Übertriebene Angst vor Schulden, Überschuldung, Privatinsolvenz und dem Gerichtsvollzieher (© Gerhard Seybert / Fotolia)

Angst vor Schulden, Überschuldung, Privatinsolvenz

Wenn die Angst vor Schulden, Überschuldung oder Privatinsolvenz die Lebensqualität nimmt

Viele Menschen, die an einer Angsterkrankung leiden, besitzen große Schwierigkeiten beim Umgang mit Geld. Oft liegen starke Sorgen und Grübeleien beim Umgang mit finanziellen Mitteln vor. Und so führen die übertriebenen Ängste dazu, dass sich die Betroffenen selbst ein enormes Stück Lebensqualität nehmen. Doch woher kommen diese Bedenken und belastenden Gefühle? Die nachfolgenden Zeilen gehen dieser und weiteren spannenden Fragen rund um das Thema auf den Grund.

Der Ursprung von einer übertriebenen Angst vor den Schulden

Gerade Angstpatienten besitzen eine Vielzahl an angstauslösenden Szenarien, Gedanken oder Situationen. So kann auch der Umgang mit Geld für viele Betroffene mit großen Sorgen behaftet sein. Oft liegt, wie bei vielen Angsterkrankungen, der Ursprung in der Kindheit oder entstand durch angsterfüllte Erfahrungen im Leben. Wenn zum Beispiel ein Angstpatient aus einem armen Elternhaus entstammt, bei dem des Öfteren der Gerichtsvollzieher und andere staatliche Institutionen anklopften, so wird sich dies im Gedächtnis verankern. Die Eltern hatten kein Geld für dringend notwendige Dinge im Leben und so blieben viele angenehme und auch notwendige Güter auf der Strecke. Besonders für ein Kind ist es sehr schwierig mit dieser belastenden Situation umzugehen. Es versteht nicht, warum ein anderes Kind aus dem Kindergarten oder der Schule viele schöne Dinge bekommen kann und es selbst nicht. Wenn dazu die Eltern statt Schulden abbauen überschwänglich das Geld ausgeben und für grundlegende Dinge nichts mehr übrig bleibt, so ist ein Teufelskreis der finanziellen Not geboren.

Die Angst vor Überschuldung im Erwachsenenalter

Im späteren Erwachsenenalter möchten die Betroffenen an dieser Stelle aber alles richtig machen und versuchen so gut wie es geht in keinerlei finanzielle Not zu geraten. Dieses Vorhaben ist an sich eine gute Sache. Allerdings wird es schwierig, sobald einmal eine Familienplanung, eine Hochzeit oder eine größere Anschaffung im Raum stehen. Hier können die Betroffenen oftmals nicht differenzieren und trennen die Vergangenheit nicht von der Gegenwart. Sie leben trotz eines guten Einkommens noch weiterhin sehr sparsam und spärlich und gönnen sich sehr oft nichts Positives und Angenehmes im Leben. Die Angst, so zu werden wie die Eltern, und keinen vernünftigen Umgang mit Geld zu haben, belastet die Betroffenen so stark, sodass sie selbst gar nicht merken, dass auch die extrem sparsame Verwendung schon ein Fehlverhalten darstellt. Oft ist hier auch ein Mangel an Selbstwertschätzung (siehe auch Selbstliebe entwickeln) und Selbstbewusstsein (vgl. mangelndes Selbstbewusstsein) gegeben. Und auch dieser Ursprung ist oftmals an der Kindheit oder an verschiedenen einschneidenden Erlebnissen im Leben festzumachen.

