, beim Chi Gong oder bei Tai Chi-Übungen spielt die Atmung eine wesentliche Rolle. Die tiefe Bauchatmung ist beruhigend. Sie ist aus gesundheitlicher Sicht empfehlenswert. Atemübungen können also gezielt gegen Stress, seelische Belastungen und Ängste eingesetzt werden. Nichts ist einfacher, als sich in solchen Momenten auf das Atmen zu konzentrieren. Der Knackpunkt ist vielmehr, in solchen Momenten daran zu denken, dass bewusstes Atmen beruhigt.

Menschen, die bereits beim Yoga, bei der Meditation, bei Chi Gong-Übungen den Atem bewusst wahrgenommen und gelenkt haben, sind hier im Vorteil. Auch beim Singen ist der Atem tiefer. Er muss bewusst dosiert werden, um die Tonlänge halten zu können. Andere Menschen können bei einer Therapeutin ein Atemtraining buchen.

Richtig atmen: Die Atmung hält uns am Leben

Zu atmen heißt, zu leben. Ohne Sauerstoffzufuhr ist das allerdings nicht möglich. Das Atmen geschieht quasi automatisch. Der größte Teil der Atem-Arbeit wird durch die Lunge erledigt. Unterstützt wird diese beim Menschen durch die sogenannte Zellatmung. Verschiedene Tiere und Pflanzen haben ganz eigene Atmungstechniken entwickelt – beispielsweise durch die Haut, durch Kiemen oder Tracheen.

Bereits früh in der Geschichte des Menschen stellte der Buddhismus das bewusste Atmen bei der Meditation in den Fokus. Spezielle Atemübungen kannte man damals schon vom Yoga, dem indischen System, um Geist, Seele und Körper in Einklang zu bringen. Das bewusste Atmen galt auch im Ayurveda als nährend und reinigend. Auf biologischer Ebene versorgt das Einatmen den Körper mit Sauerstoff. Beim Ausatmen entsorgt der Organismus Spaltprodukte, die aus dem Atmen entstehen: Wasser und Kohlendioxid.


Buch über richtiges Atmen und die Rolle von Atemübungen zur Entspannung (Amazon)
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Fachleute unterscheiden eine äußere und eine innere Atmung. Die äußere Atmung betrifft den eben beschriebenen Gasaustausch über die Lunge. Die Steuerung der Atmung geschieht im Gehirn. Dort gibt es ein Atemzentrum. Die einströmende Luft wird auf ihrem Weg über Mund, Nase, Rachen und Luftröhre vorgewärmt, befeuchtet und gereinigt. Die Bronchien und Bronchiolen leiten die Luft dann weiter an die Lunge. Dort warten bereits ca. 300 Millionen dünnwandiger Lungenbläschen – sogenannte Alveolen – auf die eingeatmete Luft.

Die Alveolen funktionieren wie eine Art Membran. Diese gibt den Sauerstoff an das Blut ab. Sie leiten zugleich die verbrauchte Atemluft auf demselben Weg zurück ans Tageslicht. Die innere Atmung ist das, was wir als Zellatmung oder Gewebeatmung bezeichnen. Dabei geht es um biochemische Prozesse im Zellinneren. Hier werden organische Stoffe bzw. Nahrungsbestandteile durch den Kontakt mit Sauerstoff oxidiert. Dadurch soll gespeicherte Energie freigesetzt werden, die im organischen Stoff enthalten ist.

Das Kohlendioxid, das ausgeatmet wird, fällt während der inneren Atmung an. Aus dem Blutkreislauf wird es in die Lunge eingespeist und kann dann mit der äußeren Atmung entsorgt werden. Beide Systeme hängen also zusammen.

Warum sind Atemübungen hilfreich?

Jede Atemübung versorgt den Organismus mit Sauerstoff. Atemübungen haben aber auch einen therapeutischen Nutzen. Dieser gilt nicht nur für COPD-, Asthma- oder Lungenpatienten, sondern auch für Menschen mit psychischen Problemen. Bei Panik, Stress und Angst verändern sich Herzschlag und Atemfrequenz. Sie übernehmen gefühlt die Kontrolle und versetzen den Körper in einen Alarmzustand. Selbst Menschen, die sich normalerweise als Herren jeder Lage fühlen, können von einer Panikattacke oder einem Albtraum kalt erwischt werden.

Atemübungen wurden im Rahmen der Atemtherapie entwickelt. Neben Funktionen wie Sauerstoffversorgung, Training der Atemmuskulatur oder besserer Körperwahrnehmung hat das bewusste Atmen auch eine beruhigende Komponente. Atemübungen zu machen, hilft also ebenso wie Klopftraining (siehe Klopftechniken) gegen Ängste, Panikattacken und der damit verbundenen Angst vor Kontrollverlust. Das bewusste Atmen dient außerdem dem Stressabbau und der Entspannung aller angespannten Muskeln.

CD Atementspannung - Atemübungen für entspannende Atmung (Amazon)
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Atemübungen helfen beim Einschlafen. Sie sind als Teil der Meditation bekannt und verhelfen den Meditierenden zu innerer Ruhe. Die Gedankenmühlen mahlen langsamer, wenn jemand sich auf den Atem konzentriert. Eine Atemübung kann im Liegen, im Sitzen oder im Stehen vollzogen werden. Atemübungen kann jeder im Rahmen von Meditationsübungen oder bei manchen Sportarten erlernen. Beispielsweise erfolgt beim Chi Gong im Stehen eine bewusste Atemlenkung. Der Atem wird mit der langsamen, meditativen Bewegung harmonisiert.