Wenn Menschen der Gedanke an jegliche Art von Schulden Panik macht, dann ist auch eine an sich sinnvolle Immobilienfinanzierung nicht mehr möglich - zumindest nicht ohne vorherige psychotherapeutische Aufarbeitung der Problematik (© Gina Sanders / Fotolia)
Wenn Menschen der Gedanke an jegliche Art von Schulden Panik macht, dann ist auch eine an sich sinnvolle Immobilienfinanzierung nicht mehr möglich – zumindest nicht ohne vorherige psychotherapeutische Aufarbeitung der Problematik (© Gina Sanders / Fotolia)

Wenn die Angst vor Überschuldung die Lebensqualität raubt

Besonders wenn die Ängste der Betroffenen so groß sind, dass sie schon das Fortbestehen eines angenehmen Alltags und Lebens hindern, so ist hier dringend Handlungsbedarf. Denn wenn der Wocheneinkauf nur aus Reis, etwas Nudeln und Kartoffeln besteht, so tut man sich selbst nichts gutes. Schließlich soll man von seinem eigenem Geld auch etwas leisten können und nicht utopisch viel sparen müssen.

Oftmals ist das übersteigerte Sparverhalten aus Angst vor Schulden sogar so weit fortgeschritten, dass die Betroffenen im Winter nicht heizen, kein Licht zu Hause anmachen oder den Kühlschrank nicht angeschaltet haben. Wenn diese und noch weiter verstärkte Handlungen auftreten, so sollte umgehend professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Ein versierter Verhaltenstherapeut (siehe auch kognitive Therapie, Konfrontationstherapie und Gesprächspsychotherapie) zeigt an dieser Stelle bessere und sinnvolle Verhaltensweisen auf und eruiert zusammen mit dem Betroffenen den Ursprung der Angst. Natürlich werden hierbei nur die übertriebenen und schädlichen Denk- und Verhaltensmuster angepasst und nicht eine gesunde und rationale Haltung gegenüber Geld. Denn wer rational einen normalen Umgang mit Geld pflegt, der kann auch in einer späteren Partnerschaft und zum Beispiel beim Kauf einer eigenen Immobilie das Pro und Contra für sich heraus finden. Bis zu diesem Punkt dauert es in den meisten Fällen aber noch etwas. Jeder Betroffene sollte also nicht zu übereilt an die Bewältigung der Problematik gehen und sich selbst ausreichend viel Zeit geben. Denn gerade bei einer psychotherapeutischen Behandlung und etwaigen Beschwerden sind die ersten Erfolge oftmals nicht von heute auf morgen auszumachen, gerade wenn eine analytische Psychotherapie durchgeführt wird.

Tipps für Angehörige, Familie und Freunde

Besonders für Angehörige von Menschen mit übertriebener Angst vor Schulden ist es oftmals sehr schwierig herauszufinden, was mit den Betroffenen los ist. Die übertriebene Angst vor Schulden, Überschuldung oder einer Privatinsolvenz ihres Liebsten treibt viele Angehörige in eine echte Verzweiflung. Oftmals steht eine Finanzierung eines Projekts im Raum, dass der Betroffene vehement ablehnt und so fühlen sich die Angehörigen hilflos und wissen oft nicht was genau sie tun können. Und dies ist auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich sind psychische Erkrankungen nicht so offensichtlich in dem Krankheitsbild und müssen immer individuell betrachtet werden. Was man als Angehöriger aber in jedem Fall tun kann ist Verständnis für die Betroffenen zu zeigen und liebevoll und bestimmend zu verdeutlichen, dass ein Problem vorliegt. Schließlich stecken oftmals vielschichtige Hintergründe hinter den Verhaltensweisen der Personen und durch eine mitfühlende, rationale und liebevolle Haltung kann der Betroffene besser unterstützt werden. Natürlich sollte bei einer sehr großen und ausgeprägten Angst vor Überschuldung in jedem Fall ein Psychologe miteinbezogen werden. Zusammen in einer Therapie können dann Strategien entwickelt werden, wie die Angehörigen am besten auf die Betroffenen zugehen und agieren können. Selbstverständlich vorausgesetzt, dass der Betroffene selbst die Defizite erkennt und an ihnen arbeiten möchte.

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