Beim Yoga sind spezielle Atemübungen wie die einseitige Nasenatmung üblich. Diese Atemübungen sollen reinigen und kräftigen. Bei jeder Atemübung stellt sich unweigerlich Entspannung ein. Wer während einer besonders stressigen Zeit im Büro Atemübungen macht, kann dem Stressabbau entgegenarbeiten. Die Atemübung pumpt Sauerstoff ins Blut. Sie beruhigt und ermöglicht anschließend konzentrierteres Arbeiten. Atemübungen können bei Stress, Versagensangst, Prüfungsstress, Grübelzwang oder Unruhezuständen eingesetzt werden. Atemübungen können auch eine übermäßige Agitiertheit beruhigen. Sie können aufkommende Panik im Keim ersticken oder Herzrasen durch Angstträume beruhigen.

Auch Zukunftsangst kann mit Hilfe einer Atemübung abgemildert werden. So gesehen, wirkt eine Atemübung ähnlich wie ein Sedativum. Jeder Mensch kann sich bei Problemen auf das Atmen zurückziehen und eine Atemübung machen. In ruhigem Zustand bewertet der Geist manches anders, als im Zustand der Erregtheit und Panik. Im Zustand der Entspannung kann jeder leichter Einschlafen als im Grübel-Modus oder bei Sorgen.

Atemübung oder angstlösende Medikamente?

Wichtig scheint, dass jemand die Kontrolle über seinen ängstlichen oder gestressten Zustand wieder herstellt. Dazu kann eine Atemübung ebenso hilfreich sein wie die EFT Klopftherapie, ein warmes Bad oder ein Gespräch mit vertrauten Freunden. Meditation kann bei Stress eine äußerst beruhigende Wirkung haben. Stressabbau verringert die Menge der Stresshormone im Körper. Ängste und Panikzustände sorgen dafür, dass vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden.

Klopftechnik(en) gegen Angst, Nervosität, Panik, Depressionen?

Angst, sagt mancher, ist kein guter Ratgeber. Um die Atmung wieder zu beruhigen, ist jedes hilfreiche Mittel recht. In manchen Fällen sind psychische Erkrankungen die Ursache ständiger Alarmbereitschaft. In diesem Fall sind Medikamente, die Ängste lösen und eine beruhigende Wirkung haben, sicher hilfreich. Jedoch sollte ein Hausarzt darüber entscheiden, ob Medikamente gegen die Angst wirklich notwendig sind. Manchmal genügt eine Atemübung. Auch rezeptfreie Beruhigungsmittel z.B. in Form von Baldriantabletten oder mit Hopfenzapfen oder Melisse sind eine gute Alternative zu rezeptpflichtigen Medikamenten.

Spaziergänge in der Natur wirken wie natürliche Stimmungsaufheller. Der Grund dafür ist das Vitamin D, das durch Sonneneinstrahlung über die Haut gebildet wird. Außerdem beruhigt die Natur auch von sich aus. Sie sorgt von ganz allein für Entspannung. Aufenthalte in der freien Natur mildern Ängste und Sorgen. Bewegung verhilft zu besserem Einschlafen (vgl. unsere Tipps zum Einschlafen). Die Sauerstoffaufnahme wird auch im Sitzen auf einer Wiese verbessert. Eine entspannte Atemübung im Liegen ermöglicht den Blick in den Wolkenhimmel. Dessen Weite macht auch den Geist weit.

Im Zustand der Panik ist der Geist verengt. Die Sicht sollte sich wieder weiten können, um nicht länger in der Erregung zu verharren. Mit panischen Gedanken im Kopf wird das Einschlafen mühsam.

Richtiges Atmen – Quellen und weiterführende Ressourcen:

  • https://www.asanayoga.de/pranayama-atemuebungen-im-yoga/
  • https://www.atmensiesichgesund.de/?campaignId=28755&gclid=EAIaIQobChMIz7v-mfTI6AIVAtHeCh3BJgc6EAMYASAAEgLMzfD_BwE
  • https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/praevention-und-vorsorge/campus-coach/atemuebungen-167902
  • https://www.fitforfun.de/gesundheit/tief-luft-holen-warum-richtiges-atmen-so-wichtig-ist-198372.html
  • https://gesundheit-koerper-seele.com/entspannung-in-der-natur/
  • https://www.helsana.ch/de/vier-atemuebungen-zur-entspannung
  • https://www.helsana.ch/de/blog/atmen
  • https://www.lungenaerzte-im-netz.de/unsere-atemwege/funktion/die-einzelnen-atembewegungen/
  • https://meditierenlernen.org/10-atemuebungen-gegen-stress-sorgen-kopfschmerzen/
  • https://www.netdoktor.de/anatomie/atmung/
  • https://www.netdoktor.de/therapien/atemuebungen/
  • https://www.selfapy.de/blog/angst-und-panik/erste-hilfe-bei-panikattacken/
  • https://www.welt.de/sport/fitness/article149989191/Atemtechniken-gegen-extreme-Angstzustaende.html
  • https://www.yogaderquelle.de/lesesaal/warum-den-atem-anhalten/
  • https://www.youtube.com/watch?v=HNU9SZuB3xE
  • https://www.youtube.com/watch?v=IhbqmJAAhzQ
  • https://www.youtube.com/watch?v=V5dbfermX7I

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